Politik

EU verteilt Millionen an Steuergeldern an reiche Großgrundbesitzer

Lesezeit: 2 min
04.04.2016 02:26
Die EU verteilt Millionen Euro an Agrar-Subventionen an reiche Großgrundbesitzer in Spanien. 60 der reichsten Familien im Land bekamen seit 2008 je rund 1,1 Millionen Euro pro Betrieb, kleine Landwirte sehen hingegen kaum etwas von den Hilfsgeldern. Auch die Familie des EU-Klima-Kommissars profitiert massiv.
EU verteilt Millionen an Steuergeldern an reiche Großgrundbesitzer

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die EU hat 250 Millionen Euro an Agrar-Subventionen an die reichsten Großgrundbesitzer in Spanien verteilt. Mindestens 60 der 200 reichsten Familien in Spanien bekamen seit 2008 rund 1,1 Millionen Euro an Subventionen pro Betrieb. Dies belegen Zahlen des spanischen Garantiefonds für die Landwirtschaft FEGA und der Seite Farmsubsidy laut einem Bericht der spanischen Zeitung El Diario.

Demnach bekam etwa die andalusische Familie Mora Figueroa mit einem geschätzten Mindestvermögen von 800 Millionen Euro insgesamt rund 50 Millionen Euro an EU-Geldern für ihre zahlreichen landwirtschaftlichen Betriebe.

Besonders interessant ist die Familie Domecq wegen ihrer starken Verstrickung in die Politik: So ist etwa der aktuelle EU-Kommissar für Klima und Energie sowie der frühere Landwirtschaftsminister Spaniens Miguel Arias Cañete mit einer Domecq verheiratet. Die Familie erhielt knapp 37 Millionen an EU-Subventionen, verteilt auf die 42 landwirtschaftlichen Betriebe der weit verzweigten Aristokratenfamilie mit einem Schätzvermögen von mindestens 400 Millionen Euro.

Die Familie des Ministers selbst erhielt allein während seiner Amtszeit als Landwirtschaftsminister 1,8 Millionen Euro an Subventionen, wie die Zeitung El Confidencial enthüllte. Cañetes anschließende Ernennung zum EU-Energie- und Umweltkommissar wurde heftig kritisiert, da seine Familie zudem in mehrere Erdölprojekte verstrickt ist und Anteile an zwei Ölfirmen hält.

Der Vorwurf von El Diario lautet daher, die EU subventioniere mit Steuergeld den Reichtum weniger Familien. Gerade große Familienkonzerne wie Mercadona oder Nutrexpa (Colacao, Nutella, Cuétara) haben großzügige Zuschüsse empfangen. Nach Berechnungen von Eldiario erhielten die landwirtschaftliche Unternehmen der 60 reichsten Familien im Schnitt jeweils 1,1 Millionen Euro in sechs Jahren. Sie werden überproportional stark gefördert, während die kleinen Landwirte kaum von den Hilfsgeldern profitieren. Von den 900.000 spanischen Bauern, die sich im selben Zeitraum für diese Hilfen bewarben, bekam im Schnitt jeder Betrieb rund 44.000 Euro. Insgesamt entfielen rund 250 Millionen Euro der Agrar-Subventionen aus diesem Zeitraum auf die 60 reichsten Großgrundbesitzer.

Das aktuelle System verteilt also weiter die meisten Hilfsgelder an diejenigen, die sie am wenigsten benötigen, und das obwohl es bereits seit Jahren kritisiert wird: So informierte die Organisation Tierärzte ohne Grenzen bereits 2011 in einem Aufklärungsvideo (siehe Video am Anfang des Artikels): „Wieso überschwemmen wir die Aristokratie der Großgrundbesitzer mit Millionen von Euro an Steuergeldern?“

Die meisten dieser Zuschüsse wurden durch die Betriebsprämienregelung gewährt. Es handelt sich dabei um Direktzahlungen, die von der Produktion abgekoppelt sind. Bezogen auf die besessene Grundfläche dienten die EU-Agrar-Beihilfen daher vor allem dazu, das Einkommen der großen spanischen Landbesitzer weiter zu vergrößern.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Warum Kürzungen in der Flüchtlingspolitik nicht hilfreich sind
18.04.2024

Immer mehr Politiker und Wirtschaftsexperten fordern eine Neuanpassung der Asylpolitik. Aktuell finden kontroverse Maßnahmen wie...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...

DWN
Politik
Politik Günstlingswirtschaft und Gefälligkeiten: Stephan Weil in Niedersachsen am Pranger
17.04.2024

In Berlin steht Kai Wegner (CDU) unter Verdacht, seine Geliebte mit einem Senatorenposten bedacht zu haben. Ursula von der Leyen (CDU)...

DWN
Technologie
Technologie Fluch oder Segen? – Was man aus Müll alles machen kann
17.04.2024

Die Welt ist voller Müll. In den Ländern des globalen Südens gibt es teilweise so viel davon, dass Menschen auf Abfallbergen ihr Dasein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzrekorde im März: Nachwehen der Coronahilfen
17.04.2024

Deutsche Unternehmen klagen aktuell viel über die Umstände – und die Unternehmensinsolvenzen sind auch auf Rekordniveau. Ein Grund...

DWN
Politik
Politik Vor G7-Treffen: Baerbock warnt vor Eskalationsspirale im Nahen Osten
17.04.2024

Die Grünen-Politikerin hat vor einem Treffen der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) zu "maximaler Zurückhaltung" aufgerufen in...

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der EU als Wirtschaftsstandort: DIHK-Befragung zeigt Stimmungstief
17.04.2024

Wie beurteilen Unternehmen die Lage der Europäischen Union? Eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Studie: Immer mehr Menschen heben Geld im Supermarkt ab
17.04.2024

Geldabheben beim Einkaufen wird in den Supermärken immer beliebter. Für Händler könnten die zunehmenden Bargeldauszahlungen jedoch...