Politik

De Maiziere fordert mehr Verständnis für Abschiebungen

Lesezeit: 1 min
13.06.2016 02:05
Innenminister de Maiziere kritisiert die fehlende Unterstützung für die Abschiebung von Asylbewerbern. Der Prozess sei stets schwierig und benötige daher auch den Rückhalt der Bevölkerung. Zudem muss das Verfahren beschleunigt werden, da Zuwanderer bereits über neue Routen nach Europa gelangen.
De Maiziere fordert mehr Verständnis für Abschiebungen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere fordert mehr öffentliche Unterstützung in Deutschland für Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber. „Ich wünsche mir mehr Verständnis für das harte Geschäft der Abschiebung, was Polizisten, Bürgermeister und Ausländerbehörden machen müssen. Sie brauchen dabei Unterstützung, auch öffentliche“, sagte der Maiziere der Bild am Sonntag. Nach Angaben der Regierung gibt es inzwischen Anzeichen, dass nach der Schließung der Balkanroute mehr Flüchtlinge die sogenannte Ostroute über Polen nutzen, um nach Mitteleuropa und Deutschland zu kommen.

De Maiziere bezeichnete es als Problem, dass abstrakt alle für Abschiebungen seien, im konkreten Fall aber der Protest groß sei. Die Zahl der freiwilligen Ausreisen und Rückführungen sei trotz erheblichem Anstieg noch nicht hoch genug. Deshalb werde die Innenministerkonferenz in dieser Woche darüber beraten, wie dies gesteigert werden könne.

Die Welt am Sonntag berichtet aus einem vertraulichen Lagebericht der Bundespolizei Frankfurt/Oder, in dem von einem „deutlichen Signal für weiter steigenden Migrationsdruck an der deutsch-polnischen Grenze“ die Rede ist. Vor allem „der Zustrom russischer Staatsangehöriger tschetschenischer Volkszugehörigkeit“ halte an. Die Personallage der Bundespolizei an der Oder-Grenze sei jedoch grenzwertig und es fehle ein Überblick über die illegale Migration.

Ostroute über Polen gewinnt für Flüchtlinge an Bedeutung

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums bestätigte auf Anfrage , es gebe „einen leichten Anstieg über die Ostroute“, allerdings mit geringen absoluten Zahlen.

„Es war absehbar, dass die Schleuser versuchen werden, den Flüchtlingen neue Routen nach Mitteleuropa anzubieten“, sagte der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach dem Blatt. Die neuen Schlepperwege führten „vorzugsweise über Libyen in Richtung Malta und Italien – oder auf dem Landweg über Osteuropa und Polen“. Auch über die Schweiz kämen mehr Flüchtlinge nach Deutschland, berichtete die Welt am Sonntag unter Berufung auf Sicherheitsbehörden.

Die italienische Küstenwache rettete am Samstag bei mehreren Einsätzen erneut rund 1350 Flüchtlinge vor Sizilien und Nordafrika aus Booten. Damit seien binnen drei Tagen mehr als 3000 Flüchtlinge gerettet worden.

Immer mehr Asylbewerber in Deutschland klagen wegen zu langer Asylverfahren gegen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Ende März seien 3271 Untätigkeitsklagen gegen die oberste deutsche Asylbehörde anhängig gewesen, teilte das Innenministerium in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion mit. Zum Jahresende 2015 waren es noch 1000 Klagen weniger.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...