Deutschland

Zulieferer Leoni will Stellen an teuren Standorten streichen

Der bayrische Autozulieferer Leoni hat einen massiven Stellenabbau angekündigt. Betroffen seien vor allem Verwaltungsjobs in Ländern mit hohen Löhnen. Auch Teile der Produktion in Rumänien könnten demnach wegen eines neuen Mindestlohns von 1,40 Euro in billigere Länder wie Moldawien oder die Ukraine verlegt werden.
23.03.2016 13:41
Lesezeit: 1 min

Der Autozulieferer Leoni streicht in seiner krisengeplagten Bordnetzsparte Arbeitsplätze. Es gehe vor allem um Verwaltungsjobs in Hochlohnländern, sagte Bereichschef Frank Hiller am Mittwoch in Nürnberg, ohne Details nennen zu wollen. Derzeit liefen Gespräche mit Arbeitnehmervertretern, zudem sei das Management in der internen Analyse. Eine konkrete Zahl könne er in etwa drei Monaten nennen. Bei den - weitaus günstigeren - Stellen in der Produktion ist vor allem Rumänien betroffen. Dort waren im vergangenen Jahr kurzfristig Tausende neue Mitarbeiter eingestellt worden, weil Leoni die Auftragsflut nicht bewältigen konnte. Zusammen mit einem unerwartet starken Anstieg der Löhne in Rumänien fielen hohe Kosten an, die den Gewinn im ganzen Konzern in die Tiefe rissen.

„Es hat für uns höchste Priorität, die Probleme im Bordnetzbereich aufzuarbeiten“, sagte Vorstandschef Dieter Belle. Erste Maßnahmen seien eingeleitet, die komplette Umsetzung werde zwei Jahre in Anspruch nehmen. Dazu soll etwa die Produktion vereinfacht und standardisiert werden. Die Führungsriege in der Bordnetzesparte wurde verkleinert, Hierarchie-Stufen fallen weg. Bei der Suche nach weiteren Synergie- und Sparmöglichkeiten gehe es darum, Doppelarbeit zu vermeiden, sagte Belle. Als Beispiel nannte er die Buchhaltung, die man weltweit zusammenfassen könnte. „Es gibt viel, worüber man nachdenken kann. Wir haben selbstverständlich immer wieder alle Funktionen in der Zentrale im Visier.“

Wie Bordnetze-Chef Hiller ausführte, soll in dem betroffenen Werk in Rumänien die Zahl der Mitarbeiter wieder auf 5.000 sinken. Zeitweise waren dort bis zu 16.000 Menschen beschäftigt, derzeit sind es rund 9.000. „In keiner Weise wollen wir uns aus Rumänien zurückziehen“, betonte Hiller. Teile der Produktion könnten in andere, billigere Länder wie Moldawien verlagert werden. In der Ukraine betrügen die Lohnkosten nur 60 bis 70 Prozent dessen, was in Rumänien anfalle - dort stieg der Mindestlohn 2015 auf 1,40 Euro pro Stunde.

Bei den betroffenen Projekten werde man nicht mehr zu der ursprünglich geplanten Marge von sieben Prozent zurückkehren, sagte der Spartenchef. Damit fehlen Leoni über die Laufzeit von sechs bis sieben Jahren jedes Jahr rund 30 Millionen Euro an Ergebnis. Für 2016 rechnet der Autozulieferer mit sinkenden Gewinnen und Erlösen. Der schwache Jahresausblick verprellte im Februar die Anleger - wie bereits mehrere Prognosesenkungen im vergangenen Jahr. Am Donnerstag kündigten die Franken an, die Prognose um 20 Cent auf 1,00 Euro zu senken. Im Nebenwerteindex MDax trug Leoni damit die rote Laterne.

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