Finanzen

Chinas Abschwächung gefährdet Kupfer-Industrie

Fast die Hälfte des weltweit abgebauten Kupfers wird nach China exportiert. Doch das meiste dieses Kupfers dient nicht der Weiterverarbeitung, sondern als Sicherheit für Kredite. Der Abschwung in der Wirtschaft kann dazu führen, dass die Banken das Kupfer in großen Mengen auf den Markt werfen. Das würde die Rohstoffpreise erheblich unter Druck setzen.
21.10.2015 10:39
Lesezeit: 1 min
Chinas Abschwächung gefährdet Kupfer-Industrie
Am Nachmittag des 19. Oktober ist der Kupferpreis schlagartig eingebrochen. (Grafik: ariva.de)

Das BIP-Wachstum von 6,9 Prozent im dritten Quartal hat die Kupferpreise erneut sinken lassen. Investoren wie Kupfer-Minen-Betreiber schauen nach China und auf potentielle neue Maßnahmen, die die Regierung des Landes unternehmen könnte. Der Abschwung in China könnte durch ein Ende der lockeren Geldpolitik der Fed einen Kupfer-Ausverkauf in China auslösen. Das würde die sowieso bereits schwachen Preise am Kupfermarkt erheblich unter Druck setzen.

Im August fielen die Kupfer-Preise aufgrund neuer Spekulationen über eine Krise in China unter 5.000 Dollar pro Tonne. Ende September gab es wieder einen Absturz. Am Montagmorgen war der Preis für Kupfer aufgrund des schwachen dritten Quartals vorübergehend 5.233 Dollar gefallen. Zu Beginn des Jahres kostete die Tonne Kupfer noch rund 6.300 Dollar.

Das Problem: 45 Prozent des weltweiten Kupfers geht nach China. Doch nicht alles davon wird zur Weiterverarbeitung in der Autoindustrie oder in anderen Branchen verwendet. Schätzungen zufolge werden 70 Prozent des importierten Kupfers in China als so genanntes Phantom-Inventar genutzt, so der Businessinsider. Unternehmen erhalten günstige Kredite mit vergleichsweise niedrigen Zinsen, um Kupfer ins Land einführen zu können. Und ein Großteileben dieses Kupfers wird dann als Sicherheit für einen größeren Bankkredit hinterlegt. Chinas Banken sitzen auf Kupferbeständen.

Die Kupferminenbetreiber haben dabei derzeit zwei Sorgen. Einerseits droht in China aufgrund der konjunkturellen Abschwächung und der Umbaumaßnahmen der Regierung eine Pleitewelle. Und andererseits haben die Wechselkursschwankungen immer häufiger Geschäfte mit dem Rohstoff gefährdet und Gewinne der chinesischen Unternehmen geschmälert. Die chinesischen Banken könnten bei der anhaltenden schlechteren Wirtschaftslage versuchen, die Kupferbestände auf den Markt zu werfen, um so zumindest an einen Teil ihres verliehenen Geldes zu kommen.

Ein Ende der lockeren Fed-Geldpolitik könnte die Dynamik beschleunigen. Denn viele Schwellenländer haben Schulden in Dollar notiert und würden vor massiven Herausforderungen stehen, ein Abschwung der weltweiten Konjunktur könnte die Folge sein.

Unternehmen wie Glencore könnten dann noch stärker unter Druck geraten. Zu Beginn der vergangenen Woche hatte der Konzern den Verkauf zweier Kupferminen in Australien und Chile angekündigt. Neben der geringeren Nachfrage aus China belasten die gesunkenen Rohstoffpreise und das Überangebot an Kupfer das Geschäft von Glencore. Die ICSG (International Copper Study Group) schätzt, dass die Kupferproduktion gegenüber dem vergangenen Jahr 2015 um 1,2 Prozent auf 18,8 Millionen Tonnen wachsen wird. In den vergangenen Monaten hat die Kupferindustrie versucht, die Produktionskosten zu senken, um am Markt bestehen zu können. Doch die gesunkenen Rohstoffpreise haben diese Ersparnisse fast wieder aufgefressen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Finanzen
Finanzen Siemens-Aktie auf Rekordhoch: Verkaufserlöse treiben Gewinn - so sollten Anleger reagieren
13.02.2025

Der Technologiekonzern Siemens konnte im ersten Geschäftsquartal 2025 einen massiven Gewinnsprung verbuchen. Das gefällt nicht nur den...

DWN
Politik
Politik EU-Emissionshandel: 2027 führt neues Gesetz zu drastischer CO2-Preiserhöhung - ETS-2 vom Bundestag beschlossen
13.02.2025

Ein neues Gesetz zum EU-Emissionshandel ist umgesetzt worden. Der Deutsche Bundestag hat den Einstieg in den Europäischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Porsche stemmt sich mit Stellenabbau gegen Krise - rund 1900 Jobs betroffen
13.02.2025

Der Sportwagenhersteller Porsche reagiert auf wirtschaftliche Herausforderungen mit Stellenabbau. Um Kosten zu senken, sollen...

DWN
Finanzen
Finanzen VW-Aktie glänzt: Wie geht es beim Autobauer und bei der Volkswagen-Aktie weiter?
13.02.2025

Die VW-Aktie hat sich im frühen Donnerstagshandel stark gezeigt. Nach Zahlen scheint der größte Autobauer Deutschlands auf einem guten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic: Verbraucherzentrale reicht Klage wegen Kundentäuschung ein
13.02.2025

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg verklagt Trade Republic wegen „irreführender Werbung“ zu Zinsen und Einlagensicherung im...

DWN
Panorama
Panorama München: Auto fährt in Menschenmenge - Fahrer laut Polizei 24-jähriger Afghane
13.02.2025

In München ist ein Fahrzeug in eine Menschenmenge gefahren und hat mindestens 28 Menschen verletzt, darunter Schwer- und...

DWN
Politik
Politik Das unbekannte Ehrenamt: Werden Sie Bürgermeister - Politik selbst aktiv gestalten
13.02.2025

Es gibt mehr als 8.000 ehrenamtliche Bürgermeister in Deutschland. Sie sind hautnahe Ansprechpartner für Probleme und Fragen vor Ort, das...

DWN
Politik
Politik Trump und Putin verhandeln am Telefon über möglichen Ukraine-Frieden - geht es jetzt ganz schnell?
13.02.2025

Ein jüngstes Telefonat zwischen US-Präsident Trump und Wladimir Putin bringt Bewegung in die Friedensverhandlungen zum Ukraine-Krieg....