Nach nur elf Monaten im Amt nimmt Bilfinger -Chef Per Utnegaard völlig überraschend seinen Hut. Der Norweger lege sein Amt als Vorstandsvorsitzender aus persönlichen Gründen Ende April nieder, teilte der kriselnde Bau- und Dienstleistungskonzern am Mittwoch mit. Darauf hätten sich der 56-jährige Manager und der Aufsichtsrat einvernehmlich verständigt. Die Suche nach einem Nachfolger läuft bereits auf Hochtouren: Das Kontrollgremium führe bereits Gespräche mit mehreren Kandidaten. Ziel sei es, eine Neubesetzung in Kürze bekannt zu geben. Bis auf weiteres übernehme Finanzvorstand Axel Salzmann zusätzlich die Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden.
Die im MDax gelisteten Bilfinger-Aktien notierten in einem sehr freundlichen Gesamtmarkt leicht im Plus bei 38,38 Euro.
Die Mannheimer befinden sich seit mehreren Jahren in der Krise und sucht nach einer neuen Strategie. Utnegaard, der mit Hilfe des schwedischen Finanzinvestors und Bilfinger-Großaktionärs Cevian im Juni als Konzernchef eingesetzt worden war, hatte erst im Herbst eine Zwei-Säulen-Strategie mit den Sparten Industrial und „Building and Facility“ als neue Marschrichtung vorgestellt. Doch mittlerweile steht auch die Ertragsperle, das Bau- und Immobiliengeschäft, zur Disposition. Dem Traditionskonzern, dessen Wurzeln bis 1880 zurückreichen, droht damit die Zerschlagung. Im vergangenen Jahr verbuchte Bilfinger einen Rekordverlust von knapp einer halben Milliarde Euro.
Utnegaard habe das Unternehmen in einer herausfordernden Phase geleitet, erklärte Aufsichtsratschef Eckhard Cordes. „Gemeinsam mit dem Vorstandsteam wurde Bilfinger mit einer Strategie der Fokussierung auf das Kerngeschäft neu ausgerichtet. Dieser strategische Weg wird konsequent fortgesetzt und Bilfinger zurück auf einen profitablen Wachstumskurs gebracht.“