Die britische Notenbank reagiert auf den Brexit-Schock mit einer Leitzinssenkung. Der Schlüsselsatz wurde am Donnerstag auf das Rekordtief von 0,25 Prozent nach zuvor 0,5 Prozent gekappt, wie die Währungshüter am Donnerstag mitteilten. Die Bank of England (BoE) lockerte damit erstmals seit März 2009 die Zügel, als sie gegen die Weltwirtschaftskrise ankämpfte. Nun musste sie erneut zu einem geldpolitischen Feuerwehreinsatz ausrücken, denn das Land steuert nach dem EU-Austrittsreferendum vom 23. Juni auf den stärksten Konjunktureinbruch seit sieben Jahren zu. Die Notenbank rechnet für 2016 mit einer konjunkturellen Stagnation und signalisierte, dass sie noch dieses Jahr zu einer weiteren Zinssenkung bereit ist.
Um die Wirtschaft anzukurbeln, weitete die BoE auch die Geldflut aus: Sie stockte ihr Staatsanleihen-Kaufprogramm um 60 Milliarden auf 435 Milliarden Pfund (514 Milliarden Euro) auf. „Damit wurden die Markterwartungen übertroffen. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass die BoE für die Zukunft weitere Maßnahmen in Aussicht gestellt hat“, sagte Ökonom Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba.
Im Juli hatte die Notenbank noch stillgehalten und die Anleger an der Börse damit auf dem falschen Fuß erwischt. Nun legte sie zwei neue Programme auf: Als zusätzliche Anschubhilfe sollen Unternehmensanleihen im Wert von zehn Milliarden Pfund angekauft werden. Komplettiert werden die Konjunkturspritzen durch ein Programm zur Förderung der Kreditvergabe.
Nach der Zinssenkung warfen die Anleger das Pfund Sterling aus ihren Depots. Die britische Währung brach um 1,3 Prozent auf 1,3158 Dollar ein. An den Aktienmärkten freuten sich die Investoren hingegen über den Geldsegen: Der FTSE-Index in London weitete seine Gewinne aus und stieg um 1,4 Prozent.
Derzeit herrscht auf der Insel Unsicherheit, ob Großbritannien künftig noch Zugang zum EU-Binnenmarkt haben wird. Dies drückt auf die Konsumlaune und lastet auf der Investitionsbereitschaft der Unternehmen.