Politik

EU verkündet Einigung im Schulden-Streit mit Griechenland

Lesezeit: 2 min
13.07.2015 08:47
Beim EU-Sondergipfel gibt es eine Einigung. Die EU ist zurückhaltend in ihrer Prognose, ob das Paket wirklich funktioniert. Angela Merkel kündigt eine Abstimmung im Deutschen Bundestag an.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der belgische Ministerpräsident Charles Michel hat am Montag Früh die Einigung im Konflikt der EU mit Griechenland verkündet. Wenig später erklärte ein völlig übermüdeter EU-Präsident Donald Tusk, dass man eine Einigung erzielt habe. Er sprach von einem "Greekment". Er lobte die griechischen Bemühungen. Nun müsse der Deal durch einige Parlamente, unter anderem durch den Deutschen Bundestag. Der Deal enthalte sehr strenge Bedingungen. Am Mittwoch trifft sich die Euro-Gruppe und wird eine Brückenfinanzierung beschließen, vermutlich aus dem EFSF. Diesen Fonds gibt es offiziell gar nicht mehr, doch offenbar wurden dort 17 Milliarden Euro gefunden, die man nun verwenden kann. Danach sollen die Verhandlungen über ein Kredit-Programm aus dem ESM aufgenommen werden.

Alexis Tsipras sagte, dass die Maßnahmen zwar die Rezession vertiefen würden, er hoffe jedoch, mit dem Deal die Kapitalflucht stoppen zu können. Er bezeichnete es als Erfolg, dass er umstrittene Treuhand-Fonds von Bundesfinanzminister Schäuble nun nicht in Luxemburg bei einer KfW-Tochter angesiedelt sein wird, sondern in Athen.

Außerdem wurde offenbar eine Verlängerung der Laufzeiten der Kredite vereinbart, die die europäischen Steuerzahler in die Euro-Rettung via Griechenland gesteckt haben. Insgesamt wurden in Griechenland etwa 340 Milliarden Euro versenkt.

Der neue Finanzbedarf liegt bei mindestens 86 Milliarden Euro. Wenn man genau rechnet, dürfte es vermutlich wesentlich mehr sein.

Die Euro-Retter verlangen ein massives Austeritätsprogramm - aus Sicht der Wirtschaft das völlig falsche Instrument in einer Depression.

Die Börsen reagierten positiv. Die Zinssätze für nordeuropäische Staatsanleihen stiegen.

EU-Präsindet Juncker verwies vielsagend auf seine Aussage, dass die Situation nach dem Referendum schlechter sein werde als vorher. Dennoch hoffe er, dass das griechische Parlament zustimmen werde.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will den Bundestag um Zustimmung zu Verhandlungen über ein drittes Rettungspaket für das hoch verschuldete Griechenland bitten. Zuvor müsse bis Mittwoch das griechische Parlament aber die Reformen auf den Weg bringen, die beim Gipfel der Euro-Staaten vereinbart worden seien, sagte die CDU-Chefin am Montag in Brüssel. Damit müsse eine Bestätigung des Gesamtpakets durch das Parlament in Athen verbunden sein. "Danach können wir den Bundestag zu einer Sondersitzung einladen." Die Abstimmung im Bundestag werde sie nicht mit der Vertrauensfrage verbinden.

Vor allem in der Unions-Fraktion wird mit Widerstand gegen das neue Rettungspaket gerechnet. Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Staaten hatten sich nach rund 17-stündigen Verhandlungen darüber verständigt, dass über ein neues Hilfspaket mit Griechenland verhandelt werden soll. Das Volumen bezifferte Merkel auf 82 bis 86 Milliarden Euro für drei Jahre. Einen nominalen Schuldennachlass lehnte Merkel erneut ab.

Der Gipfel dauerte die ganze Nacht, weshalb man erwarten kann, dass die Ergebnisse nicht durchdacht und weise, sondern überhastet und unter Druck entstanden sind. Bis zuletzte leistete Tsipras Widerstand gegen den umstrittenen Schäuble-Fonds und die Beteiligung des IWF.

Alexis Tsipras muss nun mindestens sechs Gesetze bis Mittwoch durch das Parlament in Athen peitschen:

Die EU hat mit den hässlichen Szenen vom Wochenende schweren Schaden genommen. Möglicherweise ist der Deal mit Griechenland der Anfang vom Ende des Euro, eine Spaltung der Zone ist wahrscheinlicher denn je.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...