Die Aushängeschilder der deutschen Automobilbranche sind ins Visier des Bundeskartellamts geraten, wie Reuters berichtet. Die Wettbewerbshüter gehen dem Verdacht illegaler Absprachen beim Einkauf von Stahl nach. Beamte der Behörde hätten deshalb m 23. Juni sechs Unternehmen der Branche durchsucht, teilte ein Sprecher des Kartellamts am Dienstag mit. Namen der betroffenen Konzerne nannte die Behörde wie üblich nicht. Die Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW räumten auf Nachfrage ein, durchsucht worden zu sein. Auch die Zulieferer ZF und Bosch waren Ziel der Razzien.
An den Durchsuchungen, die zeitgleich am 23. Juni über die Bühne gingen, beteiligten sich den Angaben der Wettbewerbshüter zufolge 50 Mitarbeiter der Behörde. Durchsuchungsbeschlüsse setzen einen Anfangsverdacht für einen Kartellrechtsverstoß voraus, bis zum Abschluss des Verfahrens gilt aber die Unschuldsvermutung. Bestätigt sich der Verdacht der Wettbewerbshüter, können sie mit empfindlichen Geldbußen reagieren.
Theoretisch kann das Kartellamt Firmen mit bis zu zehn Prozent ihres Jahresumsatzes belangen - in der Praxis schöpft die Behörde diesen Rahmen aber nicht aus. Die konkrete Höhe des Bußgeldes ist abhängig von der Schwere und der Dauer der Tat. Rekordbußgelder in einer Höhe von über 700 Millionen Euro verhängte die Behörde etwa 2003 gegen die Mitglieder eines Zement-Kartells. Gerichte reduzierten die Strafsumme später aber deutlich auf rund 400 Millionen Euro.
Für den Volkswagen-Konzern kommen die Ermittlungen zur Unzeit. Die Wolfsburger kämpfen weiter mit den Folgen der Abgasaffäre. Allein die Beilegung des Dieselskandals in den USA kostet den Autobauer mehr als 15 Milliarden Dollar.