Finanzen

Banken-Krise Italien: Es wird ganz eng für die Monte Paschi

Die EZB hat die Bitte um Fristverlängerung bei der Kapitalsuche für die Monte Paschi abgelehnt. Damit müsste die Bank von ihren Gläubigern gerettet werden. Doch die Regierung in Rom fürchtet den Zorn von tausenden Kleinanlegern.
09.12.2016 15:29
Lesezeit: 1 min

Der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi rennt laut Reuters die Zeit davon. Die EZB-Bankenaufsicht lehnte nach Informationen einer mit den Vorgang vertrauten Person vom Freitag die Anfrage des Instituts ab, ihr mehr Zeit zu geben, bei Investoren Geld für eine nötige Kapitalspritze einzusammeln. Monte dei Paschi hat wegen der Regierungskrise in Italien um eine Fristverlängerung bis zum 20. Januar gebeten. Mit der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) nimmt nun der Druck auf die Regierung in Rom zu, einzugreifen.

Nach europäischem Recht muss die Rettung über die Gläubiger geschehen ("bail-in"). Demnach sind nachrangige Gläubiger zu beteiligen.

Doch die Regierung Renzi fürchtet den Zorn von tausenden Kleinanlegern und will die Bank lieber mit Steuergeldern retten.

Denn es besteht die Gefahr, dass das Geldhaus aus der Toskana sonst abgewickelt werden müsste. Die Aktien gaben bis zum frühen Nachmittag 6,5 Prozent nach.

Solch ein Eingreifen des Staates könne sehr schnell erfolgen - dies sei innerhalb von Tagen denkbar, sagten Insider aus der Finanzbranche und Regierungskreise laut Reuters.

Die Banken drängen die italienische Regierung seit Monaten auf eine Rettung, um den Bail-In zu vermeiden - obwohl dieser geletendes Recht ist.

Am Freitag traf sich Regierungskreisen zufolge Monte-Paschi-Chef Marco Morelli mit Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan sowie Vertretern der Banken JPMorgan und Mediobanca.

Das Geldhaus aus der Toskana ächzt unter einem Milliardenberg fauler Kredite und braucht dringend frisches Kapital. Der Rettungsplan war ursprünglich bis Ende Dezember angelegt und setzte auf eine privatwirtschaftliche Lösung: Die älteste Bank der Welt wollte am Markt fünf Milliarden Euro einsammeln - über eine Kapitalerhöhung und einen Anleihetausch. Doch die Suche nach neuen Ankerinvestoren gestaltete sich zuletzt wegen der Regierungskrise schwieriger als erwartet.

Insidern zufolge könnte die Regierung in dieser brenzligen Situation dem Geldhaus mit einer Teilverstaatlichung unter die Arme greifen. Spielraum für eine solche Lösung gibt es: Die Verordnungen der Europäischen Union (EU) lassen prinzipiell eine "vorsorgliche Rekapitalisierung" einer Bank durch den Staat zu, um eine drohende Schieflage abzuwenden. Insidern zufolge könnte das Finanzministerium etwa Nachrang-Anleihen von etwa 40.000 Kleinanlegern aufkaufen und diese Bonds dann in Aktien umwandeln. Damit würde der Staatsanteil an der Bank von derzeit vier auf bis zu 40 Prozent steigen. Bis zum Wochenende sei eine solche Transaktion - insgesamt zwei Milliarden Euro schwer - durchaus möglich, hatte es zuletzt geheißen.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...