Politik

Bundesbank: Niemand hat die Absicht, das Bargeld abzuschaffen

Die Bundesbank und die Oesterreichische Nationalbank sehen nicht den geringsten Anlass für Befürchtungen, das Bargeld könnte abgeschafft werden. Allerdings konnte Deutschland und Österreich nicht verhindern, dass der 500 Euro-Schein abgeschafft wird. Sie wurden in EZB, wie schon so oft, überstimmt.
05.05.2016 15:11
Lesezeit: 1 min

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Jörn Bender von der dpa hat einige Aussagen von Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig-Thiele erhalten, wie es nach der Abschaffung des 500 Euro-Scheins mit dem Bargeld weitergeht. Demnach besteht nicht der geringste Anlass, an eine Abschaffung des Bargelds zu denken:

Thiele zur Entscheidung, den 500-Euro-Schein abzuschaffen?

„Die Bundesbank hat sich seit Beginn der Diskussion gegen eine Änderung der Stückelungsstruktur und damit auch gegen einen Ausgabestopp der 500-Euro-Banknote eingesetzt. Aus unserer Sicht waren die vorgebrachten Argumente für die Abschaffung wenig überzeugend. Selbstverständlich unterstützen wir Maßnahmen, die kriminelle oder terroristische Aktivitäten erschweren. Aber wir haben bislang keine stichhaltigen Belege gesehen für einen Zusammenhang zwischen dem Umfang von Schattenwirtschaft oder Kriminalität und der Verfügbarkeit von Banknoten mit hohem Nennwert. Insofern sind unsere Zweifel, ob die Abschaffung der 500-Euro-Banknoten tatsächlich einen substanziellen Beitrag zur Bekämpfung krimineller Aktivitäten leisten kann, nicht ausgeräumt.“

Zur Zukunft des Bargeldes:

„Der EZB-Rat hat sich mit seiner heutigen Entscheidung klar zum Erhalt der 200- und der 100-Euro-Banknote bekannt. Die zweite Banknotenserie wird zwar von derzeit sieben auf dann sechs Stückelungen reduziert, jedoch bedeutet der Ausgabestopp für die 500-Euro-Banknote keinen Einstieg in die Abschaffung des Bargeldes. Dieses Signal an die Bürger ist der Bundesbank besonders wichtig. Bargeld bleibt gesetzliches Zahlungsmittel und wird auch künftig eine wichtige Rolle einnehmen bei den täglichen Einkäufen und als Wertaufbewahrungsmittel.“

Zur Geschichte des großen Scheins:

„Bereits im November 1994 hat der Rat des Europäischen Währungsinstituts, des Vorgängers der EZB, die gegenwärtige Stückelungsstruktur genehmigt. Für die Einführung einer 500-Euro-Banknote sprach die Tatsache, dass mit Belgien, Deutschland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden und Österreich in sechs Ländern Banknoten mit relativ hohen Nennwerten im Umlauf waren. Seit ihrer Ausgabe im Jahr 2002 wird die 500-Euro-Banknote sowohl im Euro-Raum als auch außerhalb vor allem zur Wertaufbewahrung verwendet. Speziell in Krisensituationen haben die Bürger auch in Deutschland vermehrt darauf zurückgegriffen. Denken Sie an den Herbst 2008. Die freie Verfügbarkeit von Bargeld ist ein wesentlicher Vertrauensanker für unsere Währung.“

Die Bundesbank hatte gegen die Abschaffung des 500 Euro-Scheins gestimmt, wurde aber wie Österreich überstimmt. Der österreichische Notenbanker Kurt Pribil lieferte im ORF nach der Niederlage ebenfalls ein Bekenntnis zum Bargeld ab: Pribil sagte, die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) habe "überhaupt keinen Ansatz – nicht jetzt, nicht in naher Zukunft, und wenn Sie mich fragen, auch nicht in ferner Zukunft...Bargeld ist sehr angesehen, auch sehr sexy."

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