Politik

Türkei fliegt massive Bomben-Angriffe gegen Syrien und Irak

Lesezeit: 2 min
14.01.2016 20:31
Die Türkei hat am Donnerstag massive Luft-Angriffe gegen Syrien und den Irak geflogen. Offizieller Grund: Der Anschlag von Istanbul. Tatsächlich ist die Türkei bestrebt, den russisch-syrischen Vorstoß in Syrien zu stoppen, weil sich ein historisches Fenster für einen türkischen Territorialgewinn zu schließen droht.
Türkei fliegt massive Bomben-Angriffe gegen Syrien und Irak

Nach dem rätselhaften Anschlag in Istanbul mit zehn deutschen Todesopfern hat die Türkei nach eigenen Angaben einen Großangriff im Irak und in Syrien gestartet. Wie Regierungschef Ahmet Davutoglu am Donnerstag mitteilte, griffen Bodentruppen mit Panzern und Artilleriegeschützen "fast 500" Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) an. Binnen 48 Stunden seien 200 IS-Kämpfer getötet worden.

Wenn die Türkei wirklich angegriffen hat und wie viele möglicherweise zivile Verletzte oder Tote es gegeben hat, ist nicht bekannt.

"Jeder Angriff auf Gäste der Türkei wird bestraft werden", sagte Davutoglu. Es seien IS-Stellungen sowohl im irakischen Baschika als auch entlang der syrischen Grenze bombardiert worden. Davutoglus Angaben zur Armeeoffensive können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden, schreibt die AFP.

Die türkische Armee hatte vergangene Woche nach eigenen Angaben einen Angriff von IS-Kämpfern auf das Militärcamp Baschika im Nordirak abgewehrt. Türkische Soldaten nutzen das Lager nördlich von Mossul zur Ausbildung irakischer Milizionäre für die Rückeroberung der Großstadt von den Dschihadisten. Zum Vorstoß an der 900 Kilometer langen türkisch-syrischen Grenze sagte Davutoglu, die Türkei sei entschlossen, den IS vollständig von dort zu vertreiben.

Die türkischen Behörden behaupten, dass es sich beim Attentäter vom Dienstag um einen 28-jähriger Syrer gehandelt habe, der sich in der Istanbuler Altstadt vor einer deutschen Reisegruppe in die Luft gesprengt und zehn Deutsche getötet. Präsident Erdogan gab die Identität des Täters nur wenige Minuten nach der Tat bekannt - eine ungewöhnlich schnelle Aufklärung.

Tatsächlich ist der Anschlag absolut rätselhaft. Über die Täter gibt es keine Informationen, und auch die Bundesregierung scheint nur ein sehr begrenztes Interesse zu haben, nähere Details zu betreiben. Von der Einsetzung einer Untersuchungskommission hat man bisher nichts gehört. Die Bild-Zeitung, per Unternehmensstatut der transatlantischen Treue verpflichtet, bringt noch zwei Tage unverdrossen ein Foto, das zweifelsfrei eine Fälschung ist.

Die Türkei hatte im Juli 2015 einen "Krieg gegen den Terror" ausgerufen, nachdem bei einem von der Regierung Erdogan ebenfalls dem IS zugeschriebenen Selbstmordanschlag in Suruç in Südostanatolien 34 Menschen getötet worden waren. Die türkische Offensive zielt auf den IS und auf kurdische Rebellen, getroffen wurden bislang vor allem Stellungen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Bei einem der PKK zugeschriebenen Angriff auf eine Polizeiwache bei Diyarbakir im Südosten der Türkei wurden am Donnerstag fünf Zivilisten und ein Polizist getötet.

Doch das Hauptproblem der Türkei ist der Vormarsch der Russen und der Syrer in Richtung türkische Grenze: Damit drohen territoriale osmanische Träume zu platzen, weil die Türken dann nicht mehr bestimmen können, welche Kurden sie als legitime Nachbarn akzeptieren wollen.

Syrische Truppen stießen am Donnerstag laut AFP weiter auf die IS-Hochburg Al-Bab in der nördlichen Provinz Aleppo vor. Unterstützt von russischen Luftangriffen nahmen sie demnach die von IS-Kämpfern kontrollierte Ortschaft Aarran ein. Diese befindet sich nur zehn Kilometer von Al-Bab entfernt, das seinerseits 30 Kilometer südlich der türkischen Grenze liegt.

Anzeige
DWN
Unternehmen
Unternehmen Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...