[vzaar id="9804643" width="600" height="338"]
Chinas Präsident Xi Jinping ist in Florida mit US-Präsident Trump zusammengetroffen. Im Mittelpunkt der Gespräche werden Handelsfragen stehen. Beide Seiten sind an einem Deal interessiert. Trumps Karten sind nicht schlecht – aber auch die Chinesen sind beileibe nicht einfach ein Feind, den es in Schach zu halten gilt.
Im Gegenteil: China ist ein guter Kunde der USA. Im Februar 2017 war China der größte ausländische Abnehmer für US-amerikanisches Rohöl, berichtet die Financial Times. Insgesamt stellt das Land den zweitwichtigsten Markt für US-Rohöl dar. Die Zeitung prognostiziert, dass dem Rohstoffhandel zwischen beiden Staaten in Zukunft eine bedeutende Rolle zukommen wird. Dafür sprächen neben den anziehenden Ölexporten aus den USA auch ein „robuster landwirtschaftlicher Handel“, welcher sich im vergangenen Jahr auf Getreideexporte im Umfang von etwa 20 Milliarden Dollar belief.
Bislang wurde das wirtschaftliche Austauschverhältnis von amerikanischen Dienstleistungen im Gesamtumfang von 45 Milliarden Dollar im Jahr und Investitionen in der chinesischen Industrie und den Kauf chinesischer Produkte dominiert, berichtet die FT.
China und die USA sind die beiden weltgrößten Importeure für Rohöl. Seitdem jedoch amerikanische Firmen mithilfe der Fracking-Technologie Erdöl fördern und zudem ein Exportverbot im Jahr 2015 aufgehoben wurde, haben sich die USA zu einem bedeutenden Exporteur entwickelt. Seit Ende des Exportverbotes haben US-Produzenten etwa 239 Millionen Barrel (159 Liter) Erdöl exportiert – rund die Hälfte davon nach Kanada und etwa 8 Prozent davon nach China.
Der Trend zu stärkeren Energieexporten aus den USA wird sich durch die Fokussierung der US-Regierung auf traditionelle, fossile Energiequellen wahrscheinlich noch verstärken. „Wir glauben, dass Trumps Politik den traditionellen Energieformen inklusive Erdgas und Kohle nutzen wird“, zitiert die FT einen Analysten des chinesischen Unipec-Konzerns.
Beobachter erwarten, dass China in den kommenden Jahren hingegen zum größten Importeur und Raffinerie-Standort aufsteigen wird. Mit den USA entwickelt sich für die Chinesen eine Alternative zu den Lieferanten im politisch instabilen Nahen Osten. „Der Nahe Osten ist sehr riskant, deswegen müssen wir uns auf allen Kontinenten umschauen. Für die nähere Zukunft jedoch werden wir noch immer vom Nahen Osten abhängig sein“, sagt Lin Boqiang vom China Institute for Energy Studies.
Noch liegen die amerikanischen Erdöl-Exporte nach China deutlich unter den Liefermengen der größten Lieferanten Chinas – Saudi-Arabien, Russland und Angola. In den ersten beiden Monaten des Jahres betrugen die Einfuhren aus den USA weniger als 1 Prozent aller Ölimporte Chinas im Gesamtumfang von etwa 8 Millionen Barrel (159 Liter pro Barrel) täglich. Allerdings hat Unipec angeblich damit begonnen, große Öltanker zu chartern, die den Rohstoff an der amerikanischen Golfküste abholen und nach China bringen sollen, berichtet die FT.
Insgesamt ist eine wachsende Präsenz chinesischer Händler im Golf von Mexiko und in der Karibik zu beobachten. Guangdong Zhenrong Energy verhandelt mit der venezolanischen Regierung über eine Erweiterung seiner Raffinerie in Curacao. Im Jahr 2015 kauften die Chinesen 24 Prozent an der staatlichen Ölgesellschaft Antiguas.
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und den USA weisen einige besondere Charakteristika auf. Dazu gehört, dass die Handelsbilanz der beiden Länder sehr unterschiedlich ist – diejenige Chinas ist positiv, während die Bilanz der USA negativ ist. Derzeit resultieren etwa zwei Drittel der negativen Handelsbilanz Amerikas direkt aus dem Handel mit China. Vor dem Beitritt Pekings zur Welthandelsorganisation WTO im Jahr 2001 waren es noch etwa 20 Prozent, berichtet der Economist. Rechne man allerdings alle nicht in China gefertigte Vorprodukte aus der Bilanz heraus, verringere sich das Defizit um etwa ein Drittel, schreiben die Autoren.
Etwa ein Fünftel der chinesischen Ausfuhren gehen in die USA. Diese machen rund 4 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsproduktes aus. Dagegen werden weniger als 10 Prozent der amerikanischen Exporte nach China verschifft oder geflogen. Diese Ausfuhren belaufen sich auf weniger als ein Prozent der US-Wirtschaftsleistung.
Nichtsdestotrotz gibt es wichtige US-Unternehmen, die eine starke Abhängigkeit vom chinesischen Markt haben. Angeführt wird die Liste ausgerechnet vom Dow Jones-Schwergewicht Apple, welches fast 50 Prozent seiner Umsätze in China erwirtschaftete und dadurch sehr abhängig ist. Die Plätze zwei und drei belegen die Technologie- und Halbleiterfirmen Intel und Qualcomm, die auf 12 bis 13 Prozent kommen. Auf Platz vier liegt mit gut 10 Prozent der Luftfahrtkonzern Boeing.
Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump wirft Chinas Führung vor, den Wechselkurs der Landeswährung Yuan bewusst niedrig zu halten. Dies trifft allerdings nur bedingt zu. Verglichen mit einem Korb wichtiger Währungen nahm der Wert des Yuan in den vergangenen zehn Jahren um etwa 40 Prozent zu und damit so viel wie bei keiner anderen Währung eines großen Landes.
Eine der wichtigsten amerikanischen Exportwaren, die ihren Weg nach China findet, stellt die Bildung dar. Inzwischen studieren rund 330.000 chinesische Staatsbürger in den USA und machen damit fast ein Drittel aller ausländischen Studenten aus. In den vergangenen zehn Jahren hat sich ihre Zahl mehr als verfünffacht.
Auf dem Kapitalmarkt herrscht eine deutliche Abhängigkeit der USA von China. Das Land ist mit Staatsanleihen im Gesamtwert von über einer Billion Dollar der zweitgrößte Gläubiger der USA nach Japan. Die Chinesen versuchen allerdings seit Monaten, ihre Bestände zu verringern. Beobachter weisen gelegentlich darauf hin, dass China die USA faktisch in die Zahlungsunfähigkeit treiben könnte, wenn es seine Staatsanleihen schnell in großen Mengen auf den Markt werfen würde. Dies würde nämlich Panik bei anderen Marktakteuren auslösen und die Zinsen der Papiere massiv hochtreiben. Der Economist widerspricht dieser Sichtweise unter Verweis auf die US-Zentralbank Federal Reserve. Diese sei in der Lage als Käufer mit selbstgedrucktem Geld in die Presche zu springen und die Papiere aufzukaufen.
Die Federal Reserve hat demonstriert, dass sie weit mehr Staatsanleihen kaufen kann, als jeder inländische oder ausländische Investor verkaufen kann. Deswegen kann China die Zinsraten in den USA nicht diktieren, und das Land noch weniger an den Rand der Zahlungsunfähigkeit bringen. Auch Schwankungen des Dollarkurses sind in den Augen der Chinesen ein Problem. Weil sich chinesische Firmen im Ausland verschuldet haben, bedeutet eine Aufwertung des Dollar, dass ihre Schulden teurer werden“, schreibt der Economist.
„Die finanziellen Abhängigkeiten sind beidseitig. Die Federal Reserve hatte Ende 2015 angekündigt, die Leitzinsen zügig zu erhöhen. Bis Ende 2016 schaffte sie gerade einmal zwei Erhöhungen. Nicht zuletzt Sorgen um die Auswirkungen auf die Finanzstabilität und die Wirtschaft in China waren dafür verantwortlich. Amerikanische Investoren haben gelernt, dass negative Nachrichten aus China zu einer ernsten Gefahr für ihre Portfolios werden können. Zwei der drei Unsicherheitsphasen der vergangenen Monate, in denen der Volatilitätsindex VIX stark gestiegen war, hatten ihren Ursprung in China. Es geht also nicht darum, dass China die finanzielle Oberhand über Amerika hat oder andersherum, sondern dass beide eng verzahnt sind“, schreibt der Economist.
Für zahlreiche amerikanische Firmen ist China ein wichtiger Standort, um Geschäfte zu machen. Einer Studie der Rhodium Group zufolge beträgt der wahre Umfang an Direktinvestitionen amerikanischer Anleger dort etwa 228 Milliarden Dollar – mehr als fünfmal so viel wie die offiziellen Zahlen. Der Autobauer General Motors verkauft in China mehr Fahrzeuge als in jedem anderen Land der Welt, die Kaffeehauskette Starbucks eröffnet derzeit jeden Tag mehr als eine Filiale in China und der Flugzeugbauer Boeing erwartet, dass die Chinesen in den nächsten 20 Jahren mehr als 6.000 Flugzeuge kaufen werden und damit zum ersten Billionen-Dollar-Markt des Unternehmens avancieren. Insgesamt investierten amerikanische Firmen im vergangenen Jahr etwa 13 Milliarden Dollar in China.
Noch deutlicher steigen die chinesischen Investitionen in den USA an. Diese betrugen im vergangenen Jahr etwa 46 Milliarden Dollar und im Jahr 2015 etwa 16 Milliarden Dollar. Erst seit dem Jahr 2010 erreichen sie überhaupt einen nennenswerten Umfang.
Das Verhältnis zwischen den USA und China ist derzeit vor allem durch Trumps Kritik an Pekings Außenhandelspolitik belastet. Die USA haben ein riesiges Defizit vor allem im Handel mit China. Sie werfen China, aber auch Deutschland „unfaire“ Handelspraktiken zu Lasten der Amerikaner vor. Tillerson verwies auf konstruktive Beziehungen zwischen den USA und China, die aber auf beiden Seiten „fair“ sein müssten. Ziel der USA sei „Wohlstand“ für amerikanische Arbeiter.