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Seit Beginn der vergangenen Woche wird vor dem Londoner High Court ein Rechtsstreit zwischen dem libyschen Staatsfonds LIA und der Investmentbank Goldman Sachs geführt. Libyen wirft der US-Bank vor, dem Staatsfonds mit hochspekulativen Finanzwetten einen Verlust von 1,2 Milliarden Dollar eingebracht zu haben. Goldman Sachs bestreitet bisher die Vorwürfe.
Wie die Investmentbank möglicherweise an den Großauftrag des Staatsfonds gekommen ist, erklärt die Financial Times. Demnach behauptet der Staatsfonds, dass Goldman Sachs LIA-Mitarbeiter, als sich diese zu einer Weiterbildung bei der Investmentbank in London befanden, Fünf-Sterne-Hotels bezahlt und sie mit Theaterkarten und Fußballkarten unterhalten habe. Mit insgesamt 77 Finanzinstituten soll die LIA gesprochen haben. Goldman Sachs hatte große Konkurrenz.
Der ehemalige LIA Mitarbeiter Abdulfatah Enaami beispielsweise sprach vor Gericht von der „besonderen Beziehung“, die die LIA mit der Investmentbank gehabt hatte. So soll der Goldman Sachs Banker Youssef Kabbaj zudem zwei Prostituierte für sich und einen LIA-Mitarbeiter beschafft haben, um die Beziehung zu dem Staatsfonds zu festigen. Kabbaj war zuvor angewiesen worden, einige Zeit in Tripolis zu bleiben. Zusammen mit einem Bruder des LIA-Vorstands, Mustafa Zarti, flog Kabbaj auf Kosten von Goldman in der Business Class nach Dubai ins Ritz Carlton, um an einer Goldman Konferenz teilzunehmen, berichtet die FT. Dort heuerte Kabbah auch die Prostituierten für sich und Haitem Zarti an. Zarti soll den Dienst der Prostituierten abgelehnt haben.
Außerdem war bekannt geworden, dass Goldman Banker regelrecht ausgeschwärmt seien, um den Auftrag zu erhalten und gleichzeitig hinter deren Rücken abfällige Bemerkungen über die libyschen Kunden gemacht haben sollten. In einer E-Mail an Ben Brahim stand, die Mitarbeiter des Staatsfonds seien so ungebildet, „dass jeder diese ausrauben könnte“.
Es gab letztlich ein paar LIA-Mitarbeiter, die skeptisch bezüglich der Geschäftspraxis der Investmentbank waren. Diese aber wurden bei Konferenzen mit Goldman Sachs „unter Beschuss“ genommen.
Der Verteidiger von Goldman Sachs, Robert Miles QC, hingegen sagte, dass die Klage des Staatsfonds nur ein Fall von „Kaufreue“ eines Staatsfonds sei, der selbst „Autor seines Unglückes ist“. Die Geschäfte des Staatsfonds seien aufgrund der Finanzkrise von 2008 nicht so gelaufen, wie die LIA es wollte. Zudem sei die „Gastfreundlichkeit“ von Goldman „nicht Ungewöhnliches“.