Finanzen

Eurozone beschließt Schuldenerleichterung für Griechenland

Lesezeit: 2 min
23.01.2017 17:19
Die Euro-Finanzminister haben Schuldenerleichterungen für Griechenland beschlossen. Über einen Schuldenschnitt wird nun vermutlich erst nach der Bundestagswahl entschieden.
Eurozone beschließt Schuldenerleichterung für Griechenland

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Euro-Länder haben laut AFP endgültig grünes Licht für begrenzte Schuldenerleichterungen für Griechenland gegeben. Die Führungsgremien des Euro-Rettungsfonds ESM und seines Vorläufers EFSF hätten entsprechende Entscheidungen getroffen, teilten die Organisationen am Montag in Luxemburg mit. Dabei geht es unter anderem um die Verringerung der Risiken durch Zinssteigerungen in den kommenden Jahrzehnten und eine Verlängerung der Laufzeiten von Teilen der griechischen Schulden.

Die Euro-Finanzminister hatten die Schuldenerleichterung eigentlich schon Anfang Dezember beschlossen. Für Verärgerung sorgte bei den Euro-Partnern dann aber, dass der griechische Regierungschef Alexis Tsipras eine Einmalzahlung an 1,6 Millionen bedürftige Rentner ankündigte und eine Mehrwertsteuererhöhung für Touristeninseln wegen der Flüchtlingskrise vorübergehend aussetzte. Die Schuldenerleichterung wurde dann insbesondere auf Druck Deutschlands vorschoben.

Die kurzfristigen Schuldenerleichterungen seinen "ein wichtiger Schritt", um die Tragfähigkeit der griechischen Schulden zu gewährleisten, erklärte ESM-Chef Klaus Regling am Montag. Sie könnten die Schuldenquote Athens bis zum Jahr 2060 um rund 20 Prozentpunkte senken. Nach Angaben der Statistikbehörde Eurostat vom Montag beliefen sich die griechischen Staatsschulden im dritten Quartal auf 176,9 Prozent der Wirtschaftsleistung. Dies sind gut 311 Milliarden Euro.

Die Euro-Partner hatten sich mit dem hoch verschuldeten Griechenland Mitte 2015 auf ein drittes Kredit-Programm in Höhe von bis zu 86 Milliarden Euro geeinigt. Im Mai stimmten die Finanzminister der Währungsunion zu, Athen kurzfristig, aber in begrenztem Ausmaß beim Schuldendienst zu entlasten. Über weitergehende Schuldenerleichterungen soll erst nach Ende des Hilfsprogramms ab Mitte 2018 gesprochen werden.

Damit dürfte ein Schuldenschnitt erst nach der Bundestagswahl diskutiert werden. Der IWF fordert einen solchen seit langem und hatte die Notwendigkeit in einer Analyse der Schuldentragfähigkeit begründet. Der IWF ist vorerst aus einem neuen Kreidtprogramm ausgestiegen.

Ein Schuldenschnitt würde die Steuerzahler in der ganzen Euro-Zone treffen, weil die bisherige Euro-Rettung in Griechenland dazu geführt hat, dass die Banken als private Gläubiger aussteigen konnten und die Risiken auf die europäischen Steuerzahler abgewälzt wurden.

Unter internationalen Ökonomen herrscht Einigkeit, dass ein Schuldenschnitt für Griechenland unerlässlich ist. Unter anderem ist die Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland extrem hoch, weshalb dem Land weitere schwierige Jahre bevorstehen.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Unsere Prinzipien: Kritische Distanz zu allen und klare Worte. Das gefällt natürlich vielen nicht: Der Bundesregierung, den EU-Behörden, den Netzwerken der Parteien, den Lobbyisten, Medien unter staatlicher Aufsicht, verschiedenen Agitatoren aus dem In- und Ausland. Diese Player behindern uns nach Kräften und attackieren unser Geschäftsmodell.

Daher bitten wir Sie, liebe Leserin und Leser, um Ihre

Unterstützung: Sichern Sie die Existenz der DWN!

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, erhalten Sie automatisch eine Nachricht vom System und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Fundamentale Aktienanalyse - so bewertet man Wertpapiere richtig
18.03.2024

Die fundamentale Aktienanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für jeden Investor, der Wertpapiere nicht nur verstehen, sondern auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Umfrage: Sehr viele Deutsche sorgen sich vor weiteren Energiepreissprüngen
18.03.2024

Die Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge Sorgen vor weiteren Energiesprüngen und allgemeinen Preissteigerungen - trotz der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Airbus-Jubiläum: 50 Jahre Linienflüge im Airbus - Boeing hat Wettkampf quasi verloren
18.03.2024

Kein Hersteller baut so gute und so viele Flugzeuge wie Airbus. Eine Erfolgsgeschichte, an die sich Frankreich und Deutschland gerade in...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen
18.03.2024

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien...

DWN
Technologie
Technologie Verhandelt Apple mit Google über KI-Technologie?
18.03.2024

Gibt es bald Googles KI auf Apples iPhones? Laut gut informierten Kreisen verhandelt Apple angeblich mit Google über die Integration von...

DWN
Panorama
Panorama ifo-Institut und EconPol Europe: Wirtschaftsforscher fordern mehr Energie-Zusammenarbeit in Europa
18.03.2024

Wirtschaftswissenschaftler appellieren an die EU, im Zusammenhang mit ihrer Energiepolitik aus der aktuellen Energiekrise zu lernen und mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeiten ohne Grenzen: Was beim Homeoffice im Ausland zu beachten ist
18.03.2024

Arbeiten über Grenzen hinweg: Ein Trend, der immer beliebter wird - und große Chancen bietet, wenn Sie steuer- und...

DWN
Technologie
Technologie Patentamt: Deutsche Industrie macht Tempo bei KI-Entwicklung
18.03.2024

Vom Patentamt kommen gute Nachrichten: Industrie und Wissenschaft in Deutschland machen in Forschung und Entwicklung deutlich mehr Tempo...