Die Lufthansa erhält eine Verschnaufpause, berichtet Reuters. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit werde "mindestens diese Woche" in Anspruch nehmen, um das neue Vergütungsangebot des Konzerns zu beraten, teilte sie am Dienstag in Frankfurt am Main mit. Während dieser Zeit würden "keine weiteren Streikmaßnahmen" organisiert.
Die Lufthansa hatte vergangenen Mittwoch ein neues Angebot vorgelegt; "zwischenzeitlich" habe sie auch auf die meisten Fragen der Gewerkschaft dazu geantwortet, teilte Cockpit mit. Während der Zeit der internen Beratungen in den Gewerkschaftsgremien soll es keine Arbeitsniederlegungen geben.
Die Lufthansa rechnet nach eigenen Angaben vom Freitag mit einer baldigen Schlichtung in dem Streit. Cockpit teilte dazu mit, sie werde den weiteren Verhandlungsprozess, der gegebenenfalls unter Beteiligung eines Schlichters stattfinden könnte, diskutieren. Die Gewerkschaft begrüßte es, dass Konzernchef Carsten Spohr Stellung zum Tarifkonflikt nehmen wolle; sie hatte kritisiert, dass Spohr keine aktive Rolle am Verhandlungstisch eingenommen hatte.
Die Vereinigung Cockpit hatte nach gescheiterten Verhandlungen über die Vergütung der Piloten der Lufthansa, der Frachttochter Lufthansa Cargo und der Billigtochter Germanwings im November zu Streiks im Kerngeschäft der Airline aufgerufen. An sechs Streiktagen fielen knapp 4500 Flüge aus; mehr als eine halbe Million Passagiere mussten umplanen.
Lufthansa bietet den Piloten nun eine Lohnerhöhung in zwei Stufen um insgesamt 4,4 Prozent und eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern an. Der Vergütungstarifvertrag soll bis Ende Juni 2018 laufen.
Der zähe Tarifstreit mit Cockpit hat der Lufthansa bereits millionenschwere Kosten verursacht. Jeder Streiktag kostet das Unternehmen nach eigenen Angaben zwischen zehn und 15 Millionen Euro. In den Jahren 2014 und 2015 liefen bereits Kosten in Höhe von 351 Millionen Euro durch Pilotenstreiks auf.