Technologie

„Forest Cities“: Der radikale Plan gegen die Luftverschmutzung in China

Der Architekt Stefan Boeri will Chinas Städte in grüne Oasen verwandeln. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
14.05.2017 03:04
Lesezeit: 2 min

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In der Vorstellung von Stefan Boeri sieht die Zukunft chinesischer Städte grün aus – sehr grün. Bürogebäude, Wohnblöcke und Hotels gleichen vom Keller bis zum Dach eher einem dschungel-artigen Leben als einer Wildnis aus Beton, Glas und Stahl. Ein Umdenken ist besonders in China auch notwendig, denn die Städte ersticken im Smog.

Nachdem die Zwillingstürme „Vertical Forest“ bereits in Mailand umgesetzt wurden, plant Boeri nun ein ähnliches Projekt in der ostchinesischen Stadt Nanjing. Dies ist Boeris erstes Projekt in Asien. Auch hier soll es sich um Zwillingstürme handeln, die mit 23 Baumarten und mehr als 2.500 Pflanzen bepflanzt werden sollen. Der Komplex wird Büros, ein Hotel mit 247 Zimmern und eine Architekturschule beinhalten, berichtet The Guardian.

Doch der Mailänder Architekt will noch weiter gehen. Sein Plan sieht ganze waldähnliche Städte für die stark luftverschmutzten Industrieregionen vor.

„Wir sind gebeten worden, eine ganze Stadt zu entwerfen, in dem es nicht nur ein hohes Gebäude, sondern 100 oder 200 Häuser in verschiedenen Größe gibt – alle mit Bäumen und Pflanzen an den Fassaden,“ sagte Boeri dem Guardian. „Wir arbeiten hart daran, all die Gebäude unterschiedlich zu gestalten. Ich denke, der Bau wird Ende dieses Jahres beginnen. Bis 2020 könnte somit bereits die erste ‚Forest City‘ in China existieren.“

gen. Laut eigenen Angaben würden die Gebäude in Nanjing 25 Tonnen CO2 aus der Luft in 60 kg Sauerstoff verarbeiten – pro Tag. Angesichts der starken Feinstaubbelastung wäre das auch mehr als nötig. Boeri ist sich jedoch bewusst, dass es mehr als ein paar pflanzenbesetzte Wolkenkratzer braucht, um Herr der Lage in China zu werden: „Zwei Türme in einem so großen städtischen Umfeld wie in Nanjing sind nur ein kleiner Beitrag. Aber sie können als Vorbild wirken. Wir hoffen, dass dieses Beispiel grüner Architektur kopiert wird.“

Die erste grüne Stadt wird in Luizhou, einer mittelgroßen Metropole mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern, in der südchinesische Provinz Guangxi entstehen.

Im Vergleich zu den „Vertical Forest“-Türmen stellen diese Entwürfe „einen viel ernsthafteren Beitrag zur Lösung der chinesischen Umweltprobleme“ dar, so Boeri. Der Architekt kam zum ersten Mal 1979 nach China. Vor fünf Jahren eröffnete er ein Büro in Shanghai, wo er ein Forschungsprogramm an der Tongji-Universität führt.

Er sei überzeugt, dass nun auch die chinesischen Beamte beginnen umzudenken. Im Fokus stehe eine völlig neue Planungsstrategie für neue Städte. Statt immer neue Bezirke an den Kern zu setzen und damit albtraumhafte Monster von Städten zu erzeugen, sollte vielmehr ein System aus kleineren Städten entstehen.

Boeri selbst empfindet seine Idee nicht als spektakulär: „Was wirklich spektakulär ist, ist die Natur und die Idee eines Gebäudes, dass zu jeder Jahreszeit seine Farbe ändert“, so Boeri. „Wir denken – und wir hoffen – dass diese Idee der vertikalen Wälder überall nachgebaut wird. Ich habe absolut kein Problem, wenn Leute das kopieren wollen. Ich hoffe, dass das, was wir hier geschaffen haben, etwas bewirkt.“

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