Mittlerweile hat sich die Lage im deutschen Aktienmarkt nach teilweise hohen Verlusten wieder beruhigt. Aktien der Deutschen Bank liegen jetzt bei 11 Euro etwa 1,2 Prozent im Plus, jene der Commerzbank noch immer etwa 3 Prozent im Minus. Der Dax verzeichnet Gewinne von 0,5 Prozent.
Die Kurserholung bei den Finanzwerten hat auch den US-Börsen am Freitag Auftrieb gegeben. Die Furcht vor einer neuen Finanzkrise rückte in den Hintergrund. „Es ist schon richtig, dass sich die Wall Street um die Deutsche Bank sorgt. Aber gestern hat sie etwas überreagiert und da rudern wir heute zurück“, sagte ein Analyst.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte eröffnete 0,7 Prozent im Plus bei 18.265 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gewann 0,6 Prozent auf 2163 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte 0,5 Prozent auf 5294 Stellen.
Die Aktien der Großbanken JPMorgan und Bank of America legten jeweils 0,8 Prozent zu, die Papiere der Citigroup sogar 1,2 Prozent.
Zuvor fanden im Dax und an anderen europäischen Börse starke Abverkäufe statt. „Das ist die schiere Angst“, sagte Chefanalyst Nick Parsons von der National Australia Bank. „Das Problem ist, dass die Erfahrungen mit Banken-Schieflagen aus der Finanzkrise noch zu frisch sind und das macht Anleger nervös.“
Die Titel der Deutschen Bank fielen zeitweise um neun Prozent auf ein Rekordtief von 9,90 Euro. Insidern zufolge zog ein großer Hedgefonds aus Asien in den vergangenen beiden Tagen Sicherheiten von rund 50 Millionen Dollar ab. Bankchef John Cryan warnte in einem Brief an die rund 100.000 Mitarbeiter vor Panikmache und betonte, die Bank habe mit Liquiditätsreserven von 215 Milliarden Euro ein starkes Fundament.
Die Lage des einstigen Vorzeigeinstituts spitzte sich vor zwei Wochen zu, als das US-Justizministerium für die Bank wegen Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt eine Strafe von umgerechnet gut zwölf Milliarden Euro aufrief. Seither verlor das Institut fast vier Milliarden Euro an Börsenwert und ist am Kapitalmarkt gerade noch 14 Milliarden Euro wert. „Obwohl Viele der Einschätzung zustimmen, dass die Deutsche Bank ein solides Unternehmen ist, scheint das Händler kaum zu interessieren“, betonte Aktienmarkt-Experte Markus Huber vom Brokerhaus City of London. Je länger die Spekulationen um die Deutsche Bank anhielten, desto größer sei die Gefahr eines Vertrauensverlustes in die gesamte Finanzbranche.
Die Fragezeichen an den Märkten rund um die Deutsche Bank zogen auch die Aktie der Commerzbank um bis zu 8,5 Prozent nach unten und überschatteten die von Firmenchef Martin Zielke vorstellte neue Strategie. In ganz Europa gingen Bankenwerte in die Knie: Häuser wie UniCredit, Banco Santander, Societe Generale oder Barclays büßten bis zu 6,8 Prozent ein. Der europäische Banken-Index verlor zeitweise 3,8 Prozent.
Vor dem Hintergrund geriet auch der Euro unter Druck. Er verbilligte sich um mehr als einen halben US-Cent auf 1,1155 Dollar. Zur Schweizer Währung fiel er sogar auf ein Zwei-Monats-Tief von 1,0808 Franken. Andere als sicher geltende Anlagen wie Bundesanleihen waren ebenfalls gefragt: Der Bund-Future legte 44 Ticks auf 166,17 Punkte zu.