Japan und Indien haben am Freitag einen Kooperationsvertrag zur zivilen Nutzung der Atomenergie unterschrieben. Der indische Premierminister Narendra Modi reiste nach Tokio, um den erfolgreichen Abschluss der fast sechsjährigen Gespräche zu feiern, berichtet Hindustan Times. Für Japan stellt der Vertrag die erste Zusammenarbeit mit einem Land dar, das nicht den Bedingungen des Atomwaffensperrvertrags unterliegt.
Indien dürfte durch das Abkommen einen besseren Zugang zum Markt für Nukleartechnik erhalten. Wie Hindustan Times schreibt, werde auch die nukleare Kooperation mit den USA erleichtert, weil der US-Ausrüster Westinghouse eine hundertprozentige Tochter von Toshiba sei.
Japanische Unternehmen sind Weltmarktführer im Bereich der Nukleartechnologie und die meisten Ausrüster von Atomkraftwerken weltweit sind von ihnen abhängig. So verfügt Japan beispielsweise mit dem Unternehmen Japan Steel Works praktisch über einen Monopolisten beim Bau von Reaktoren. Den Rest des Marktes teilen sich der chinesische Konzern China First Heavy Industries, die französische Firma Creusot Forge und Russlands OMZ Izhora. Zudem sind die Japaner bei der Brennzellen-Herstellung und bei der Brüter-Technologie führend.
Allerdings ist die japanische Atom-Wirtschaft ausgesprochen problematisch: Der Super-GAU von Fukushima ist bis heute nicht ansatzweise behoben, die Folgekosten sind enorm und müssen vom japanischen Steuerzahler getragen werden. Die Betreiberfirma Tepco ist seit Jahren faktisch bankrott. Die japanische Atomwirtschaft gilt allgemein als sehr korrupt. So erhalten ehemalige Politiker nach ihrem Ausscheiden immer wieder lukrative Posten. Das könnte auch zu einem langfristigen Problem werden: Auch Indien kämpft gegen eine massive Korruption. Erst diese Woche musste das Land eine Währungsreform durchführen, um gegen Geldwäsche und Korruption einen Schlag landen zu können.
Die Kooperation zeigt, dass viele Entwicklungsländer wie Indien in der Nukleartechnologie die Zukunft sehen, um ihren Gesellschaften einen großflächigen Zugang zu Energie zu ermöglichen. Doch auch westliche Staaten setzen auf die Technologie. Großbritannien hat jüngst den Bau eines Kraftwerks in Zusammenarbeit mit Chinesen und Franzosen beschlossen. Deutsche Firmen spielen seit dem Atomausstieg international keine Rolle mehr.