Politik

Öl zu Dollars: Saudische Herrscher bereiten sich auf Exil vor

Die Mitglieder des saudischen Königshauses bereiten sich offenbar auf das Exil vor. Es wird so viel Öl wie möglich verkauft, um die Petro-Dollars außer Landes zu schaffen. Der Ölpreis-Verfall spielt dabei keine Rolle. Aus den USA kommen deutliche Signale, dass die Tage des amtierenden Clans gezählt sind.
30.04.2016 00:39
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Im ersten Quartal des aktuellen Jahres sind die Öl-Exporte Saudi-Arabiens im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,5 Prozent gestiegen, berichtet fuelfix. Im vergangenen Jahr sind etwa 61 Prozent aller saudischen Öl-Exporte nach Asien gegangen. Im aktuellen Jahr sind bisher 65 Prozent aller saudischen Öl-Exporte nach Asien gegangen. Davon wurde alleine nach China 14 Prozent exportiert. Im Ländervergleich ist der wichtigste Absatzmarkt für saudischen Öl die USA. Im März erzielten die saudischen Öl-Exporte in die USA mit einem täglichen Volumen von 1,28 Millionen Barrel sogar einen Elf-Monats-Rekord

Im Dezember berichtete Oilprice.com, dass Saudi-Arabien trotz des fallenden Ölpreises seine Öl-Exporte erhöht. Das Land verkauft sein Öl mittlerweile zu jedem Preis. Gleichzeitig wehrt sich das Land gegen eine Drosselung seiner Förderung. Stattdessen fordert das Königreich eine Drosselung von Russland und dem Iran, um – nach eigenen Aussagen – eine Ölpreiserholung zu bewirken.

Nach bisherigen Medienberichten wollte Riad mit dieser Politik vor allem Russland und dem Iran schaden, die beide als Rivalen im Nahen Osten angesehen werden. Doch den größten objektiven Schaden erleidet das Königreich selbst. Die Devisenreserven des Landes sind aufgrund des Ölpreis-Verfalls drastisch zurückgegangen. Der Staatshaushalt kann nicht mehr in gewohnter Weise finanziert werden.

Deshalb ist diese Haltung nicht alleine dadurch zu erklären, dass Saudi-Arabien ausschließlich Russland und den Iran schwächen möchte. Das Königreich hat in den vergangenen Jahrzehnten die eingenommenen Petro-Dollars vor allem in US-Anleihen und US-Vermögensgüter investiert. Ein erheblicher Teil der Gelder floss offenbar auch in US-Offshore-Zentren wie Delaware, Wyoming oder Nevada. Die Panama Papers bestätigen, dass die saudische Königsfamilie Gelder in Steuer-Oasen parkt.

Dieser gesamte Prozess hat sich seit den Konflikten im Nahen Osten und den Unruhen im eigenen Land beschleunigt. Die saudische Königsfamilie fürchtet einen Umsturz und will sich offenbar für die Zeit danach auf eine neue Heimat im Exil einrichten.

Der ehemalige Stabschef im Pentagon, Lawrence Wilkerson, erklärte gegenüber den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Wir müssen uns auch im Klaren darüber sein, dass der Arabische Frühling – ich nenne es Arabischer Winter – noch nicht vorüber ist. Die Könige und Emire von Bahrain, Saudi-Arabien und Katar und andere sind alle verängstigt. Die Welt verändert sich, und diese Emire und Könige sind auf der falschen Seite der Geschichte. Ihre Tage sind gezählt.“

Saudi-Arabien ist in die Konflikte im Jemen und in Syrien direkt verwickelt und diese Konflikte wirken sich polarisierend auf die Innenpolitik des Landes aus. Neben den Schiiten gibt es noch weitere Gruppen im Land, die die Außenpolitik der Königsfamilie nicht teilen.

Doch es gibt auch kritische Personen unter den saudischen Prinzen, die einen Umsturz der saudischen Monarchie befürworten, berichtet der Guardian. Diesen Personen zufolge ist das Königreich nicht mehr tragbar, weil es seine Legitimität verloren hat.

Defense One berichtet: „Es gibt überhaupt keinen saudi-arabischen Staat. Es handelt sich dabei um einen instabilen Laden, der derart korrupt ist, dass er einer kriminellen Vereinigung ähnelt und die USA sollten sich auf die Zeit danach vorbereiten.“

Die Luft für das saudische Königshaus dünner. Je konfliktträchtiger die Lage in der Region wird, desto mehr Öl verkauft das Land, um die Einnahmen anschließend außer Landes zu schaffen.

Sogar US-Präsident Obama fordert mittlerweile „demokratische Reformen“ von Riad. Er weist auf die Notwendigkeit dieser Reformen hin, um Unruhen in Saudi-Arabien zu verhindern. Dieselbe Rhetorik brachte Obama kurz vor Ausbruch des Syrien-Konflikts im Jahr 2011 gegenüber der Regierung in Damaskus vor. Anschließend brach der aus dem Ausland finanzierte Syrien-Konflikt aus.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Migration und Asylpolitik: Faesers Bilanz und die Kontroversen
01.04.2025

Nancy Faeser zieht Bilanz: Weniger Asylanträge, mehr Abschiebungen – die geschäftsführende Innenministerin ist zufrieden. Doch nicht...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...

DWN
Politik
Politik Reform Arbeitszeitgesetz: 8-Stunden-Tag nicht mehr zeitgemäß?
01.04.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Von der Wirtschaft gibt es Zuspruch, die...

DWN
Politik
Politik Stephan Weil: Niedersachsens Ministerpräsident (SPD) zieht sich aus Politik zurück
01.04.2025

Stephan Weil beendet nach mehr als zwölf Jahren als Ministerpräsident von Niedersachsen seine politische Karriere. Mit einem klaren Kurs...