Politik

Volkswagen: Google ist unser größter Konkurrent

Volkswagen will trotz der Abgas-Affäre die Transformation zum Elektroauto und der Datennutzung schaffen. Auf diesem Weg sieht VW-Entwickler Volkmar Tanneberger nicht nur alle anderen Auto-Unternehmen als Konkurrenz – sondern vor allem die US-Technologie-Konzerne Google und Apple.
24.05.2016 00:27
Lesezeit: 2 min

Volkmar Tanneberger, Leiter der Elektrik-/Elektronik-Entwicklung bei Volkswagen sieht sein Unternehmen in der Pflicht, die e-Mobility voranzutreiben, um die Zukunft des neuen Automobils auch bei VW zu sichern.

Tanneberger sagte bei einer VW-Veranstaltung in Berlin, dass Volkswagen bis 2020 zwanzig neue Plug-in-Hybride und E-Fahrzeuge auf den Markt bringen will

Die Digitalisierung der Mobilität sei im Vormarsch. Die Automobilindustrie werde mit Problemen und Herausforderungen konfrontiert, auf die sie reagieren müsste. Die Konkurrenz sei nicht mehr nur unter anderen Automobilherstellern zu finden, sondern kommt auch aus der Internetindustrie. Als größte Herausforderungen für die nahe Zukunft sieht Tanneberger folgende Bereiche:

Neue Kundenbedürfnisse, die durch die Digitalisierung entstehen: Das Auto verliert immer mehr an Bedeutung als Statussymbol. Vor allem die junge Generation im urbanen Bereich weltweit zieht Nutzen gegenüber dem Besitz vor. Maßgeschneiderte Mobilität mit hohem Servicestandard wird dem Besitz eines Autos vorgezogen. So hat z.B. Uber mit seinem Taxidienst eine neue Alternative gegenüber der traditionellen Mobilität geschaffen.

Connectivity: Der Kunde ist es gewohnt, permanent vernetzt und erreichbar zu sein. Dieselben Ansprüche werden auch an die neue Generation von Fahrzeugen gestellt. Die Kunden erwarten ebenso, ganz nach dem Vorbild der digitalen Welt, dass die On-Board-Systeme der Fahrzeuge, gleich den Smartphones, automatisch aktualisieren.

Substitute neuer Geschäftsmodelle: Es sind sogenannte „disruptive” (zerstörerische) Ansätze zu beobachten, wie z. B. schon mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie, wenn eine Technologie durch eine neuere verdrängt wird. Google ist zwar kein Experte auf dem Gebiet des Autobaus und strebt dies wahrscheinlich auch nicht an, dafür ist das Unternehmen aber weltweit führend auf dem Gebiet der Datenanalyse und Datenverarbeitung. Google drängt nun in das Geschäftsfeld der vernetzten Fahrzeuge, die Unmengen an Daten kreieren werden und in Zukunft auch strukturiert werden müssen. Datendienste, die Verhaltensmuster erkennen können und Kundenprofile erstellen, werden neue Anwendungsgebiete im Automobil finden. So wie Uber die Mobilität im Taxigewerbe durch extrem hohe Zuverlässigkeit, Präzession und Servicequalität revolutioniert hat, werden es andere Unternehmen in der Automobilbranche versuchen.

Machtverschiebung bei Lieferanten: Unternehmen wie Google, Apple, Alibaba und Baidu gewinnen zunehmend an Einfluss. Gab es vorher noch ein klares Machtverhältnis zugunsten der großen Automobilhersteller, so verschiebt sich dies nun zusehends. Es besteht keine direkte Abhängigkeit der Lieferanten vom Automobilhersteller. Dies führt zu einer neuen Art der Partnerschaften.

Neue Konkurrenten: Unternehmen wie Apple und Google versuchen ihre Betriebssysteme ins Fahrzeug zu bringen. Google spezialisiert sich hier auf den Bereich des autonomen Fahrens und versucht mit dem Android-System tief in die Fahrzeuge einzudringen.

Das Auto der Zukunft sei ein Produkt + X, das heißt, ein Fahrzeug, das in einem digitalen, vernetzten Ökosystem eingebettet ist. Die große Herausforderung hierbei sei es, zwar Kooperation mit Dritten einzugehen, die über das nötige Know-how verfügen, die Kernkompetenzen aber trotzdem beim Hersteller zu konzentrieren. Auch Datenschutz sei ein Thema in diesem Bereich, da Kunden- und Fahrzeugdaten nicht von Dritten genutzt werden sollten.

Erste Ansätze zum autonomen Fahren gäbe es bereits in Form von adaptiven Spurführungssystemen, Stauassistenten und Einparkhilfen, die über eine App gesteuert werden. Zurzeit seien diese Systeme aber nur kurzfristig einsetzbar, da die Fahrerhaftung gewährleistet sein muss.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...