Politik

Vom Krieg zerstört: Wiederaufbau Syriens kostet 455 Milliarden Dollar

Lesezeit: 2 min
12.01.2017 00:50
Der Krieg hat in Syrien massivsten wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Der Wiederaufbau kann nur mit ausländischer Hilfe erfolgen. Doch die ist nirgendwo in Sicht.
Vom Krieg zerstört: Wiederaufbau Syriens kostet 455 Milliarden Dollar

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die New York Times analysiert, dass die syrische Regierung den Krieg gegen die internationalen Söldner wahrscheinlich gewonnen habe, doch das Land sei nahezu komplett zerstört. Syrien existiere kaum noch.

Mehr als 80 Prozent der Syrer leben unterhalb der Armutsgrenze. Fast 70 Prozent der Syrer leben in extremer Armut, was bedeutet, dass sie die Grundbedürfnisse nicht sichern können, so ein Policy Research-Bericht von 2016. Diese Zahl ist seitdem eher noch gestiegen, so das Blatt.

Die Arbeitslosenquote liegt bei 58 Prozent, wobei eine beträchtliche Anzahl von Beschäftigten als Schmuggler, Kämpfer oder anderswo in der Kriegswirtschaft tätig ist. Die Lebenserwartung ist seit Beginn des Aufstands im Jahr 2011 um 20 Jahre gesunken. Etwa die Hälfte der Kinder geht nicht mehr zur Schule - eine verlorene Generation. Die öffentliche Gesundheit ist in einer katastrophalen Situation. Krankheiten, die früher unter Kontrolle waren, wie Typhus, Tuberkulose, Hepatitis A und Cholera, sind wieder endemisch. Und die Polio, die zuvor in Syrien ausgerottet wurde, wurde wahrscheinlich von Söldner aus Afghanistan und Pakistan wieder miteingeschleppt. Über 500.00 sind während des Kriegs gestorben.

Mit mehr als zwei Millionen Verletzten sind etwa 11,5 Prozent der Bevölkerung Kriegsopfer. Fast die Hälfte der Bevölkerung wurde intern oder extern vertrieben. Nach einer UN-Umfrage in Griechenland unter syrischen Flüchtlingen sind 86 Prozent der dortigen Erwachsenen unter 35 Jahren Personen mit einer Hochschulausbildung oder einer Hochschulreife. Wenn dies zutrifft, deutet dies darauf hin, dass Syrien gerade die Menschen verliert, die es am meisten brauchen wird, wenn es in der Zukunft eine Hoffnung auf Wiederaufbau geben soll. Die Kosten des Wiederaufbaus werden astronomisch sein. Der Industrielle Bassel Nasri aus Aleppo sagte im Gespräch mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass die Syrer bereit seien, ihr Land wieder aufzubauen. Doch mit den Sanktionen der EU und der USA ist sei fast unmöglich, einen geregelten Prozess wieder in Gang zu setzen.

Nach einer Studie von World Vision International aus dem Jahr 2016, soll der Wiederaufbau insgesamt 275 Milliarden Dollar kosten. Die gesamte Industrie des Landes wurde im Verlauf des Kriegs dezimiert. Hinzu kommen die Kosten für notwendige Reparaturen an der Infrastruktur, die der Internationale Währungsfonds (IWF) auf 180 Milliarden bis 200 Milliarden Dollar schätzt. Somit würden sich die Kosten für den gesamten Wiederaufbau auf 455 Milliarden Dollar beziffern. Ohne finanzielle Hilfen durch die internationale Gemeinschaft ist dieser Wiederaufbau nicht möglich. Allerdings ist es unwahrscheinlich, so die Times, dass die internationale Gemeinschaft den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad unterstützen wird. Die Verbündeten Syriens – Russland und der Iran – haben zudem eigene wirtschaftliche Schwierigkeiten. Schließlich sei die Schlacht um Syrien in Wirklichkeit noch lange nicht vorbei. Weder Syrien noch die Söldner haben ihre Ziele erreicht.

Die Opposition kann die Regierung nicht mehr stürzen, doch Saudi-Arabien ist nicht gewillt, den Einfluss des Irans in Syrien hinzunehmen. Das Königreich hat immer noch die Möglichkeit, einen bewaffneten Aufstand herbeizuführen. Es droht eine „Somalisierung“ Syriens. Die Regierung wäre zwar imstande, als offizielle Regierung in Damaskus zu verweilen. Doch eine Kontrolle über das gesamte Land sei dann nicht mehr möglich. Davor hatte der ehemalige syrische UN-Gesandte Lakhdar Brahimi gewarnt. Das Land ist nach Angaben der Times ohnehin aufgeteilt in Gebiete, die von diversen Warlords und Milizen kontrolliert werden. Die regierungsnahen Milizen würden hingegen schon eine Entlohnung für ihre Loyalität einfordern. Syrien ist demnach von nun an in jeglicher Hinsicht abhängig von ausländischen Hilfen. Doch einen Vorkriegszustand werde das Land nie wieder erreichen, so die New York Times.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...