Finanzen

Österreich droht der Verlust des Investoren-Vertrauens

Österreich muss sich nach dem Heta-Urteil ernsthafte Sorgen um seine Glaubwürdigkeit an den Kreditmärkten machen. Die deutschen Banken werden nicht zurückweichen. Dem Land droht eine ähnliche Wahrnehmung wie Ungarn unter Viktor Orban.
28.07.2015 14:08
Lesezeit: 1 min

Das klare Nein des österreichischen Verfassungsgerichts zum ersten Schuldenschnitt bei der Krisenbank Heta weckt bei den deutschen Banken Hoffnung auf mehr. "Die Entscheidung ist ein klares Stop-Signal, das nun auch zum Umdenken beim immer noch fortbestehenden Moratorium anregen sollte", erklärte die Hauptgeschäftsführerin des Landesbankenverbandes VÖB, Liane Buchholz, am Dienstag. "Vor der Republik Österreich liegt nun die große Aufgabe, bereits verlorengegangenes Vertrauen bei nationalen und internationalen Investoren zurückzugewinnen, was ohne weiteres als Herkules-Aufgabe betrachtet werden kann."

Ähnlich äußerte sich der Bankenverband BdB, in dem große private Institute wie Deutsche Bank und Commerzbank organisiert sind: "Wir haben schon frühzeitig darauf hingewiesen, dass das Hypo-Alpe-Adria-Sondergesetz gegen die EU-Kapitalverkehrsfreiheit und gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstößt", erklärte Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. "Gleiches gilt aus unserer Sicht auch für das Moratorium über die Heta. Eine Entscheidung darüber bleibt allerdings abzuwarten."

Das Verfassungsgericht in Wien hatte das Sondergesetz am Vormittag aufgehoben, mit dem Österreich nachrangige Anleihegläubiger und die frühere Heta-Mutter BayernLB mit 1,7 Milliarden Euro bluten lassen wollte. Die Entscheidung dürfte auch Auswirkungen auf den geplanten zweiten - und noch viel umfassenderen - Schuldenschnitt haben, der weitere Anleihen und Schuldscheindarlehen umfasst. Allein für deutsche Gläubiger stehen dabei gut sieben Milliarden Euro im Feuer. Auch hier könne Österreich die Forderungen der Investoren nicht einfach für erloschen erklären, mahnte das Verfassungsgericht. Die Krisenbank hat die Rückzahlung ihrer Schulden bis auf weiteres ausgesetzt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...