Politik

Griechenland: Sparer und Unternehmen bangen um ihre Einlagen

Die Franzosen in der EZB sind gegen eine Beteiligung der Bankkunden an der Sanierung der griechischen Banken. Deutschland will zwar einen Teil der neuen Kredite für die Banken-Rettung verwenden. Doch es ist äußert fraglich, ob die Summe reichen wird. Bundesbank-Mann Dombret lehnt es jedoch ab, dass andere Euro-Länder für Verluste der griechischen Sparer einspringen.
25.07.2015 00:35
Lesezeit: 2 min

Nach der Wiedereröffnung griechischer Banken wird die Frage ihrer langfristigen Stützung immer dringlicher. Führende Notenbanker sprachen sich am Freitag für schnelle Kapitalhilfen an die klammen Institute aus. Geldhäuser von Thessaloniki bis Kreta sind in einer prekären Lage, da verunsicherte Bürger zuletzt ihre Konten leergeräumt haben. Zudem wurden wegen des Wirtschaftseinbruchs immer mehr Kredite faul. Derweil sollten am Freitag in Athen Detailverhandlungen über ein weiteres Hilfspaket für Griechenland beginnen. Es soll auch Milliarden-Summen für den Bankensektor enthalten. Bislang sind die Häuser noch stark von den Notfall-Hilfen der Athener Notenbank abhängig, die die Europäische Zentralbank (EZB) genehmigt.

Über das konkrete Vorgehen scheint es allerdings einen Dissens innerhalb der EZB zu geben. Wie schon bei der Griechenland-"Rettung" verläuft die Konflikt-Linie zwischen Frankreich und Deutschland.

Frankreichs Notenbank-Gouverneur und EZB-Ratsmitglied Christian Noyer plädiert für zügige Kapitalhilfen an die Hellas-Institute. Sie sollten Kapitalspritzen noch vor dem im Herbst geplanten Bilanzcheck der Europäischen Zentralbank (EZB) erhalten, sagte Noyer der Zeitung "Le Monde". Noyer lehnt eine Beteiligung großer Bankkunden daran ab. Sein Argument: Es seien vor allem kleinere und mittelgroße griechische Firmen, die noch hohe Einlagen bei Banken besäßen. Sie zu belasten, würde die Wirtschaft weiter abwürgen.

Auch Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret fordert eine Stabilisierung der Geldhäuser. Für sie sollen in einem neuen Hilfspaket bis zu 25 Milliarden Euro bereitstehen, um Kosten für ihre Rekapitalisierung oder Abwicklung zu decken. "Über das Wie dieser Rekapitalisierung denkt die europäische Bankenaufsicht jetzt intensiv nach", sagte Dombret dem Magazin Focus. Das sei ein wichtiger Schritt, der rasch getan werden sollte.

Dombret zufolge sollten für mögliche Verluste griechischer Sparer allerdings keine anderen Euro-Länder einspringen. "Solange wir im Euro-Raum keine gemeinsame Fiskalpolitik haben, sollte es keine gemeinsame Haftung für den Schutz von Bankeinlagen geben", sagte Dombret, der Deutschland im EZB-Bankenaufsichtsgremium vertritt.

Griechenlands Finanzbranche wird von vier großen Häusern dominiert: National Bank of Greece, Eurobank, Piraeus Bank und Alpha Bank. Früheren Angaben von Insidern zufolge ist auch nach Kapitalhilfen mit einem größeren Branchenumbau zu rechnen. Von den großen vier könnten dann möglicherweise nur noch zwei bestehen bleiben, hieß es. Die EZB will die Banken nach dem Sommer durchleuchten, um ihren exakten Kapitalbedarf zu bestimmen. Nach wie vor offen ist, ob und wie sich etwa Bankkunden, Anleihegläubiger und Aktionäre an einer eventuellen Rettung von Instituten finanziell beteiligen müssten.

Griechenlands Banken haben nach dreiwöchiger Zwangspause erst seit Montag ihre Schalter wieder offen. Allerdings bleibt der Kapitalverkehr eingeschränkt. Wann an der Börse in Athen wieder gehandelt werden kann, soll kommende Woche entschieden werden. Unterdessen hob die Börse in Luxemburg den zeitweiligen Handelsstopp für Anleihen von 25 griechischen Emittenten - darunter die Regierung und die Großbanken - wieder auf.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerpauschalen - diese 10 Pauschalen sollten Sie kennen
23.05.2025

Sie müssen nicht alle Kosten in Ihrer Steuererklärung konkret angeben, denn es gibt für viele Fälle Steuerpauschbeträge. Wir stellen...

DWN
Technologie
Technologie Heizungsgesetz-Reform sorgt für hitzige Diskussionen im Bundestag
23.05.2025

Die Heizungsgesetz-Reform bleibt auch nach dem Regierungswechsel ein Reizthema. Wie entwickelt sich die Gesetzgebung weiter?

DWN
Politik
Politik Merz bei Brigade in Litauen: Jeder Zentimeter Nato-Gebiet wird verteidigt
23.05.2025

Die Stationierung der Brigade Litauen markiert eine sicherheitspolitische Wende für Deutschland und Europa. Ist das die Antwort auf...

DWN
Technologie
Technologie Elon Musk digitalisiert die US-Regierung – und entlässt dabei zehntausende Mitarbeiter per Algorithmus
23.05.2025

Was als Effizienzprogramm begann, entwickelt sich zur Machtprobe zwischen Technologie, Datenschutz und Demokratie. Wie KI das Herz der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz anhaltender Konjunkturschwäche: Deutsche Wirtschaft legt stärker zu als erwartet
23.05.2025

Die deutsche Wirtschaft überrascht mit einem Wachstum über den Erwartungen – trotz weltweiter Unsicherheiten. Doch reicht das für eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wifo-Szenario "Zollkrieg mit den USA": Welche Folgen das hätte und welche Industrien besonders betroffen wären
23.05.2025

Ein möglicher Zollkrieg mit den USA bedroht Deutschlands Schlüsselbranchen. Wie gravierend wären die Folgen tatsächlich – und welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoinkurs aktuell: Nach Rekordhoch bei 112.000 US-Dollar bleibt Bitcoin stabil
23.05.2025

Nach dem Bitcoin-Rekordhoch am Donnerstag hält sich der Bitcoinkurs aktuell weiter auf hohem Niveau. Die Kursrally bei der wichtigsten...

DWN
Politik
Politik Pufferzone: Ukraine stellt sich entschieden gegen Putins Forderungen
23.05.2025

Putins Idee einer Ukraine-Pufferzone sorgt international für Empörung. Doch wie reagiert Kiew wirklich? Und was bedeutet das für die...