Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, lässt sich beurlauben, wenn sie sich im Dezember in Frankreich wegen einer Finanzaffäre vor Gericht verantworten muss. "Ich werde so tun, als ob ich im Urlaub bin", sagte Lagarde im Interview mit der Zeitung "l'Obs" vom Donnerstag. Sie werde lediglich ihre E-Mails lesen und in Notfällen reagieren.
Mit Blick auf den Prozess sagte die ehemalige französische Wirtschafts- und Finanzministerin: "Meine Anwälte werden juristische Mittel finden, mit dieser sonderbaren Situation umzugehen." Der Prozess wird voraussichtlich vom 12. bis 20. Dezember dauern.
Lagarde wird wegen einer umstrittenen staatlichen Schadenersatzzahlung in Höhe von mehr als 400 Millionen Euro an den Geschäftsmann Bernard Tapie Nachlässigkeit im Umgang mit öffentlichen Geldern vorgeworfen. Ein von der damaligen Finanzministerin angerufenes privates Schiedsgericht hatte Tapie 2008 nach dem Verkauf des Sportartikelherstellers Adidas staatlichen Schadenersatz zugesprochen. Schnell wurden wegen des Schiedsspruchs Betrugsvorwürfe laut.
Lagarde wird von den Ermittlern vorgeworfen, das private Schiedsgericht eilfertig und schlecht vorbereitet angerufen zu haben. In der Kritik steht auch ihre Entscheidung, den Schiedsspruch nicht angefochten zu haben. Lagarde hat alle Vorwürfe gegen sie zurückgewiesen. Sie beteuert, sie habe immer im Interesse des Staates gehandelt.
Bei einer Verurteilung drohen Lagarde ein Jahr Haft und eine Geldstrafe von 15.000 Euro. Der Gerichtshof der Republik kann als einziges Gericht in Frankreich über mutmaßliche Vergehen von Ministern während ihrer Amtsausübung urteilen.