Politik

Köln: Tausende Türken auf dem Marsch für Erdogan

In Köln ziehen tausende Türken zur Demo für Erdogan. Der türkische Minister Kilic bezeichnet die Versammlung als Signal der Geschlossenheit gegen die Putschisten. Die Polizist ist in höchster Alarmbereitschaft.
31.07.2016 13:49
Lesezeit: 2 min

In Köln haben sich am Sonntagmittag tausende Türken auf dem Marsch für den türkischen Präsidenten Erdogan versammelt. Die Mitveranstalter von der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) rechneten nach eigenen Angaben mit insgesamt "mit 30.000 bis 50.000 Teilnehmern". Das wären mehr als bislang erwartet. Die Polizei sicherte die Veranstaltung und die Gegendemonstrationen mit rund 2700 Beamten. Die Sicherheitsbehörden hofften auf einen "friedlichen Verlauf".

Die Großkundgebung ist nach Worten von Sport- und Jugendminister Akif Cagatay Kilic als Signal der Geschlossenheit gegen die Putschisten zu verstehen. "Wir sind hier, weil unsere Landsleute in Deutschland für Demokratie und gegen den versuchten Militärputsch in der Türkei einstehen", sagte der in Deutschland geborene Minister am Sonntag vor Journalisten in der Rhein-Metropole. "Die Botschaft, die von der Veranstaltung ausgehen soll, ist, dass in der Türkei alle Parteien und NGOs (Nichtregierungsorganisationen) zusammen gegen den Putsch stehen und die Demokratie verteidigen wollen."

Bülent Bilgi von der UETD sagte der Nachrichtenagentur AFP vor Beginn der Großdemo, die Demonstranten reisten unter anderem aus Finnland, Belgien, Großbritannien, Österreich und der Schweiz an. Er wünsche sich, dass von der Versammlung die Botschaft für ein "friedliches harmonisches Miteinander" sowie "Freiheit und Demokratie für alle" ausgehen werde. Die UETP steht der türkischen Regierungspartei AKP nahe.

Die bisherigen Schätzungen der Polizei gingen von bis zu 30.000 Teilnehmern bei der Kundgebung mit dem Titel "Ja zur Demokratie - Nein zum Staatsstreich" aus. Zu der Versammlung von Türken und türkischstämmigen Deutschen am rechten Kölner Rheinufer hatte eine "Plattform für Demokratie - gegen Staatsstreich" aufgerufen, der mehr als 100 Vereine und Gruppen angehören. Als Redner wurde auch der türkische Minister für Sport und Jugend, Akif Cagatay Kilic, erwartet.

Eine von den Veranstaltern geplante Zuschaltung von Rednern aus der Türkei wie dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan per Videoleinwand wurde verboten. Das Bundesverfassungsgericht wies am Samstagabend einen entsprechenden Antrag der Veranstalter, aus formalen Gründen ab.

Vier Gegendemonstrationen waren angemeldet, unter anderem aus dem linken Spektrum sowie von Jugendorganisationen deutscher Parteien. Die ersten Gegenveranstaltungen begannen nach Polizeiangaben bereits am Mittag. Auch die rechte Partei Pro NRW will gegen die Versammlung von Türken und türkischstämmigen Deutschen demonstrieren.

Die Polizei erklärte auf ihrem Twitterkanal, sie wünsche "allen heute in Köln einen friedlichen Verlauf der Versammlungen". Nach Angaben eines AFP-Reporters fuhren mehrere Wasserwerfer auf. Auch eine Rheinbrücke wurde gesperrt.

Auf der Großkundgebung regierungstreuer Türken sollte eine Deklaration verlesen werden. In der vorab veröffentlichten Erklärung wird daran erinnert, dass bei dem gescheiterten Miliärputsch vom 15. Juli in der Türkei mehrere hundert Sicherheitsbeamte und Zivilisten ermordet worden seien. "Sie haben ihr Leben im Kampf für die Demokratie und Freiheit in der Türkei gelassen", heißt es weiter in der Deklaration.

Kritik wird in der Erklärung an der Berichterstattung über den Putschversuch geübt. Medien werden "einseitige und voreingenommene Berichte" vorgehalten, in denen "sogar Trauer" über den gescheiterten Putsch mitschwinge. In der Erklärung werden zugleich die jüngsten teils extremistischen Gewalttaten in Deutschland und Europa verurteilt. "Ganz gleich, aus welcher Motiation heraus diese abscheulichen Taten begangen wurden, sie sind eine Schade für unsere freie und friedliche Zivilsation."

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...