Der deutsche Mindestlohn bleibt einer Studie zufolge verglichen mit anderen westeuropäischen Ländern eher niedrig. Zwar wurde er zu Jahresbeginn von 8,50 auf 8,84 Euro je Stunde angehoben. In den westeuropäischen Euro-Staaten liegt die Lohnuntergrenze aber bei mindestens 9,25 Euro, wie aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht. In Luxemburg etwa sind es 11,27 Euro, in Frankreich 9,76 Euro, in den Niederlanden 9,52 Euro, in Belgien 9,28 Euro und in Irland 9,25 Euro.
In Großbritannien muss umgerechnet mit 8,79 Euro etwas weniger als in Deutschland gezahlt werden - allerdings nur wegen der kräftigen Pfund-Abwertung nach dem Brexit-Votum. Bei stabilem Umrechnungskurs betrüge der Mindestlohn 9,92 Euro "und würde damit einen europäischen Spitzenwert einnehmen", erklärte WSI-Tarifexperte Thorsten Schulten. Die südeuropäischen EU-Staaten haben Lohnuntergrenzen zwischen 3,35 Euro in Griechenland und 4,29 Euro in Spanien. In den meisten mittel- und osteuropäischen Ländern seien die Mindestlöhne noch deutlich niedriger, auch wenn sie aufholten. In Polen müssten jetzt mindestens 2,65 Euro pro Stunde bezahlt werden.
21 der 28 EU-Staaten haben ihre Lohnuntergrenze zum 1. Januar oder bereits im Laufe des vergangenes Jahres angehoben. Lediglich in Griechenland gab es wegen der Vorgaben der internationalen Geldgeber kein Plus. Die nominalen Erhöhungen waren die stärksten seit 2007. Da gleichzeitig die Inflation sehr niedrig war, legten die Mindestlöhne in den meisten EU-Ländern auch real deutlich zu.