Finanzen

Chinas Dienstleister wachsen im März deutlich

Die Dienstleistungsbranche in China ist im März kräftiger gewachsen als noch im Vormonat. Die Zahlen verweisen darauf, dass der Umbau von einem exportorientierten Ansatz hin zu einer auf Binnenkonsum fußenden Volkswirtschaft in vollem Gange ist. Die Bremer Landesbank hat eine interessante Analyse zu den Daten geschrieben.
06.04.2016 10:46
Lesezeit: 2 min

Die Dienstleistungsbranche in China ist im März kräftiger gewachsen als noch im Vormonat, wie Reuters meldet. Der entsprechende Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex legte nach Angaben vom Mittwoch auf 52,2 Punkte zu, nachdem es im Februar nur 51,2 Zähler waren. Werte oberhalb der 50-Punkte-Marke signalisieren ein wachsendes, Werte darunter ein schrumpfendes Geschäft. Der Composite Index (Produktion und Dienstleistungssektor) verzeichnete einen Anstieg von 49,4 auf 51,3 Punkte und liegt damit auf dem höchsten Indexniveau seit 11 Monaten.

Zur Interpretation der Daten folgt ein Auszug aus dem Briefing der Bremer Landesbank:

Asymmetrie bei der Marktreaktion auf chinesische Daten – es kommt auf den Fokus an!

Während der letzten 15 Monate wurde maßgeblich aus den Zentren New York und London das Thema der ausgeprägten Konjunkturschwäche Chinas lanciert und in der Folge an den Märkten diskontiert. Wir haben uns bewusst diesen Sichtweisen nicht angeschlossen.

Die Tatsache, dass Chinas Wachstum per 2015 schlussendlich den Prognosewerten entsprach (BIP 2015 +6,93%, Prognose 7,0%), wurde wohlfeil ausgeblendet. Mehr noch wurde ausgeblendet, dass circa 7% Wachstum 2015 eine größere realwirtschaftliche Nachfrageausweitung als 11% 2010 darstellen. Hatten die Kollegen aus London und New York nicht bei den damaligen Wachstumsraten vor Überhitzungen und Gefahren für die Weltwirtschaft ausgehend von China gewarnt? Ja, mit der Prozentrechnung ist das schon so eine ganz eigene Sache ...

Faktisch wurde damit die größte Enttäuschung unter den großen Wirtschaftsnationen, die Wachstumsverfehlung der USA, kaschiert. Ergo erfolgte auch keine angemessene Diskontierung dieser Struktur- und in der Folge Konjunkturschwäche der USA und die Fed konnte das Thema Zinswende (u.a. Stress für aufstrebende Länder und ihre Emanzipation vom Westen – AIIB, CIPS ...) forcieren.

Der Umbau der chinesischen Wirtschaft von einer maßgeblich exportbasierten Ökonomie zu einer stärker binnenwirtschaftlich organisierten Ökonomie, übrigens vom Westen (IWF, OECD, USA ...) eingefordert, führte zu einer geringeren Dynamik im Sektor Produktion, welch eine Überraschung! Das entsprach aber immer noch einem Wachstumsclip von mehr als 5% im Bereich der Industrieproduktion.

Wir sind sehr erstaunt, dass die Finanzmärkte derzeit die Wende bei den Einkaufsmanagerindices aus China so nachhaltig ignorieren, nachdem genau diese Sentimentindikatoren in der Vergangenheit wesentliche Katalysatoren für den jeweiligen „Geisteszustand“ an den Märkten waren und mit einem massiven Medien- und Marktengagement begleitet wurden.

Im Jahresausblick 2016, aber auch in unseren täglichen Reports, haben wir betont, dass China auch weiterhin eine solide Performance liefern wird. Das Thema Seidenstraße und „one road – one belt“ werden wesentlich zu einer befriedigenden Performance der chinesischen Wirtschaft beitragen und voraussichtlich ab Mitte 2016 auch in den Fundamentaldaten nachhaltige Spuren hinterlassen. Die aktuelle Reaktion der Einkaufsmanagerindices mit Frühindikatorqualität weisen in die von uns favorisierte Richtung. Das freut uns für China und die Welt.

Wir sind gespannt, auf welche Länder man nun in den Ländern, gezeichnet durch Struktur- und Konjunkturschwäche, mit dem Finger zeigen will, um eigenverantwortete Schwäche nicht sachgerecht thematisieren zu müssen ... Übrigens belegen die Vorwahlen in den USA, dass die statistisch gemessene Konjunkturlage und Arbeitsmarktlage in den USA offensichtlich wenig mit der erlebten Realität der Wirtschaftssubjekte zu tun hat. In volkswirtschaftlichen Kreisen spricht man hier von anekdotischer Evidenz ...

Zusammenfassendes Fazit:

Chinas Wirtschaft kommt wieder stärker in Fahrt. Chinas Projekte sind investiv Multiplikatoreffekten (Infrastruktur). China wird von Märkten und Medien unterschätzt.

 

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