Gemischtes

Männer bald überflüssig? Forscher züchten künstliche Spermien

Lesezeit: 1 min
29.09.2015 16:46
Französischen Forschern ist es erstmals gelungen, aus einfachen menschlichen Hautzellen funktionsfähige Spermien zu züchten. Die Methode soll zeugungsunfähigen Männern zu eigenen biologische Nachkommen verhelfen. Ob die Hautzellen dafür unbedingt von männlichen Spendern sein müssen, ist unklar.
Männer bald überflüssig? Forscher züchten künstliche Spermien
In diesem Kunsstoff-Schlauch reifen die künstlichen Spermien wochenlang in einer Spezial-Flüssigkeit heran. (Screenshot)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Französischen Forscher haben einen Durchbruch in der Fortpflanzungsmedizin vermeldet: Sie haben nach eigenen Angaben erstmals aus einfachen menschlichen Hautzellen funktionsfähige Spermien gezüchtet. Mit ihrer Methode wollen sie zeugungsunfähigen Männern ermöglichen, eigene Kinder zu zeugen. Ob dafür unbedingt männliche Hautzellen notwendig sind oder mit der neuen Methode auch aus weiblichen Hautzellen Spermien produziert werden können, ist unbekannt. Derzeit wird noch getestet, ob die Babys der Versuchstiere sich normal entwickeln und sich selbst fortpflanzen können.

Die Forscher haben nach eigenen Angaben eine geringe Anzahl künstlicher Spermien von Tieren und Menschen vorliegen. Der Autor der Studie ist Leiter des Biotechnologie-Startups Kallistem, das seit Jahren zu dem Thema forscht und bereits eine Art „künstliche Hoden“ aus Stammzellen produziert.

Wie Euronews berichtet, wurden die Spermien jedoch nicht etwa aus Stammzellen, sondern aus ganz normalen Hautzellen gewonnen. Konkret soll dies in einer Art Bioreaktor passieren, der mit Hilfsstrukturen aus Chitosan die Spermien beim Reifungsprozess unterstützt. Dieser äußerst komplexe und langwierige Prozess war bei bisherigen Zuchtversuchen immer in der letzten Phase gescheitert. Erst das  Biopolymer Chitosan macht es nun möglich, eine Art Gerüst zu bilden, dank dem das Spermium die 72-Tage der Reifung überstehen kann.

Das Biopolymer Chitosan, das auf dem Material Chitin basiert, das der Panzer von Krustentieren enthält, ist jüngst wegen seiner erstaunlichen Wundheilkräfte bekannt geworden: So ist Chitosan der Hauptbestandteil eines neuen Wundheilungsgels, das selbst starke Blutungen innerhalb von Sekunden stillt.

Die nun von den Forschern in Lyon veröffentlichten Ergebnisse müssen noch von der wissenschaftlichen Gemeinde geprüft werden. Diese sind bisher äußerst skeptisch, so ein Bericht der französischen Zeitung Le Monde. Noch gebe es keine Belege dafür, dass die gezüchteten Zellen, die wie Spermien aussehen, auch als solche funktionieren. Auch die Bekanntmachung des Durchbruchs vor einer Veröffentlichung in der Fachpresse löste Misstrauen bei den Forscherkollegen aus.

Das Team arbeitet jedoch mit der staatlichen Forschungseinrichtung CNRS zusammen, die einen ausführlichen Bericht über die Ergebnisse veröffentlichte, Details des Verfahrens wurden zudem durch einen Patentantrag bekannt. Die Wissenschaftler halten eine Marktreife in drei Jahren für realistisch und haben nach eigenen Angaben zwanzig Jahre für die Entwicklung gebraucht.

Auch stellen sich bereits einige Kritiker ethische Fragen zu der neuen Methode: So ist bisher nicht klar, ob für das neue Verfahren unbedingt männliche Hautzellen notwendig sind, oder ob sich mit der Methode auch aus weiblichen Hautzellen Spermien produzieren lassen. In diesem Fall wäre eine Fortpflanzung etwa von zwei Frauen künftig auch ganz ohne männliches Zutun möglich.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

 

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...