Finanzen

Großbritannien kündigt neue Schulden im großen Stil an

Die britische Regierung will die Wirtschaft mit einem Konjunkturprogramm in Gang bringen. Die Schulden werden steigen, das Haushaltsdefizit wachsen. London nimmt bei seinen Plänen keine Rücksicht mehr auf EU-Vorgaben.
24.11.2016 02:32
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach dem beschlossenen Austritt aus der Europäischen Union will Großbritannien mit einem Konjunkturprogramm gegen eine drohende Abkühlung der Wirtschaft vorgehen, berichtet Reuters. Finanzminister Philipp Hammond kündigte am Mittwoch im Parlament an, innerhalb von fünf Jahren 23 Milliarden Pfund (26,9 Milliarden Euro) in die Verkehrswege und den Wohnungsbau zu pumpen. Im kommenden Jahr, in dem die EU-Austrittsgespräche beginnen sollen, werde die Wirtschaftsleistung laut Prognose der für Budgetfragen zuständigen Behörde OBR nur um 1,4 Prozent zulegen. Auch 2018 dürfte das Plus mit 1,7 Prozent nicht an den aktuellen Aufschwung heranreichen. Für dieses Jahr wird ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,1 Prozent erwartet.

Die Pläne Hammonds sehen unter anderem die umfangreiche Aufnahme neuer Schulden vor, berichtet Bloomberg. Das Haushaltsdefizit werde sich bis zum Jahr 2021 um etwa 143 Milliarden Pfund mehr als geplant vergrößern, sagte der Finanzminister. Rund die Hälfte davon – etwa 70 Milliarden Pfund – seinen „ein direktes Resultat des Referendums“, schreibt das Finanzministerium in einem ergänzenden Bericht. Der Schuldenberg des Landes soll im Haushaltsjahr 2017/18 auf 90,2 Prozent des BIP anwachsen.

Die Regierung werde nicht länger versuchen, bis zum Jahr 2020 einen Haushaltsüberschuss zu erwirtschaften. Eine ausgeglichene Bilanz soll demnach erst nach 2020 in Angriff genommen werden. Diese Strategie ist riskant, weil auch die Handelsbilanz Großbritanniens seit Jahrzehnten negativ ist. „Eine glaubwürdige Fiskalpolitik ist essentiell, um das Vertrauen der Märkte zu erhalten und die Gesundheit der Wirtschaft wiederherzustellen. Die Premierministerin und ich sind uns einig, dass de Staatsfinanzen so schnell wie möglich wieder ausgeglichen sein sollten. Wir brauchen jedoch genug Flexibilität, um die Wirtschaft in naher Zukunft zu unterstützen“, sagte Hammond.

„Unsere Aufgabe ist es, unsere Wirtschaft darauf vorzubereiten, widerstandsfähig für den Abschied aus der EU zu sein, und sie für die anschließende Übergangsphase fitzumachen“, sagte Hammond. Das Anti-EU-Votum werde „den Lauf der britischen Geschichte verändern“. Daher sei es umso wichtiger, die Schwächen der britischen Wirtschaft zu beseitigen. „Dazu zählen die mangelhafte Produktivität, eine Wohnungsknappheit und ein schädliches Ungleichgewicht im Wirtschaftswachstum und der Prosperität.“

Der angestrebte Brexit sorgt für Unsicherheit über die künftige ökonomische Verankerung in Europa. Rund die Hälfte der britischen Exporte geht in die Staaten der EU. Laut Hammond geht die OBR davon aus, dass die Unsicherheit über die künftigen Handelsbeziehungen das Wachstum in den kommenden Jahren um 2,4 Prozentpunkte schmälern wird. Für 2019 und 2020 erwartet das Haushaltsbüro wie im März BIP-Zuwächse von jeweils 2,1 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...