Politik

Türkei und Russland besorgt um Stabilität in Armenien

Lesezeit: 2 min
09.08.2016 23:17
Türkische und russische Analysten befürchten, dass ausländische Gruppen einen Putsch in Armenien vorbereiten könnten. Die größte Gefahr: Eine Destabilisierung könnte Rechtsextreme oder Nationalisten an die Macht bringen.
Türkei und Russland besorgt um Stabilität in Armenien
Der Berg-Karabach-Konflikt. (Grafik: Stratfor)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In Armenien tobt seit mehreren Wochen ein Machtkampf zwischen der rechten Opposition und der Regierung in Jerewan. Türkische Analysten vermuten, dass US-Organisationen die Regierung unter Serj Sarkisian stürzen will, um den russischen Einfluss im Südkaukasus zurückzudrängen, was jedoch zwangsläufig zu einer Eskalation der Krise zwischen Aserbaidschan und Armenien führen würde. Armenien ist aktuell ein Schlüsselverbündeter Russlands. In Armenien befindet sich ein russischer Militärstützpunkt und das Land hat in den vergangenen Jahren Finanzhilfen von Moskau bekommen. Beide Länder sind Mitglieder der Eurasischen Wirtschaftsunion und der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (CSTO). Nach dem Aufflammen des Berg-Karabach-Konflikts zwischen dem zweiten und fünften April hat sich die rechte Opposition im Land kritisch gegenüber Russland geäußert. Der Vorwurf lautet, dass Russland Armenien in diesem Konflikt nicht verteidigt und stattdessen gute Beziehungen zu Aserbaidschan pflegt.

The Daily Sabah zitiert den Eurasien-Analysten Esref Yalinkilicli:

„Die USA haben über einen langen Zeitraum NGOs, kulturelle Organisationen und Finanzzirkel genutzt, um den US-Einfluss in der Region zu erweitern. Die USA haben einen großen Einfluss auf die armenische Diaspora und möchten diese nutzen, um sich einen Spielraum in Armenien zu schaffen. Obwohl der russische Einfluss auf die Regierung in Jerewan groß ist, könnten die USA einen Wechsel im Kontext einer Farbrevolution herbeiführen. Armenien hat seine eigenen Dynamiken und unterscheidet sich deshalb von der Ukraine und Georgien. Allerdings gibt es eine Gemeinsamkeit. Die Jugend sucht nach einem Wechsel in der Politik. Die USA könnten dies für ihre eigenen Zwecke nutzen.“

Jane's Defence Weekly berichtet, dass Russland mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Druck auf Armenien ausüben werde, damit das Land einige der „besetzten Gebiete“ in Berg-Karabach an Aserbaidschan abtritt.

Das Magazin wörtlich: „Sollte sich die Regierung in Jerewan weigern, (…) würde Russland wahrscheinlich Friedenstruppen nach Berg-Karabach entsenden. Eine armenische Zustimmung würde von einem Massenaufstand und sogar von einem bewaffneten inneren Aufstand begleitet werden, woraus Aserbaidschan einen potenziellen Vorteil ziehen würde, um eine Offensive auf Berg-Karabach zu starten.“

Bereits im vergangenen Sommer 2015 gab es in der Hauptstadt Jerewan Proteste gegen die Regierung, die als „Elektro-Maidan“ umschrieben wurden. Auslöser der Proteste waren Erhöhungen bei den Strompreisen. Der russische Stromkonzern Inter RAO UES hatte im Jahr 2006 den armenischen Stromkonzern Electric Networks of Armenia (ENA) erworben und wurde somit als Verursacher der Erhöhung eingestuft. Die Proteste wurden von der armenischen Diaspora in den USA und in Europa unterstützt. Es gab auch Kundgebungen in New York, Paris, Brüssel und Los Angeles.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung berichtete damals: „Auch in Russland herrscht Unsicherheit und Nervosität vor. So steht die Aussage des Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschuss des russischen Föderationsrats, Konstantin Kosachev, stellvertretend für die russische Leseart der Dinge. Kosachev äußerte den Verdacht, dass ,es nicht auszuschließen sei, dass ausländische Kräfte hinter den aktuellen Ereignissen stecken‘.“

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...