Finanzen

Ripple-Technologie: Die größte Gefahr für den Dollar als Weltwährung

Die Zahl der Transaktionen, welche unter Umgehung des Dollar abgewickelt werden, steigt. Der Grund ist die Enttäuschung über die US-Politik: Nach Ansicht vieler Marktteilnehmer hat die US-Regierung den Dollar als Weltwährung missbraucht, um ihre eigenen Interessen mit Gewalt durchzusetzen. Eine neue Technologie mit dem Namen Ripple könnte das globale Monopol des US-Dollar brechen.
29.08.2016 01:54
Lesezeit: 2 min

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Neue Finanz-Technologien und Zahlungssysteme bedrohen nach Ansicht von Experten die globale Dominanz des US-Dollar im internationalen Zahlungsverkehr, berichtet der Finanzblog Sovereign Man. Diese ermöglichten Überweisungen zwischen zwei Parteien auf direktem Wege unter Umgehung des amerikanischen Finanzsystems und des Dollar. Bislang wurden praktisch alle Transaktionen weltweit über Dollar-Konten bei amerikanischen Großbanken abgewickelt. Neue, innovative Zahlungssysteme wie Ripple, die auf der Blockchain-Technologie basieren, beginnen, sich als Alternativen zu etablieren: Ripple, zu dessen Investoren Andreesen Horowitz, Google Ventures, CME, IDG Capital und Santander gehören, bietet die Möglichkeit der direkten internationalen Überweisungen - eine Methode, die den Dollar schlicht überflüssig macht (siehe zur Funktion Video am Anfang des Artikels).

Setzen sich diese Technologien international in großem Stil durch, droht den USA ein empfindlicher Machtverlust. Sie würden dadurch ihre Dominanz über das internationale Finanzsystem, dessen Architektur immer noch weitgehend auf den Beschlüssen von Bretton Woods aus dem Jahr 1944 ruht, verlieren. Der Dollar als Weltleitwährung ist eine der beiden tragenden Säulen amerikanischer Macht – die andere ist die globale Präsenz der amerikanischen Streitkräfte.

Auch der immense Vorteil der USA, praktisch immer neue Geldgeber zu finden, würde geschwächt. Da der Dollar und das US-Bankensystem Dreh- und Angelpunkt des Weltfinanzsystems sind, mussten Investoren und Staaten bislang praktisch gezwungenermaßen ständig in Dollar-Anlagen und amerikanische Staatsanleihen investieren. Angesichts einer Staatsverschuldung von derzeit rund 19,5 Billionen Dollar muss deshalb jegliche Alternative zum bestehenden Schuld- und Zahlungssystem von den US-Eliten als Bedrohung verstanden werden.

Simon Black von Sovereign Man argumentiert, dass die oft rücksichtslose Wirtschafts- und Geopolitik der Vereinigten Staaten den Anreiz anderer Länder und Banken verstärken dürfte, nach Alternativen zu suchen. Er verweist dabei in erster Linie auf die zahlreichen militärischen Interventionen in anderen Ländern sowie auf die teilweise aggressive Art und Weise, wie US-Recht international durchgesetzt wird.

„Sie haben das Vertrauen und die Zuversicht, welche der Rest der Welt in sie gesetzt hat, missbraucht, indem sie Schulden in riesigem Umfang aufgetürmt, Kriegen in anderen Ländern geführt und ferngesteuerte Bomben auf Krankenhäuser geworfen haben. Sie haben absurde Vorschriften erschaffen und hatten die Dreistigkeit zu erwarten, dass ausländische Banken sich daran halten“, schreibt Black. Er verweist in diesem Zusammenhang auf das Beispiel der französischen Großbank BNP Paribas, die den amerikanischen Behörden 9 Milliarden Dollar zahlen musste, woraufhin die französische Regierung den amerikanischen Machtanspruch auf das Weltfinanzsystem öffentlich hinterfragte.

Die Nutzung alternativer Zahlungssysteme steht zwar noch am Anfang, funktioniert aber bereits. Vor zwei Monaten habe eine kanadische Bank die erste Überweisung mit dem Ripple-Protokoll nach Deutschland getätigt, schreibt Black. Auch die Schweizer Großbank UBS und die Deutsche Bank bündeln ihre Kräfte bei der Entwicklung einer neuen Cyber-Währung. Sie soll Transaktionen zwischen Finanzhäusern vereinfachen und günstiger machen. Das von der Schweizer Bank vorangetriebene System könnte in Absprache mit Zentralbanken und Regulierern bereits in zwei Jahren auf den Markt kommen.

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