Europas Aktienanleger haben am Dienstag auf eine weiterhin spendierfreudige Europäische Zentralbank (EZB) gesetzt. Zwar rechneten die meisten Börsianer für diesen Donnerstag nicht mit konkreten neuen Ankündigungen. Doch hofften viele auf entsprechende Signale für Dezember. „Solange das Geld hierzulande billig bleibt, gibt es zu den Aktien keine wirkliche Alternative“, sagte ein Händler. Der Dax stieg um ein Prozent auf 10.614 Punkte, der EuroStoxx50 legte 1,2 Prozent auf 3043 Zähler zu, berichtet Reuters. Allerdings waren die Umsätze verhalten. Vor allem eine Gewinnwarnung von Continental dämpfte die Kauflaune.
EZB-Chef Mario Draghi könnte im Anschluss an die Ratssitzung am Donnerstag Hinweise auf eine mögliche Verlängerung der billionenschweren Anleihekäufe geben, vermuten Börsianer. Derzeit kauft die EZB Wertpapiere im Volumen von monatlich rund 80 Milliarden Euro. In den USA bahnt sich dagegen eine - wenn auch minimale - Verknappung des Geldes an. Neue Hinweise auf das Ausmaß der von vielen noch für Dezember erwarteten Zinserhöhung in den USA erhoffen sich die Anleger von neuen US-Konjunkturdaten am Nachmittag. So steht die Entwicklung der Verbraucherpreise im September auf den Terminkalendern.
Im Dax gab es am Vormittag nur einen Verlierer: Conti brachen um 3,5 Prozent auf 169,10 Euro ein. Der Autozulieferer hatte am Montagabend nach Handelsschluss wegen zusätzlicher Belastungen von fast einer halben Milliarde Euro seine im Sommer erst angehobene Gewinnprognose für dieses Jahr gesenkt. Mehrere Analysten senkten ihre Kursziele.
Auf der Gewinnerseite standen die Versorger wieder ganz oben: E.ON und RWE legten je fast drei Prozent zu. Der Chef der Atomkommission des Bundes, Jürgen Trittin, akzeptierte derweil im Kern den Gesetzentwurf zur Übernahme der Atommüll-Altlasten. Auch die seit kurzem an der Börse notierten Töchter Uniper und Innogy legten 2,4 und ein Prozent zu.
Die Finanzwerte waren ebenfalls auf Erholungskurs: Commerzbank und Deutsche Bank legten 2,8 und 2,3 Prozent zu und damit etwas mehr als die europäischen Banken im Schnitt mit 1,8 Prozent.
SAP stiegen um 1,9 Prozent. Börsianer verwiesen auf den Quartalsbericht von IBM. Der weltweit größten IT-Dienstleister hatte vor allem vom Ausbau des Cloud-Geschäfts profitiert. In Frankfurt fielen IBM allerdings um 2,8 Prozent, was Händler auf Gewinnmitnahmen zurückführten. Der Zwischenbericht von SAP wird für Freitag erwartet.
Lange Gesichter gab es dagegen bei Südzucker : Die Titel fielen um 6,7 Prozent auf 23,50 Euro und hielten damit im MDax die rote Laterne: Die Analysten von Kepler Cheuvreux hatten ihre Kaufempfehlung kassiert und die Aktien auf „reduce“ drastisch herunter gestuft. Ihre Gewinnschätzungen nahmen sie ebenfalls deutlich zurück.
In Dublin prallte derweil die Senkung der Gewinnprognose an Ryanair ab: Die Titel stiegen zeitweise um 2,8 Prozent auf 12,14 Euro. Analysten sprechen von einer „kleinen Gewinnwarnung“, vieles sei seit dem Brexit-Votum bereits im Kurs berücksichtigt worden.