Politik

SPD: Deutsche Bevölkerung ist neuartigen Gefahren ausgesetzt

Lesezeit: 2 min
22.08.2016 13:07
Die SPD sieht die deutsche Bevölkerung „aufgrund terroristischer Bedrohungen neuartigen Gefahren ausgesetzt“. Daher sei es sinnvoll, der Bevölkerung Anweisungen zum Horten von Lebensmitteln, Wasser und Bargeld zu geben. Die Opposition hält die Warnungen für Angstmache.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++WERBUNG+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die SPD hat die Kritik der Opposition am geplanten Zivilschutzkonzept der großen Koalition zurückgewiesen. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, sagte am Montag der Nachrichtenagentur AFP, dass es normal sein sollte, dass die Bevölkerung selbst Vorsorge treffe, um auf Extremsituationen vorbereitet zu sein. "Der Kauf von bestimmten Nahrungsmitteln und Trinkwasser auf Vorrat ist von daher nichts Besonderes und schon gar keine Angstmache."

Lischka erklärte, dass sich die Katastrophenszenarien für Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich verändert hätten. "Die Zivilbevölkerung oder auch staatliche Institutionen sind nicht zuletzt aufgrund terroristischer Bedrohungen neuartigen Gefahren ausgesetzt", sagte der SPD-Innenexperte der AFP. "Insofern ist es nur konsequent und begrüßenswert, dass nach über 20 Jahren endlich ein neues, ganzheitliches Zivilschutzkonzept vorliegt", fügte Lischka hinzu. "Die Abstimmung von Bund und Ländern in Katastrophensituationen, eine verbesserte öffentliche Risikokommunikation oder die technische und personelle Ausstattung der Zivilschutzakteure - all diese Bereiche gilt es an die neuen Herausforderungen anzupassen."

Das neue Konzept Zivile Verteidigung (KZV) der Bundesregierung soll am Mittwoch im Kabinett beraten und anschließend der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Unter anderem wird der Bevölkerung darin empfohlen, sich für den Krisenfall Vauf eine umfangreiche Selbstversorgung einzustellen. Die Bürger sollten bei einer Katastrophe oder einem Angriff zum Selbstschutz fähig sein, bevor staatliche Maßnahmen anlaufen, um eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser, Energie und Bargeld sicherzustellen.

"Die Bevölkerung wird angehalten, einen individuellen Vorrat an Lebensmitteln für einen Zeitraum von zehn Tagen vorzuhalten, um durch entsprechende Eigenvorsorge die staatlichen Maßnahmen zu unterstützen", heißt es in dem Entwurf des Konzepts, der AFP vorliegt. Für einen Zeitraum von fünf Tagen sollten die Bürger je zwei Liter Trinkwasser pro Person und Tag bereithalten. Als Grund führt die Bundesregierung einen zwar unwahrscheinlichen, aber doch denkmöglichen kriegerischen Angriff auf Deutschland an.

Die Opposition hält die Warnung für überzogen: "Man kann die Menschen mit immer neuen Vorschlägen, so auch zu Hamsterkäufen, völlig verunsichern", kritisierte der Fraktionschef der Linken, Dietmar Bartsch, im Kölner Stadt-Anzeiger. Die Bundesregierung dürfe "nicht täglich neue Hektik verbreiten".

Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz bezeichnete es in der Zeitung zwar als sinnvoll, die Notfallpläne und zivilen Schutzkonzepte zu aktualisieren. Problematisch sei allerdings die Vermischung von ziviler Vorsorge mit militärischen Szenarien und Hinweisen auf terroristische Gefahren. "Ich sehe kein Angriffsszenario, für das sich die Bevölkerung Vorräte anlegen sollte", sagte der Innenexperte.

*** Die DWN halten Sie über die aktuelle Entwicklungen auf dem laufenden: Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...