Politik

England und Russland droht bei neuer Fan-Gewalt Ausschluss von der EM

Die UEFA droht Russland und England bei neuen Fan-Ausschreitungen mit dem Ausschluss aus dem Turnier. Russland hat angekündigt, russische Staatsbürger, die Gewalt verüben, vor Gericht zu stellen. Gewalttäter seien keine Fußball-Fans, sondern seien wegen der Randale nach Frankreich gereist. Nordirische Fans waren am Sonntag ebenfalls in Schlägereien verwickelt.
13.06.2016 02:06
Lesezeit: 2 min

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Nach den schweren Krawallen zwischen russischen und englischen Fußball-Fans mit dutzenden Verletzten bei der EM in Frankreich droht den Nationalteams beider Länder im Wiederholungsfall der Rauswurf. „Ein solches Verhalten ist völlig inakzeptabel und hat im Fußball keinen Platz“, erklärte der Fußballverband UEFA am Sonntag. Man sei „angewidert“ von den Vorfällen und werde nicht zögern, die Teams aus dem Turnier zu nehmen, sollte sich solche Gewalt wiederholen. Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve rief die Ausrichter-Städte auf, Verkauf und Konsum von Alkohol dort zu unterbinden, wo das Risiko von Ausschreitungen besonders hoch ist.

Am Samstagabend waren am Ende der Partie England gegen Russland (1:1) im Stadion von Marseille russische Anhänger in einen englischen Fan-Block gestürmt. Es kam zu Schlägereien, Leuchtraketen flogen und Flaggen wurden heruntergerissen. Aus Panik kletterten viele englische Fans über Zäune zum Innenraum. Schon zuvor war es im Alten Hafen von Marseille zu schweren Krawallen gekommen, bei denen Flaschen und Tische flogen und die Polizei Wasserwerfer und Tränengas einsetzte. Mehrere hundert Fans waren aufeinander losgegangen. Unter den Verletzten war ein Mann, der bewusstlos geschlagen wurde. Ein weiterer erlitt einen Herzinfarkt. Insgesamt wurden den Behörden zufolge 35 Menschen verletzt. Schon Donnerstag und Freitag hatte es Schlägereien zwischen Fans beider Mannschaften in der Stadt gegeben. 15 Menschen wurden festgenommen, acht davon am Samstag.

Die Vorfälle im Stadion von Marseille ließen Zweifel am Sicherheitskonzept der Polizei aufkommen. Als die Randale ausbrach, blieben Ordner zunächst tatenlos, bevor sie eingriffen, um gegnerische Fans voneinander zu trennen. Bilder zeigten unter anderem einen Mann, der versuchte, ein Kind zu schützen, während um ihn herum russische maskierte Fans auf Zuschauer einprügelten und eintraten.

Bereits bei der EM 2012 war Russland wegen Ausschreitungen seiner Anhänger von der UEFA zu einer Geldstrafe und einem Punktentzug verurteilt worden. Die russische Regierung hat angekündigt, dass russische Staatsbürger, die in Straftaten im Ausland verwickelt sind, in Russland angeklagt werden sollen. Die staatliche Nachrichtenagentur TASS zitiert den russischen Sportminister Witali Mutko mit der Aussage, dass es das Recht der UEFA sei, Ermittlungen zu führen. Es ist demnach nicht sicher, dass Russland gegen eine Entscheidung Berufung einlegen werde. Die Teilnehmer an der EM müssten sich den Gesetzen Frankreichs entsprechend verhalten. Die Ermittlungen seien begründet, denn die russischen Fans hätten die öffentliche Ordnung des Gastlandes gestört. Allerdings sagte der Minister, dass die in kriminelle Handlungen verwickelten Personen nicht wegen des Fußballs, sondern wegen der Randale nach Frankreich gekommen seien.

In Nizza, wo am Sonntagabend Nordirland auf Polen traf, lieferten sich nordirische Fans Schlägereien mit Franzosen. In Online-Netzwerken kursierte ein Video, in dem zu sehen war, wie Flaschen und Stühle flogen. Dann schritt die Bereitschaftspolizei ein. Sieben Menschen wurden verletzt.

Während des Turniers bis zum 10. Juli sollen rund 90.000 Polizisten und Sicherheitskräfte die Stadien und Fan-Meilen in Frankreich schützen.

Auch gewalttätige Hooligans aus Deutschland sind laut Bundesinnenminister Thomas de Maiziere ein Sicherheitsrisiko. „Wir haben mit Frankreich einen Informationsaustausch über die polizeibekannten und gewalttätigen deutschen Hooligans eingerichtet und die Namen und Daten von rund 2500 Personen übermittelt“, sagte der CDU-Politiker der Bild am Sonntag. Deutsche Beamte unterstützten ihre französischen Kollegen bei Kontrollen an den Grenzen.

De Maiziere sagte, es gebe aktuell „keine konkreten Hinweise“ auf einen Terror-Anschlag während der Fußball-EM. Bei den Sicherheitsbehörden ging eine Vielzahl an Hinweisen ein, denen mit größter Sorgfalt nachgegangen werde. Viele von ihnen sollten nur Verunsicherung stiften. Deutsche und französische Behörden seien gut aufgestellt und arbeiteten eng zusammen.

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