Trotz internationaler Appelle will die Türkei ihre Angriffe auf kurdische Stellungen in Nordsyrien fortsetzen. Das kündigte der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu in einem Telefongespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an, wie sein Büro am Sonntag mitteilte. Demnach sagte Davutoglu, die Türkei werde es nicht zulassen, dass die kurdische Partei Demokratische Union (PYD) aggressiv vorgehe.
Davutoglu warnte Merkel vor einer neuen "neuen Welle hunderttausender Flüchtlinge" aus Syrien aufgrund des Vormarsches kurdischer Kämpfer. "Unsere Sicherheitskräfte haben die notwendige Antwort gegeben und werden dies weiter tun", sagte Davutoglu demnach zu Merkel.
Die USA und Frankreich haben die Türkei aufgerufen, die Angriffe auf kurdische Stellungen in Nordsyrien zu beenden. Die PYD und ihr bewaffneter Arm, die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), kontrollieren große Teile der kurdischen Siedlungsgebiete im Norden Syriens. Ankara will die Situation nützen, um Gebietsgewinne in der unübersichtlichen Lage in Syrien zu erzielen - diesen Verdacht hegt mittlerweile sogar die US-Regierung.
Die französische Regierung rief Ankara am Sonntag auf, die Angriffe gegen die kurdischen Kämpfer in Syrien "sofort" einzustellen. Zugleich forderte Paris erneut, dass die syrische Armee und ihre Verbündeten ihre Angriffe im Land beenden sollten. "Absolute Priorität" müssten die Umsetzung der Beschlüsse von München sowie der Kampf gegen die Islamistenmiliz Islamischer Staat (IS) haben, hieß es in einer Erklärung des französischen Außenministeriums.
Für Ankara ist die YPG ein Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die in der Türkei gegen den Staat und für mehr Autonomierechte der Kurden kämpft. Für den Westen und für Russland sind die kurdischen Milizen in Syrien wichtige Verbündete im Kampf gegen die Terror-Miliz IS. Washington unterstützt die PYD und die YPG militärisch - und wäre mittlerweile froh, wenn ihr einzig legitimer Verbündeter gestärkt würde und man nicht mehr auf eine Partnerschaft mit Terroristen und Söldnern angewiesen wäre.