Finanzen

Griechische Sparer müssen um ihre Sparguthaben bangen

Lesezeit: 2 min
05.07.2015 21:53
Griechenland steht vor einer schweren Banken-Krise. Als erste Maßnahme haben die griechischen Banken am Sonntagabend den Zugang der Kunden für ihre Bank-Safes gesperrt. Die Regierung erwägt die Einführung von Schuldscheinen, mit der die Wirtschaft statt einer Währung handeln könnte. Die EZB wird die griechischen Banken voraussichtlich noch nicht fallenlassen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Chefin der griechischen Bankenvereinigung Louka Katseli teilt mit, dass den Kunden per sofort der Zugang zu ihren Bank-Safes verwehrt wird. Es brauche einen gesetzlichen Akt, wie Kunden künftig an ihr Depositen kommen.

Alexis Tsipras hat eine Krisensitzung zu den Banken einberufen. Die griechische Regierung muss nun versuchen, den totalen Banken-Crash zu verhindern. Die Liquidität der Banken reicht höchstens noch bis Montag. Es kommt nun entscheidend auf die EZB an: Wenn sie die Notkredite verlängert oder sogar erhöht, kann die Katastrophe verhindert werden. Zieht sie den Stecker, besteht die Gefahr dass die Klein-Sparer und alle anderen Anleger massive verlieren werden. Die Folgen sind unabsehbar, weil die Einlagensicherung die Sparguthaben nicht decken kann.

Finanzminister Yanis Varoufakis sagte auf dem Daily Telegraph, dass Griechenland temporäre Schuldscheine (IOUs) drucken könnte, damit die Wirtschaft wegen mangelnder Liquidität nicht vollkommen zum Erliegen kommt. Solche Schuldscheine gibt es in Kalifornien. Varoufakis, sagte, die Regierung in Athen hätte solche IOUs bereits vor einer Wochen einführen sollen. Solche Schuldscheine sind keine echte Parallelwährung. Ein solche lehnt Varoufakis auf Twitter ausdrücklich ab.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Reuters vorliegenden Informationen voraussichtlich die Nothilfen an griechische Banken auch nach dem "Nein" beim Referendum nicht stoppen. Obgleich die Entscheidung noch ausstehe, würden die Währungshüter wahrscheinlich die so genannten ELA-Hilfen auf dem aktuellen Niveau belassen, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen am Sonntag. Es wird erwartet, dass der EZB-Rat am Montag auf einer Telefonkonferenz erneut über die Notkredite berät. Insidern zufolge liegt der Rahmen für die Liquiditätshilfen derzeit bei rund 89 Milliarden Euro. Ohne die ELA-Kredite drohen die Institute auszubluten, da Unternehmen und Privatleute wegen der Unsicherheit, ob das Land im Euro bleiben kann, massiv Gelder von ihren Konten abgezogen haben.

ELA-Hilfen werden gegen Sicherheiten von der griechischen Notenbank vergeben - über die Gewährung beschließt aber der EZB-Rat. Die Hilfen sind inzwischen für das Überleben der Institute entscheidend, da sie seit Februar von der direkten Geldversorgung durch die EZB abgeschnitten sind. Eine mit dem Vorgang vertraute Person sagte vor Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses, auch ein "Nein" werde nicht sofort Konsequenzen für die Bankenhilfen haben. Auch ein zweiter Insider sagte, das Referendum werde wohl keine Veränderung zur Folge haben. Viel Liquiditätsspielraum haben griechische Geldhäuser allerdings auch mit der Beibehaltung der Hilfen nicht mehr. Insidern zufolge dürfte der ELA-Rahmen bald erschöpft sein. Es wird daher erwartet, dass die Geldhäuser auch in den kommenden Tagen geschlossen bleiben.

Die Währungshüter dürften am Montag auch darüber diskutieren, die Sicherheitsabschläge auf die Pfänder zu erhöhen, die Hellas-Banken zum Erhalt der ELA-Kredite einreichen. Ein solcher Schritt würde aber vor allem als Signal zu sehen sein, dass die EZB auf die neue Lage reagiert, ohne damit die Geldversorgung für die Banken komplett zu sperren.

Frankreichs Finanzminister Michel Sapin hat der EZB nahegelegt, ihre Nothilfen für griechische Banken nicht zu kappen. "Derzeit gibt es ein Niveau an Liquidität, das nicht verringert werden kann", sagte der Minister am Montag dem Rundfunksender Europe 1. Allerdings entscheide die Europäische Zentralbank (EZB) in völliger Unabhängigkeit, sagte Sapin - was angesichts der tatsächlichen Verwobenheit der EZB in die Euro-Rettung als einem politischen Prozess als eine etwas gewagte Aussage erscheint.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Neuwahl-Termin: Scholz überlässt Diskussion über Neuwahlen den Fraktionsvorsitzenden
11.11.2024

Im Ringen um den Termin für die Neuwahl des Bundestags wird es zunehmend wahrscheinlicher, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die...

DWN
Panorama
Panorama Glücksatlas 2024: Deutsche wieder auf Glückskurs?
11.11.2024

Die Belastungen der Corona-Pandemie scheinen überwunden – aber nicht für alle: Die Lebenszufriedenheit steigt in Deutschland...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Energiestratege Jonathan Waghorn: „Russisches Gas wird keine zentrale Rolle mehr im europäischen Energiemix spielen“
10.11.2024

Jonathan Waghorn, Energiestratege und Portfoliomanager beim Londoner Vermögensverwalter Guinness Global Investors, spricht im...

DWN
Immobilien
Immobilien Heizkosten 2023: Anstieg von mehr als 30 Prozent gemeldet
10.11.2024

Die Heizkosten in Zwei- und Mehrfamilienhäusern sind 2023 erneut stark gestiegen – durchschnittlich um mehr als 30 Prozent. Der neue...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft DWN-Sonntagskolumne: How to get rich? Warum Sie mit Arbeit alleine nicht reich werden!
10.11.2024

“Either you work for your money, or your money works for you" - angeblich stammt dieses Zitat von US-Bankier Bernard Baruch. Entweder Sie...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Armut und Ungleichheit: Studie zeigt zunehmende Abstiegsängste in Deutschland
10.11.2024

Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Armut in Deutschland auf einem Höchststand ist und das Vertrauen in politische Institutionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Chancen durch Börsengang: IPO zur unternehmerischen Weiterentwicklung – und wie es gelingt!
10.11.2024

Ein Börsengang bietet Unternehmen neue Chancen: Von der Kapitalbeschaffung bis zur Expansion. Welche Möglichkeiten ein IPO eröffnet und...

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpe dominiert in Neubauten: Zwei Drittel setzen auf elektrische Heizlösung
10.11.2024

Wärmepumpen gewinnen in Neubauten weiter an Bedeutung: 2023 entschieden sich Bauherren in zwei Dritteln der neuen Wohngebäude für diese...