Gemischtes

Der Kampf gegen Diesel beginnt: Höhere Steuern, Verbot für ältere Motoren

Der derzeit deutlich billigere Steuersatz für Diesel soll jenem von Benzin angepasst werden. Zudem sollen ältere Diesel-Fahrzeuge in den Städten verboten werden, so die Forderung des Umweltbundesamts.
17.12.2015 12:33
Lesezeit: 1 min

Das Umweltbundesamt (UBA) fordert die baldige Verbannung älterer Dieselautos aus Deutschlands Innenstädten. Andernfalls werde sich die Luftqualität bis 2030 dort nicht wesentlich verbessern, erklärte UBA-Chefin Maria Krautzberger am Donnerstag in Berlin. Die Städte müssten mehr Eigenbefugnisse zur schnelleren Reduzierung der Stickstoffdioxidbelastung bekommen. Dazu gehöre, dass sie bestehende Umweltzonen für Diesel-Pkw bis zur Schadstoffklasse Euro 5 sperren können.

Krautzberger erklärte, sie sehe nicht, wie der Diesel in heutiger Form in den Innenstädten „noch eine lange Zukunft“ haben könne. Die Städte sollten mehr Möglichkeiten bekommen, Regelungen in bestehenden Umweltzonen zu verschärfen, um so die Atemnot und Bronchitis auslösende Stickstoffdioxidbelastung zu senken. Wenn in dieser Hinsicht nichts geschehe, werde erst in knapp 15 Jahren die Erneuerung der Fahrzeugflotte spürbare Emissionsverringerungen gemäß der neuen EU-Abgasgrenzwerte hervorbringen.

Krautzberger sprach sich dafür aus, den derzeit deutlich geringeren Steuersatz für Diesel dem für Benzin anzupassen. Pro Liter sei Diesel derzeit um 18,4 Cent niedriger besteuert als Benzin. Dadurch gingen dem Staat jährlich sieben Milliarden Euro Einnahmen verloren. Dieselfahrzeuge verursachten dabei deutlich mehr Umwelt- und Gesundheitsschäden als Benziner, nämlich 33 Milliarden Euro pro Jahr.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zeigt sich beim Aus für fossile Brennstoffe als Hardlinerin. Hendricks, ihrem Ministerium ist die Umweltbundesbehörde unterstellt, hat nach dem Klima-Gipfel in Paris klargemacht: „Paris verleiht unseren Klimaschutzzielen in Deutschland zusätzlichen Rückenwind“. Es sei völlig klar, dass sich Deutschland spätestens bis Mitte des Jahrhunderts von fossilen Energieträgern - Kohle, Gas und Öl - verabschieden müsse.

Grundsätzlich müsse die Verkehrspolitik vor allem in den Städten neu ausgerichtet werden, forderte Krautzberger. Dem UBA schwebe eine Stadt vor, „in den Supermarkt, Schreibtisch oder Kino am besten schnell zu Fuß, mit dem Rad oder mit sauberen Bussen und Bahnen zu erreichen“ seien. Dafür müsse vor allem die E-Mobilität vom elektrischen Fahrrad bis zum emissionsfreien Bus stärker gefördert werden.

Ein weiteres Indiz dafür, dass Diesel und Benziner bald der Vergangenheit angehören, ist der Beitritt Deutschlands zur ZEV-Allianz (zero-emission vehicle). Der Allianz zufolge sollen ab dem Jahr 2050 nur noch Neuwagen verkauft werden, die emissionsfrei fahren. An der Allianz nehmen neben Deutschland auch Großbritannien, die Niederlande, Norwegen, acht US-Bundesstaaten sowie die kanadische Provinz Quebec teil, berichtet die US-Zeitung Car and Driver.

In weiteren Ländern wird ebenfalls gegen Diesel vorgegangen: Der Oberste Gerichtshof Indiens hat für mehrere Monate die Zulassung großer Diesel-Wagen in Neu Delhi untersagt, um die Luftverschmutzung zu verringern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Neue Mütterrente wohl erst ab 2028 umsetzbar
04.07.2025

Die Ausweitung der Mütterrente sorgt für Diskussionen: Einigkeit herrscht über das Ziel, Uneinigkeit über das Tempo. Millionen Mütter...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...