Finanzen

Bundesbank lehnt Abschaffung von Bargeld strikt ab

Die Bundesbank lehnt die Abschaffung von Bargeld ebenso ab wie Beschränkungen der Verwendung von Bargeld. Die Bundesbank will offenbar die Sorge zerstreuen, dass der Trend aus anderen Ländern Europas auch auf Deutschland übergreifen könnte.
14.10.2015 00:47
Lesezeit: 1 min

Die Bundesbank hat Forderungen zur Abschaffung von Bargeld erneut eine deutliche Absage erteilt. Eine Zurückdrängung oder Einstellung des Bargelds sei nicht sinnvoll und widerspreche auch den Wünschen der Bevölkerung, sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele am Dienstag auf einer Veranstaltung in Stuttgart laut Redetext. "Ich möchte es hier ganz deutlich sagen: Die Deutsche Bundesbank lehnt die Forderung nach einer Abschaffung des Bargelds ebenso ab wie Restriktionen für die Bezahlung von Waren und Dienstleistungen mit Bargeld", sagte Thiele.

Zuletzt hatten einige Volkswirte dafür argumentiert, Scheine und Münzen abzuschaffen - etwa der Wirtschaftsweise Peter Bofinger und der US-Ökonom Kenneth Rogoff. Eine ihrer Ideen: In einer Welt ohne Bargeld könnten Notenbanken leichter von den Geschäftsbanken und diese wiederum von ihren Kunden Zinsen für Guthaben verlangen. Geld zu horten würde sich nicht mehr lohnen, was stärkere Anreize für Investitionen und mehr Konsum schaffen würde. Geldpolitik wäre dann wirksamer. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte sich bereits kritisch zu diesen Argumenten geäußert.

In seiner Rede verwies Thiele auf eine Studie der Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland 2014, nach der gemessen am Umsatz hierzulande nach wie vor 53 Prozent der Waren und Dienstleistungen beim Einkauf bar bezahlt werden. Mittelfristig rechnet allerdings auch die Bundesbank laut Thiele damit, dass an der Ladenkasse der Anteil des Barbezahlens unter die 50-Prozent-Marke sinken wird. In anderen Ländern wie Großbritannien oder in Skandinavien sind neue Bezahlformen über das Internet oder mittels des Smartphone bereits viel stärker verbreitet als in Deutschland. Thiele führte als Beispiel Dänemark an. Dort wolle die dänische Notenbank wegen fehlender Nachfrage ab 2016 voraussichtlich keine neuen Banknoten mehr drucken. Es werde dort auch erwogen, einige kleine Läden vom Annahmezwang von Bargeld zu befreien. Eine solche Einschränkung des Bargelds als gesetzliches Zahlungsmittel sei in Deutschland aus seiner Sicht aber nicht denkbar, sagte Thiele.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ohne Bürokratieabbau, kein Handwerk: KMU geben Politik klare Handlungsempfehlung für Bürokratieabbau
22.05.2025

Rund 75 Arbeitstage pro Jahr verlieren Betriebe im Handwerk an produktiver Zeit durch Bürokratie. Eine Studie der Handwerkskammer Dresden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Briefträger als Beamter? Post, Telekom, Postbank haben noch tausende verbeamtete Mitarbeiter
22.05.2025

Wer Beamter ist, arbeitet für den Staat – oder? Das stimmt zwar in den allermeisten Fällen. Doch es gibt Ausnahmen: Mancher Beamter ist...

DWN
Politik
Politik Russisches Schatten-Schiff vor Polens Küste: NATO greift ein
22.05.2025

Ein russisches Schiff kreuzt verdächtig nahe eines NATO-Kabels in der Ostsee – dann greift ein Bündnisstaat ein. Was steckt hinter dem...

DWN
Panorama
Panorama Schüsse in Washington: Zwei Mitarbeiter der Israels Botschaft in den USA erschossen
22.05.2025

Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington sind am Mittwochabend gegen 21 Uhr Ortszeit durch Schüsse in der Nähe des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Automobilindustrie will nicht mehr in Deutschland investieren: Autozulieferer legen Investitionen auf Eis
22.05.2025

Laut einer Umfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA) wollen mehr als drei Viertel der Zulieferer (76 Prozent) ursprünglich in...

DWN
Politik
Politik China spielt Schach, Trump wirft mit Steinen – Nobelpreisträger Stiglitz kritisiert US-Präsident Trump
22.05.2025

Joseph Stiglitz, Ex-Berater von Präsident Bill Clinton und früherer Chefökonom der Weltbank, warnt vor Trumps Wirtschaftspolitik: Die...

DWN
Politik
Politik Ukraine, Russland und Europa: Der Kampf um Donald Trumps Aufmerksamkeit
21.05.2025

Russland und die Ukraine befinden sich nicht nur auf dem Schlachtfeld im Krieg, sondern auch auf dem diplomatischen Schachbrett. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CATL erobert Europa - Wie der Batterie-Gigant die Autobranche erobert
21.05.2025

Volkswagen, BMW, Mercedes und Stellantis – sie alle sind abhängig von CATL-Batterien. Während der chinesische Weltmarktführer in...