Politik

Frankreich schließt seine Grenzen, Armee soll Paris schützen

Frankreichs Staatspräsident François Hollande hat die Anschlagserie in Paris mit mindestens 150 Toten als "Terrorangriffe von einem bisher nie dagewesenen Ausmaß" bezeichnet. Er verhängte den Ausnahmezustand für ganz Frankreich und ließ die Grenzen schließen. Seine Erklärung vom späten Freitagabend im Wortlaut.
14.11.2015 02:08
Lesezeit: 2 min

Wegen der Anschläge in Paris hat Frankreich 1500 zusätzliche Soldaten mobilisiert, um die Sicherheitsvorkehrungen in der Hauptstadt zu verstärken. Überdies berief Staatschef François Hollande für Samstagmorgen 09.00 Uhr einen Sicherheitsrat ein, wie der Elysée-Palast mitteilte. Bei Anschlägen, Schießereien und einer Geiselnahme an sieben verschiedenen Orten von Paris waren am Freitagabend mindestens 120 Menschen getötet worden. Alleine bei der Geiselnahme und der anschließenden Erstürmung einer Konzerthalle gab es mindestens 120 Todesopfer. Hollande rief für ganz Frankreich den Ausnahmezustand aus, an den Grenzen wurden die Kontrollen verschärft.

Hollande sagte nach einem Besuch am Tatort Bataclan, dass Frankreich einen gnadenlosen Krieg gegen jene führen werde, die zu solch abscheulichen Taten imstande seien.

Die TV-Rede von Hollande im Wortlaut (Übersetzung AFP):

"Meine lieben Landsleute! Während ich spreche, finden Terrorangriffe von einem bisher nie dagewesenen Ausmaß im Großraum Paris statt. Es gibt Dutzende von Toten, es gibt viele Verletzte, es ist entsetzlich. Wir haben auf meine Entscheidung hin alle nur möglichen Kräfte mobilisiert, damit es zu einer Neutralisierung der Terroristen kommen kann und alle möglicherweise betroffenen Stadtviertel gesichert werden können.

Ich habe auch Verstärkung durch Einheiten der Armee angefordert. Sie sind derzeit im Großraum Paris, um sicherzustellen, dass es keinerlei neuen Angriff geben kann. Und ich habe den Ministerrat einberufen, er wird in wenigen Minuten abgehalten. Zwei Entscheidungen werden getroffen werden: Der Ausnahmezustand wird erklärt. Das bedeutet, dass bestimmte Orte geschlossen werden, der Verkehr unterbunden werden kann und dass auch überall in der Region Ile-de-France Hausdurchsuchungen veranlasst werden können. Der Ausnahmezustand wird im gesamten Staatsgebiet verhängt.

Die zweite Entscheidung, die ich getroffen habe, ist die Schließung der Grenzen. Wir müssen sicherstellen, dass niemand ins Land kommen kann, um irgendwelche Taten zu verüben. Und gleichzeitig sicherstellen, dass diejenigen, die leider diese Verbrechen begehen konnten, auch dingfest gemacht werden können, wenn sie das Staatsgebiet verlassen wollen.

Es ist eine furchtbare Prüfung, die uns erneut heimsucht. Wir wissen, von wo sie kommt - wer diese Verbrecher sind, wer diese Terroristen sind. Wir müssen auch in diesen so schwierigen Augenblicken Mitleid und Solidarität zeigen, und meine Gedanken sind bei den sehr zahlreichen Opfern, ihren Familien, bei den Verletzten.

Aber wir müssen auch unseren Zusammenhalt und unsere Beherrschung bewahren.

Gegenüber dem Terror muss Frankreich stark sein, es muss groß sein. Und die staatlichen Behörden müssen standhaft sein, das werden wir auch sein.

Wir müssen an die Verantwortlichkeit aller appellieren. Was die Terroristen wollen, ist uns Angst zu machen - dass uns das Entsetzen befällt. Man kann tatsächlich Angst haben, Entsetzen haben. Aber gegenüber dem Entsetzen gibt es eine Nation, die sich zu verteidigen weiß, die ihre Kräfte mobilisieren kann, und die einmal mehr die Terroristen besiegen wird.

Französinnen, Franzosen, wir haben die Einsätze noch nicht abgeschlossen.

Es gibt noch einige, die äußerst schwierig sind. In diesem Moment stürmen die Sicherheitskräfte einen Ort in Paris. Ich bitte sie, weiter darauf zu vertrauen, was wir mit den Sicherheitskräften tun können, um unsere Nation vor Terrorakten zu bewahren. Es lebe die Republik, es lebe Frankreich."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Turbojet-Drohne: Polen präsentiert universelle Technologieplattform
06.09.2025

Polen präsentiert die Turbojet-Drohne – eine universelle Technologieplattform für Militär und Zivil. Für Deutschland stellt sich die...

DWN
Panorama
Panorama Boot kaufen: Was Sie dabei unbedingt beachten sollten
06.09.2025

Mit einer frischen Meeresbrise im Gesicht das eigene Boot über die Wellen zu steuern, ist für viele Menschen ein Traum – doch dieser...

DWN
Immobilien
Immobilien Indexmiete: Eine gute Wahl?
06.09.2025

Wenn Mieter einen neuen Vertrag unterschreiben, fällt ihnen vielleicht ein ganz spezielles Wort im der Vertragsüberschrift auf: der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grönländischer Schlamm: Vom Zufallsfund zum Milliardenprojekt
06.09.2025

Grönländischer Schlamm soll Ernten steigern und CO2 binden. Investoren wittern Milliardenpotenzial – und Deutschland könnte davon...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verarbeitete Lebensmittel: Wie Konzerne Gesundheitsrisiken herunterspielen
06.09.2025

Coca-Cola, Kraft und Mondelez gewinnen einen Prozess zu verarbeiteten Lebensmitteln. Doch Studien zeigen deutliche Gesundheitsgefahren –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland und China üben Druck aus – NASA plant Mond-Reaktor bis 2030
06.09.2025

Die NASA will bis 2030 einen Mond-Reaktor bauen – im Wettlauf mit China und Russland. Hinter der Technik stehen geopolitische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Strengere Homeoffice-Regeln: Eine Bank geht den entgegengesetzten Weg
06.09.2025

Während viele Banken strengere Homeoffice-Regeln einführen, setzt eine Bank auf maximale Flexibilität – ein Modell, das auch für...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Zeigt her eure Schuhe! Wie die Heute Maschinenfabrik im 21. Jahrhundert erfolgreich bleibt
05.09.2025

Die Schuhputzgeräte der Heute Maschinenfabrik mit rotierenden Bürsten sind weltweit im Einsatz. Im Laufe der über 100jährigen...