Auf etwa 85 Schiffen der insolventen Container-Reederei Hanjin werden Wasser und Lebensmittel knapp. Die Schiffe liegen seit vergangener Woche vor etwa 50 großen Häfen in 26 Ländern auf Reede, weil die Hafenbehörden eine Einfahrt verbieten. Sie fürchten, auf den Kosten der Entladung sitzenzubleiben. Der Chef der Gewerkschaft von Hanjin drückte seine Besorgnis über das Schicksal der an Bord befindlichen Crews aus: „Unsere Schiffe können zu Geisterschiffen werden. Lebensmittel und Wasser werden auf jenen Schiffen knapp, die in internationalen Gewässern ankern.“
Inzwischen hat Hanjin offenbar sechs gestrandeten Schiffen Wasser, Nahrungsmittel und Hygieneartikel zukommen lassen – darunter jenen, die vor Rotterdam und Singapur liegen.
Am Dienstag unternahmen die südkoreanischen Behörden einen ersten Versuch einer Not-Kapitalspritze. Wie Bloomberg berichtet, werde Hanjin dazu selbst etwa 100 Milliarden Won (rund 80 Millionen Euro) beisteuern, um Verzögerungen in der Lieferkette zu vermeiden. Die Regierungspartei Saenuri regte an, einen Notkredit von ebenfalls 80 Millionen Euro aufzulegen, falls Hanjin Sicherheiten präsentieren könne.
Die Rettungsversuche dürften sich allerdings schnell als viel zu kleinteilig erweisen. Angaben des südkoreanischen Ozean- und Fischereiministeriums zufolge benötigt Hanjin etwa 500 Millionen Euro, um unbezahlte Rechnungen begleichen zu können. Insgesamt wird die Schuldenlast des Unternehmens auf etwa 4,5 Milliarden Euro geschätzt. Derzeit geht das Unternehmen gerichtlich gegen die Beschlagnahmung seiner Schiffe vor.
Hanjins Insolvenz symbolisiert die schwere Lage, in der sich der globale Containerhandel derzeit befindet. Die Branche leidet aufgrund der weltwirtschaftlichen Abkühlung an hohen Überkapazitäten. Seit Ende 2015 erwirtschaften die Unternehmen Defizite. Schätzungen gehen davon aus, dass sich der Fehlbetrag im laufenden Jahr auf insgesamt 5 Milliarden Dollar einstellen wird.