Finanzen

Druck auf Österreich: Deutsche Banken drohen Heta mit Milliarden-Klage

Lesezeit: 2 min
20.07.2015 13:45
Die Commerzbank, die Allianz-Tochter Pimco und die HSH Nordbank drohen der Republik Österreich mit einer Milliarden-Klage. Sie wollen 100 Prozent ihrer Forderungen gegen die Kärntner Skandalbank Hypo Alpe Adria, die jetzt bei der staatlichen Heta liegen.
Druck auf Österreich: Deutsche Banken drohen Heta mit Milliarden-Klage

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der österreichischen "Bad Bank" Heta droht eine weitere milliardenschwere Klage. Zehn Gläubiger haben sich in einer sogenannten Ad-Hoc-Gruppe ("AHG") zusammengeschlossen, um von der Nachfolgerin der Krisenbank Hypo Alpe Adria mit gebündelten Kräften die Rückzahlung von unbesicherten Anleihen im Gesamtvolumen von gut zwei Milliarden Euro zu erwirken, wie Reuters aus Kreisen des Konsortiums erfuhr. Zu den Konsortialpartnern zählen etwa die staatliche "Bad Bank" der Hypo Real Estate (FMS Wertmanagement ), die Commerzbank, die HSH Nordbank und die Allianz-Tochter Pimco. Die Commerzbank und die FMS bestätigten am Montag, dass sie zu der Gruppe gehören, nannten aber keine Details. Die HSH wollte sich nicht äußern, Pimco war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Etliche Heta-Gläubiger formieren sich derzeit in verschiedenen Gruppen, um ihre Verhandlungsmacht zu erhöhen. Erst in der vergangenen Woche war eine Klage im Volumen von einer Milliarde Euro bekannt geworden, die ein Konsortium unter Führung der Dexia Kommunalbank Deutschland gegen die Heta eingereicht hat. Von einem solchen Schritt ist die ungleich größere AHG-Gruppe im Moment noch entfernt, wie mehrere Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Zunächst sei es das Ziel, mit dem Land Kärnten und der Republik Österreich direkt ins Gespräch zu kommen, um eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu erreichen. Ein erstes Treffen ist demnach für diesen Montag in Kärnten angesetzt. Einen Plan B gibt es trotzdem: "Sollten jedoch die Entscheidungsträger in Österreich für diesen konstruktiven Ansatz nicht zur Verfügung stehen, werden die Gläubiger der AHG jede Möglichkeit nutzen, ihre Rechte durchzusetzen", heißt es in einem vertraulichen Papier.

Die Gläubiger hoffen, 100 Prozent ihrer Forderungen zurückzubekommen. Sie argumentieren, die erstrangigen Anleihen seien einst als Papiere höchster Qualität ausgegeben worden und die Gläubiger hätten nicht wissen können, dass die von Kärnten übernommene Bürgschaft nicht werthaltig gewesen sei. Im Gegenteil - die Garantie sei ein wesentlicher Teil des Geschäfts gewesen. "Sonst hätte die Risikoprämie für die Bonds damals viel höher sein müssen", betonte ein Insider. Kärnten könne seine Verbindlichkeiten mit Unterstützung durch den Bund durchaus begleichen - etwa indem neue Anleihen ausgegeben werden.

Knackpunkt dürfte allerdings sein, dass es sich bei den Anleihen um unbesicherte Bonds handelt. Daher besteht nach Einschätzung von Experten kaum Hoffnung auf eine komplette Begleichung der Forderungen. Denn bei der Heta klafft ein Kapitalloch von sieben Milliarden Euro, das die Gläubiger stopfen sollen. Österreich hatte dafür einen Schuldenschnitt angekündigt, dessen Höhe möglicherweise schon im Herbst feststeht. Klarheit hat bereits die BayernLB, die zu den größten Gläubigern zählt: Der Eigentümerin der Landesbank - dem Freistaat Bayern - hatte Österreich jüngst im Rahmen eines Generalvergleichs eine Quote von 45 Prozent in Aussicht gestellt.

Finanzminister Hans-Jörg Schelling, der gegen Griechenland gerne große Worte riskiert, hat erst kürzlich gesagt, dass er bald mit einem Ende des Heta-Streits rechne.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...