Gemischtes

Grüne: VW behandelt deutsche Autobesitzer wie Kunden zweiter Klasse

Der Fraktionschef der Grünen, Anton Hofreiter, hat VW eine ungleiche Behandlung von Kunden aus den USA und Europa vorgeworfen. Während der Konzern in den USA bereit sei, fehlerhafte Autos zurückzunehmen und Entschädigung anzubieten, wolle er in Deutschland und Europa fast nichts tun. Der Grund dafür liegt im amerikanischen System der Sammelklagen.
22.04.2016 12:48
Lesezeit: 1 min

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat Volkswagen vorgeworfen, die Kunden in Europa wie „Verbraucher zweiter Klasse“ zu behandeln, wie AFP berichtet. Während der Konzern in den USA bereit sei, fehlerhafte Autos zurückzunehmen und Entschädigung anzubieten, wolle er in Deutschland und Europa „fast nichts tun“, sagte Hofreiter der Passauer Neuen Presse vom Freitag. Dabei sei die Zahl der Betroffenen hier viel größer. „VW betrachtet die Kunden in Europa und Deutschland offensichtlich als Verbraucher zweiter Klasse“, so Hofreiter.

Volkswagen hatte am Donnerstag betroffenen Autobesitzern in den USA „substanzielle Entschädigungen“ zugesichert. Ein Kompromiss mit den US-Behörden sieht auch Optionen vor, den Wagen kostenlos umrüsten oder von Volkswagen zurückkaufen zu lassen. Für die „krasse Ungleichbehandlung“ deutscher Kunden sieht Hofreiter als Ursache das „Versagen der deutschen Behörden“. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sei der „Schutzpatron der Autoindustrie“. Sein Ministerium habe „nur spät und scheibchenweise informiert“.

Dobrindt verschleppe die Aufklärung seit Monaten. „Der Minister sieht nichts, er hört nichts, er sagt nichts“, kritisierte Hofreiter, dessen Fraktion gemeinsam mit den Linken einen Untersuchungsausschuss zum Abgas-Skandal einsetzen will. Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer forderte die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass die deutschen Verbraucher ebenfalls eine Entschädigung von VW erhalten. „Dafür müssen Union und SPD endlich das Recht auf Sammelklagen ermöglichen, sodass Kunden ihre Forderungen gemeinsam einklagen können.“

Im Gespräch sind Musterklagen, mit denen Verbraucher ihre Schadenersatzansprüche leichter durchsetzen können. In einem Musterverfahren werden beispielhaft wichtige Fragen exemplarisch geklärt, um viele gleich gelagerte Fälle zu erleichtern. Bisher können beispielsweise Kapitalanleger solche Verfahren führen. In den USA sind sie seit Langem bekannt, was ein Grund für das konziliante Vorgehen von VW in den USA sein dürfte.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...