Politik

Automobil und Landwirtschaft wegen Russland-Sanktionen schwer geschädigt

Die Folgen der Russland-Sanktionen schlagen nun voll auf die deutsche Wirtschaft durch: Die Bauern schlagen Alarm und fürchten eine Pleite-Welle. Das Automobil-Geschäft ist in Russland auf das Jahre gerechnet um ein Drittel geschrumpft. Die EU will die Sanktionen verlängern.
08.12.2015 14:25
Lesezeit: 2 min
Automobil und Landwirtschaft wegen Russland-Sanktionen schwer geschädigt
Das neue Buch von Michael Maier. (Foto: FBV)

Unmittelbar vor dem Besuch eines US-Sonderemissärs, der die EU-Staaten in der Frage der Verlängerung der Russland-Sanktionen auf Linie bringen soll, schlägt die deutsche Wirtschaft und Alarm. Für die Auto-Industrie und die Landwirtschaft waren die Sanktionen verheerend, ihre Fortsetzung würde die Lage weiter verschärfen.

Das Geschäft der DAX-Konzerne mit Russland ist eingebrochen. Doch auch andere Unternehmen und Branchen legen nun ernüchternde Zahlen vor.

Die Autoverkäufe sind in Russland wegen der schlechten Wirtschaftslage und der westlichen Sanktionen im November um 43 Prozent eingebrochen. Die Händler hätten 131.572 Fahrzeuge abgesetzt, knapp 98.000 weniger als vor Jahresfrist, teilte der Branchenverband AEB am Dienstag mit. So heftig war der Einbruch noch in keinem anderen Monat in diesem Jahr.

Der Absatz im November 2014 war allerdings auch außergewöhnlich hoch gewesen, weil die Russen angesichts des damals einsetzenden Rubel-Verfalls ihr Geld schnell noch in Autos investiert hatten. In den ersten elf Monaten des laufenden Jahres liegt der Absatz dem AEB zufolge mit 1,5 Millionen Fahrzeugen um 34,5 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Russland zählte vor nicht allzu langer Zeit mit Wachstumsraten von zeitweise mehr als zehn Prozent noch zu den Boom-Märkten für die Autobauer. Dann aber setzte der Ölpreis-Verfall ein, was Russland als Energie-Exporteur schwer zu schaffen macht. Hinzu kamen die Sanktionen gegen Russland im Zuge der Ukraine-Krise.

Wegen des Rückgangs haben Konzerne wie Volkswagen, Toyota und Ford ihre Produktion in Russland gedrosselt. Die GM -Tochter Opel hat sich aus dem Land zurückgezogen und ihr Werk in St. Petersburg mit rund 2000 Beschäftigten geschlossen.

Auch der Deutsche Bauerverband (DBV) ist ist in höchstem Maß besorgt: Nach einer "drastischen" Verschlechterung der Lage im Wirtschaftsjahr 2014/15 droht den rund 280.000 landwirtschaftlichen Betrieben eine Fortsetzung des Abwärtstrends. Im Schnitt sei das Ergebnis je Haupterwerbsbetrieb um 35 Prozent auf 43.000 Euro eingebrochen, teilte DBV-Präsident Joachim Rukwied am Dienstag in Berlin mit. "Es zeichnet sich ab, dass sich diese Entwicklung im laufenden Wirtschaftsjahr weiter fortsetzen wird." Er forderte die Bundesregierung auf, sich für eine Aufhebung des russischen Embargos auf landwirtschaftliche Produkte einzusetzen. Allein die Verluste durch den russischen Importstopp summierten sich auf eine Milliarde Euro pro Jahr.

Abgesehen von Ökobauern und Winzern sind nach Verbandsangaben alle Betriebsformen und Regionen von dem Abwärtstrend betroffen. Am stärksten brachen die Erlöse mit 44 Prozent zum Vorjahr bei den Milchbauern ein. Für die schlechte wirtschaftliche Lage machte Rukwied neben dem von Russland im Zuge der Ukraine-Krise verhängten Agrar-Embargo auch den Preisverfall für Agrar-Produkte verantwortlich. Ursache dafür sei der Preisdruck durch den Lebensmitteleinzelhandel im Inland und eine verhaltene Nachfrage nach Fleisch- und Milchprodukten im Ausland infolge einer abgeschwächten Konjunktur in Schwellenländern. Allerdings sind zuletzt die Lebensmittelpreise in Deutschland wieder gestiegen .

Rukwied kritisierte, in Deutschland komme das Verhalten von Handelsketten beim Einkauf von Obst, Gemüse, Fleisch und Milch einer "wettbewerbswidrigen Preisabsprache" gleich. Das Kartellrecht werde zum stumpfen Schwert, wenn im Handel weitere Fusionen erlaubt würden, die dann mit ihrer Nachfrage-Macht den Druck auf Bauern weiter erhöhen könnten. Die größten Potenziale sieht der Verband im Export, vor allem nach Japan und Südostasien.

***

DWN-Herausgeber Michael Maier erklärt in seinem neuen Buch, wie Wirtschaftssanktionen eingesetzt werden, um Krieg gegen bestimmte Nationen zu führen. Die Schwächung Europas durch die Sanktionen gegen Russland ist eines der zentralen Probleme, warum Deutschland zunehmend seine Handlungsfähigkeit verliert. Zwar versuchen Lobbyisten, sich am Steuerzahler schadlos zu halten - doch eine willfährige Regierung schwächt die Position Deutschlands in einem gnadenlosen Finanzkrieg, dessen Ausmaße wir erst in Ansätzen erkennen.

Michael Maier: „Das Ende der Behaglichkeit. Wie die modernen Kriege Deutschland und Europa verändern“. FinanzBuch Verlag München, 228 Seiten, 19,99€.

Bestellen Sie das Buch hier direkt beim Verlag.

Oder kaufen Sie es im guten deutschen Buchhandel das Buch ist überall erhältlich. Wir unterstützen den Buchhandel ausdrücklich, er muss gefördert werden!

Oder bestellen Sie das Buch bei Amazon.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...