Politik

EU: Tausende Flüchtlings-Kinder spurlos verschwunden

Lesezeit: 2 min
01.05.2016 01:59
In den vergangenen zwei Jahren sind etwa 10.000 Flüchtlingskinder kurz nach ihrer Ankunft in Europa spurlos verschwunden. Sie könnten in die Hände von Organ- oder Menschenhändler geraten sein.
EU: Tausende Flüchtlings-Kinder spurlos verschwunden

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das EU-Parlament berichtet auf seiner Webseite, dass in den vergangenen zwei Jahren etwa 10.000 Flüchtlingskinder nach ihrer Ankunft in Europa spurlos verschwunden sind. Brian Donald, Stabschef der EU-Polizeibehörde Europol, sagt, dass die Kinder in die Hände von Kriminellen geraten sein könnten. In den vergangenen Jahren gab es im europäischen Raum zahlreiche Fälle, in denen Flüchtlingskinder entführt wurden, um ihre Organe zu entnehmen und diese zu verkaufen oder um sie sexuell auszubeuten. Der Telegraph berichtete schon 2013 vom Schicksal eines somalischen Mädchens: „Das nicht namentlich genannte Mädchen wurde aus Somalia nach England gebracht, um hier seine Organe entnehmen zu lassen und sie an Empfänger, die verzweifelt auf ein Spenderorgan warteten, zu verkaufen. Kinderschutzorganisationen warnten, es handele sich dabei vermutlich nicht um einen Einzelfall, die Menschenhändler hätten wahrscheinlich eine ganze Gruppe von Kindern ins Land geschmuggelt.“

Dem Telegraph zufolge soll es in Großbritannien bisher 371 aufgedeckte Fälle dieser Art gegeben haben. 95 der Opfer kamen aus Vietnam, 67 aus Nigeria und 25 aus China. Die anderen Kinderopfer wurden aus Rumänien und Bangladesch nach Großbritannien geschmuggelt. „Illegale Händler nutzen die Nachfrage nach Organen und die Verwundbarkeit von Kindern aus. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Händler dieses Risiko eingeht und nur ein einziges Kind nach England bringt“, so die Direktorin der Kinderschutzorganisation ECPAT UK, Bharti Patel.

ECPAT meldet in einer Mitteilung von Februar 2016: „Besonders in Deutschland und Ungarn seien große Zahlen von Kriminellen mit Bezug zur Ausbeutung von Flüchtlingen festgenommen worden. Beunruhigend ist auch die große Überschneidung von Netzwerken, die sowohl Menschen nach Europa schmuggeln als auch Menschenhandel zum Zweck von sexueller Ausbeutung betreiben (…). 27 Prozent der Flüchtlinge, die während des letzten Jahres in Europa ankamen, sind minderjährig. Sie stellen eine leicht angreifbare Gruppe dar und sind damit am meisten davon bedroht, Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung zu werden.“

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein großer Teil der Kinder, die entführt wurden, in Tschechien sexuell ausgebeutet werden, ist hoch. Insbesondere das deutsch-tschechische Grenzgebiet ist deutschlandweit bekannt für Kinderprostitution. Doch zu den Opfern gehören auch zahlreiche einheimische Kinder.

In einer Mitteilung der Kinderrechtsorganisation ECPAT aus dem Jahr 2005 heißt es: „Für viele Kinder im Grenzgebiet gehört Kinderprostitution zum normalen Alltag. Dies zeigt eine Studie, die UNICEF heute in Prag veröffentlicht. Bei einer Befragung von mehr als 1.500 Kindern und Jugendlichen berichtet fast jedes siebte Kind in der tschechischen Stadt Cheb nahe der deutschen Grenze davon, dass ihm einmal ein Erwachsener Geld für Sex angeboten habe. In einem gemeinsamen Appell fordern die Kinderrechtsorganisation ECPAT und UNICEF Deutschland, Österreich und Tschechien die Regierungen auf, die sexuelle Ausbeutung von Kindern in der Mitte Europas wirksamer zu bekämpfen.“

ECPAT ist der Ansicht, dass sowohl die EU als auch die einzelnen EU-Staaten zu wenig gegen die Bekämpfung von Kinderprostitution tun.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Ostasien: „Shangri-La“ im Zeichen der Konfrontation
08.06.2023

Der Machtkampf der USA mit China prägt die Sicherheitskonferenz Shangri-La Dialogue in Singapur. Für Ostasien steht viel auf dem Spiel....

DWN
Politik
Politik Rundfunkgebühr: Ministerpräsidenten erteilen neuen Geldforderungen klare Absage
08.06.2023

Die Forderung des SWR-Intendanten und derzeitigen Vorsitzenden der ARD, Kai Gniffke, nach einer Erhöhung der Rundfunkgebühren, stößt...

DWN
Finanzen
Finanzen Schweizer Parlament gibt grünes Licht für Credit-Suisse-Untersuchung
08.06.2023

Das Schweizer Parlament macht den Weg frei für eine Untersuchung zum Zusammenbruch der Credit Suisse. Nun müssen Bankmanager fürchten,...

DWN
Politik
Politik Faeser: „Müssen das Europa der offenen Grenzen retten“
08.06.2023

Vor dem Treffen der EU-Innenminister hat sich Nancy Faeser (SPD) für eine Reform des Asylsystems stark gemacht. Grüne und Linke warnen...

DWN
Politik
Politik Trump wegen Geheimunterlagen-Affäre im Visier der Ermittler
08.06.2023

Seit Monaten untersucht ein Sonderermittler den Fund streng geheimer Geheimdienstunterlagen bei Ex-Präsident Trump. Über den Stand der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmensinsolvenzen: Vor allem junge Firmen sind betroffen
08.06.2023

Laut Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) sind derzeit vor allem junge Unternehmen von der Pleite betroffen. Insgesamt ging rund ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands hohe Öl-Exporte riskieren Streit mit OPEC
07.06.2023

Russland hat eigentlich eine Drosselung seiner Rohöl-Förderung angekündigt. Doch die Exporte auf dem Seeweg sind weiter stark. Nun...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitaler Euro: Rechtsrahmen steht noch in diesem Monat
07.06.2023

Die Einführung eines digitalen Euro nimmt immer mehr an Fahrt auf. Dabei will die Europäische Kommission noch in diesem Monat Vorschläge...