Gemischtes

Betriebsrat: „Zukunftsängste darf es bei Audi nicht geben“

Lesezeit: 2 min
29.10.2016 00:11
Der Chef des Audi-Betriebsrats sieht im Abbau von Arbeitsplätzen das falsche Signal: Für die notwendigen Innovationen der Zukunft brauche das Unternehmen alle Mitarbeiter an Bord.
Betriebsrat: „Zukunftsängste darf es bei Audi nicht geben“
Peter Mosch, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Audi. (Foto: Audi)

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Während die Audi-Spitze Einsparungen angekündigt hat, fordern Sie eine Beschäftigungsgarantie bis 2018. Gibt es konkrete Hintergründe für diese Forderung?

Peter Mosch: Die Hintergründe liegen schon in Ihrer Frage formuliert. Einsparungen sind meist mit Zukunftsängsten verbunden. Diese darf es bei Audi nicht geben und im Falle, dass wir die Beschäftigungssicherheit über 2018 hinaus verlängern können, nehmen wir diese Ängste und zeigen zugleich, dass Audi weiter erfolgreich sein wird und dazu die gesamte Mannschaft an Bord benötigt.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wo liegen derzeit Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Audi?

Peter Mosch: Neben den aktuellen Herausforderungen müssen gerade jetzt die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Die Digitalisierung und der Antriebswandel hin zu alternativen Technologien verlangen alles ab.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Seit Diesel-Gate hat die Elektromobilität in Deutschland erheblich an Schwung gewonnen. Wo sehen Sie Audi im Vergleich zu anderen deutschen und europäischen Herstellern?

Peter Mosch: Das sehe ich anders. Trotz der Elektroprämie erfährt die Elektromobilität in Deutschland unabhängig vom Hersteller noch nicht die Absatzzahlen wie erhofft. Eine fehlende Ladeinfrastruktur beispielsweise ist eine Schwachstelle, die dringend behoben werden muss. Audi selbst sehe ich hingegen auf einem sehr guten Weg. Die Hybridstrategie war der richtige Schritt in Richtung reiner E-Mobilität. Zudem zeigen wir zukünftig in der Formel E, welche sportlichen Potenziale mit dieser Antriebstechnologie verknüpft sein werden. Diese Impulse werden unsere Kunden dann auch bald auf den Straßen der Welt selbst erleben können.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Rechnen Sie aufgrund der Abkehr von der Dieseltechnologie in den kommenden 15 Jahren mit einer größeren Mitarbeiterfluktuation im Unternehmen?

Peter Mosch: Unabhängig von der Dieseltechnologie werden sich die Tätigkeitsfelder in der Automobilindustrie in Zukunft verändern. Sowohl die Digitalisierung als auch die Elektromobilität verlangen das regelrecht. Es werden neue Berufsfelder entstehen und für die muss das Unternehmen unsere Kolleginnen und Kollegen „on the job“ fit machen. Dann fällt auch keiner hinten runter.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Unternimmt Audi genug, um die Mitarbeiter auf die neuen Technologien und deren Anforderungen vorzubereiten?

Peter Mosch: Wir forderten eine Weiterbildungsoffensive und das Unternehmen zeigt hier mittlerweile innovative Bildungsansätze, die unsere Kollegen für die Mobilität von Morgen vorbereiten. In Kooperation mit der Technischen Hochschule Ingolstadt werden Beschäftigte, die auf Verbrennermotoren spezialisiert waren, in Sachen E-Mobilität weitergebildet. Ein Konzept ganz nach unserem Geschmack.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten:  Im Zuge der Elektromobilität und dem Automatisierten Fahren etabliert sich Industrie 4.0 auch immer stärker in der Automobilindustrie. Wie wollen Sie im Zuge der weiteren Automatisierung der Produktionsprozesse den Abbau von Mitarbeitern verhindern?

Peter Mosch: Industrie 4.0 hat sich ihren Weg im Zuge der Digitalisierung gebahnt und ist ein Kunstbegriff, der digitale Prozesse innerhalb der Produktion umschreibt. Das hat weder etwas mit Entwicklungen im Bereich Automatisiertes Fahren noch dem Fortschritt der Elektromobilität zu tun. Das eine ist Revolution im IT-Bereich, das andere eine Weiterentwicklung der Antriebstechnologie hin zur CO2-neutralen Mobilität. Trotzdem: Die sogenannte Industrie 4.0 muss nicht gleich als Horrorszenario einer menschenleeren Fabrik heraufbeschworen werden. Auch hier gilt es, die Beschäftigten mitzunehmen, in die Prozesse einzubinden und in die Veränderungen miteinzubeziehen. Audi geht hier beispielhaft voran und nutzt Roboter dazu, unsere Kollegen in der Montage zu entlasten. Wir Betriebsräte halten ein wachsames Auge darauf, dass das auch so bleibt und Menschen auch zukünftig die Maschinen steuern und nicht umgekehrt.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Fürchten Sie Jobverluste?

Peter Mosch: Wir werden nicht weniger, aber andere Tätigkeiten haben. Letztlich glaube ich nicht daran, dass Jobs verloren gehen, sondern neue Beschäftigungsfelder entstehen. Das sind erste Ergebnisse unseres Projekts Vision 2030. Eines der ersten Arbeitnehmerprojekte, das die DNA der Digitalisierung hinsichtlich der Zukunft von Mitbestimmung und Arbeit entschlüsselt.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Unterstützen Sie die Einsparungen im Bereich der Zukunftstechnologien?

Peter Mosch: Halt. Das Engagement des Unternehmens hinsichtlich Zukunftstechnologien ist ungebrochen. Dafür macht sich der Betriebsrat auch stark. Digitalisierung und alternative Antriebstechnologien machen das mehr als deutlich. Innovativ und mehr als auf der Höhe der Zeit. Beim Automatisierten Fahren fährt Audi ganz weit an der Spitze – ebenso auf dem Sektor der Connectivity. Unser Vorsprung ist ein Versprechen an unsere Kunden und dieses Versprechen werden wir halten.

***

Peter Mosch ist Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Audi AG.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...