Die wahren Kosten für VW in der Abgas-Affäre hat der Markt bisher bei der Bewertung der VW-Aktie noch gar nicht eingepreist, schreibt die Credit Suisse in einer Notiz an Investoren. Trotz des massiven Verlusts von mehr als 35 Prozent in den vergangenen Tagen, könnte die Aktie des Konzerns demnach um weitere 20 Prozent fallen.
In jedem Fall wird die Affäre für VW sehr teuer. Die Credit Suisse schätzt, dass am Ende die Kosten zwischen 23 und 78 Milliarden Euro liegen könnten. Neben den drohenden Strafen und Klagen seien allein die Kosten für VW hinsichtlich möglicher Rückrufaktionen und Nachrüstungen ein großes Problem, zitiert der Business Insider aus der Notiz der Bank. Bereits am Freitag hat VW allein 4.000 Autos aus Großbritannien vom Markt genommen. Im positivsten Szenario der Credit Suisse müsste VW für jedes betroffene Fahrzeug 300 Euro zahlen, im Negativszenario wären es 2.000 Euro.
Schwierigkeiten sehen die Analysten aber auch beim Finanzdienstleister des VW Konzerns. Die CDS auf VW-Anleihen sind bereits um 200 Basispunkte gestiegen. Eine Neuverschuldung wäre so sehr schwierig. So könnte die VW Bank gezwungen sein, mehr Geld aus anderen VW-Bereichen zu ziehen, damit sie flüssig bleiben kann.
„Wir sehen Risiken für die VW-Bilanz, weil die Netto Cash-Positionen von rund 25 Milliarden Euro (einschließlich Suzuki und LeasePlan) wahrscheinlich nicht ausreichen werden, um die möglichen Kosten zu decken“, so die Bank. „Selbst in einem optimistischeren Szenario sehen wir ein erhebliches Risiko einer Kapitalerhöhung.“
In den vergangenen Tagen hat die Abgas-Affäre immer weitere Kreise gezogen. In Deutschland prüft die Staatsanwaltschaft Braunschweig den Anfangsverdacht wegen Betrugs Verkauf von Kraftfahrzeugen mit manipulierten Abgaswerten und auch die französische Justiz hat Vorermittlungen wegen schweren Betrugs eingeleitet. Hier könnte VW auch gezwungen sein, erhaltene Fördergelder zurückzuzahlen. In Spanien hat VW das bereits getan. Und während das Bundesamt für Straßen in der Schweiz vorerst keine Neuzulassungen mehr für VW-Fahrzeuge mit betroffenen Dieselmotoren mehr ausstellt, ermittelt in Italien die Staatsanwaltschaft in Turin.
Doch dem nicht genug. Selbst in Südkorea gibt es bereits erste Klagen gegen VW, aus Australien könnten ebenfalls welche drohen. In jedem Fall aber muss VW-US-Chef Michael Horn am 8. Oktober eine Aussage vor dem Kongress machen. Erste Sammelklagen werden bereits vorbereitet, auch Strafen durch die Umweltbehörde EPA drohen. Die Behörde nimmt sich nach einem Bericht der "Financial Times" nun auch Diesel-Modelle von BMW, Mercedes, Chrysler, General Motors und Land Rover vor, um zu prüfen, ob auch andere Hersteller betrogen haben.