Das Kernteam des neuen Präsidenten Emmanuel Macron hat Erfahrungen in Politik, Wirtschaft und Banking. Es wird erwartet, dass einige von ihnen Minister-Posten erhalten werden. Auch wer Premier werden soll, weiß Macron nach eigener Aussage bereits seit geraumer Zeit, will aber den Namen noch nicht preisgeben.
Das Team ist in Frankreich sehr wichtig, weil der Präsident von der Verfassung her eigentlich eine etwas abgehobene Position hat: Er soll eher als Schiedsrichter fungieren, während die Regierung in den Händen des Premierministers liegt. Normalerweise kommen Präsident und die stärkste Partei in der Nationalversammlung aus demselben Lager. Bisher hatte Frankreich ein Zwei-Parteien-System, in dem abwechselnd Sozialisten und Konservative regierten. Das wird sich nun ändern, weil die Sozialisten faktisch am Boden liegen. Der FN wiederum, der jetzt nur zwei der 500 Abgeordneten in der Nationalversammlung stellt, könnte auf bis zu 50 Abgeordnete kommen. Eine klassische "cohabitation" wird es demnach eher nicht geben. Daher ist zu erwarten, dass die Regierung aus Technokraten besteht, wie auch Macron einer ist.
Macron war für die Rothschild-Bank in London mit einer großen Transaktion im Pharmabereich sehr erfolgreich und soll nun an der Spitze eines Landes für eine gedeihliche Entwicklung sorgen. Ein ähnliches Modell hat es in Europa bereits unter Mario Monti in Italien gegeben. Monti war von Goldman Sachs direkt in das Amt des Ministerpräsidenten gehievt worden, allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Auch in Griechenland war in der Krise ein Goldman-Banker an die Spitze gelangt: Doch Lucas Papademos konnte - wie Monti - zwar mit Hilfe des Ex-Goldman-Bankers Mario Draghi an der Spitze der EZB für eine vorübergehende Beruhigung an den Finanzmärkten sorgen. Nachhaltig gelöst hat auch Papademos die griechischen Probleme allerdings nicht: Noch sechs Jahre später steckt das Land in einer tiefen Depression.
Zu den möglichen Kandidaten für das Amt des französischen Premierministers zählen:
Sylvie Goulard (52)
Eine Abgeordnete des Europäischen Parlaments und dort derzeit Mitglied des Monetary Affairs Committee
Xavier Bertrand (52)
Ein republikanischer Abgeordneter, welcher im Ruf steht, über Parteigrenzen hinweg zusammenzuarbeiten.
Bloomberg hat weitere wichtige Persönlichkeiten identifiziert:
Alexis Kohler (44)
Kohler könnte Macrons neuer Stabschef werden – eine Funktion, die er schon unter Macron in dessen Zeit als Wirtschaftsminister ausübte. Derzeit arbeitet Kohler als Finanzchef des Reederei-Konzerns MSC Cruises in Genf.
Ismael Emelien (30)
Emilien gilt als einer der wichtigsten politischen Berater Macrons. Erstmals in der Politik aktiv wurde Emelien im Jahr 2006 als Unterstützer des späteren Chefs des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn. Danach arbeitete er für Havas Group, bevor er Macrons Mitarbeiter in dessen Zeit als Wirtschaftsminister wurde.
Julien Denormandie (36)
Denormandie arbeitete für das französische Finanzministerium an Aufgaben, die mit dem Iran zusammenhingen, und war danach Mitarbeiter an der französischen Botschaft in Kairo. Er beriet Macron während dessen Zeit als Wirtschaftsminister in Fragen des Handels. Denormandie könnte ein wichtiges Amt in diesem Bereich bekleiden, schätzt Bloomberg.
Richard Ferrand (54)
Der sozialistische Abgeordnete Ferrand ist seit mehr als 20 Jahren politisch aktiv und unterstützte Macron früh. Seit dem Jahr 2012 sitzt er im Parlament. Bloomberg schätzt, dass Ferrand ein Posten im Kabinett erhalten könnte.
Jean Pisani-Ferry (65)
Ferry war Berater Macrons in dessen Zeit als Wirtschaftsminister. Er arbeitete bei der Europäischen Kommission und beim Internationalen Währungsfonds. Zwischen 2005 und 2013 war er Präsident der Brüsseler Denkfabrik Bruegel, die sich hauptsächlich mit Fragen rund um die Europäische Union beschäftigt.
Gerard Collomb (69)
Wie Richard Ferrand gehört auch Gerard Collomb zu den frühsten Unterstützern Macrons. Der sozialistische Senator ist seit dem Jahr 2001 Bürgermeister der Großstadt Lyon. Collomb gilt als ausichtsreicher Kandidat für das Amt des Premierministers. Im Wahlkampf sagte Macron, dass er bereits wisse, wem er das Amt des Premierministers anvertrauen wolle, nannte aber keine Namen.
Jean-Yves Le Drian (69)
Le Drian amtiert als Frankreichs derzeitiger Verteidigungsminister und sprach sich im ersten Wahlgang für Macron aus, obwohl er damit den sozialistischen Bewerber Benoit Hamon brüskierte. Le Drian genießt in der französischen Öffentlichkeit breite Unterstützung und einen guten Ruf.
Valerie Pecresse (49)
Die Republikanerin Valerie Pecresse ist Vorsitzende der Partei in Paris und arbeitete als Haushaltsministerin unter dem früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy. Derzeit arbeitet sie in der Wirtschaftsförderung für die Hauptstadt.
Francois Bayrou (65)
Bayrou ist seit 2007 Präsident der Partei „Demokratische Bewegung“ und hat sich angesichts des sich abzeichnenden Erfolgs von Macron auf dessen Seite geschlagen.
Christophe Castaner (51)
Castaner ist Abgeordneter der Sozialistischen Partei.
Gerard Araud (65)
Araud ist derzeit französischer Botschafter in Washington. Davor war er Gesandter bei den Vereinten Nationen und in Israel.
Renaud Dutreil (56)
Dutreil war ein hochrangiger Manager beim Luxusgüterkonzern LVMH und Minister für Handel und kleinere Unternehmen unter dem konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Dutreil verfügt über ein weit verzweigtes Netzwerk in der französischen Wirtschaft.
Axelle Tessandier (36)
Tessandier ist Gründerin einer Unternehmensberatung im Bereich Digitalisierung. Sie arbeitete jahrelang im Silicon Valley.