Politik

Island: Zehntausende fordern Rücktritt von Regierungschef

Der isländische Premier Simundur Gunnlaugson bekommt die Folgen der Panama Papers zu spüren: Nach einem Interview, in dem er von den Reportern regelrecht vorgeführt wird, forderten zehntausende Isländer bei einer spontanen Demo seinen Rücktritt. Die Entwicklung zeigt die Sprengkraft der Offshore-Vorwürfe.
04.04.2016 22:31
Lesezeit: 1 min

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Durch die Enthüllungen aus den „Panama Papers“ über Geheimkonten im Ausland ist Islands Regierungschef Sigmundur Gunnlaugsson am Montag massiv unter Druck geraten. Zehntausende Menschen zogen am Abend vor das Parlament in Reykjavik und forderten seinen Rücktritt. „Übernehmen Sie ihre Verantwortung“, stand auf vielen Plakaten. Die Opposition beantragte ein Misstrauensvotum im Parlament.

Der Premier hat vor allem durch einen misslungenen Interview-Auftritt ein Glaubwürdigkeitsproblem: In einem Interview verliert Gunnlaugsson die Nerven und bricht das Gespräch ab, nachdem er von den Reporter zuvor subtil aufs Eis geführt worden war (Video am Anfang des Artikels).

Laut den vom internationalen Recherchenetzwerk ICIJ veröffentlichten „Panama Papers“ der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca hat Gunnlaugsson vor neun Jahren mit seiner künftigen Frau auf den britischen Jungfraueninseln eine Briefkastenfirma gegründet und dort Millionen Euro geparkt. Ende 2009 überschrieb er seiner Partnerin für einen symbolischen Dollar seinen ganzen Anteil. Er war aber schon Mitte des Jahres ins Parlament eingezogen und hatte dabei sein Vermögen unterschlagen.

Der Ministerpräsident der rechtsliberalen Fortschrittspartei lehnte einen Rücktritt am Montag ab und bestritt die Absicht, Steuern zu hinterziehen. Er habe das Vermögen damals verheimlicht, damit der Reichtum seiner Frau im Wahlkampf nicht zum Thema werde, beteuerte er im Parlament.

Nach Angaben der Polizei protestierten am Montag mehr Menschen als nach dem Bekanntwerden der massiven Aufsichtspannen bei der schweren Bankenkrise 2009, die das Land kurz vor den Ruin getrieben hatte. Wann im Parlament über den Misstrauensantrag abgestimmt wird, war am Montag noch offen.

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