Wirtschaft

Katar: Gas-Exporte nach Europa laufen ungehindert weiter

Der Boykott der Golf-Staaten gegen Katar hat sich bisher nicht auf die Gas-Exporte nach Europa ausgewirkt.
11.06.2017 02:06
Lesezeit: 2 min

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Nachdem fünf von Katars Nachbarn ihre diplomatischen und wirtschaftlichen Verbindungen mit Katar gekappt hatten, wurde befürchtet, dass es zum Ölpreis-Verfall kommt. Nach Angaben von Energie-Experten ist das jedoch unwahrscheinlich, berichtet CNBC. Trotz kleiner Einbrüche bei Öl- und Gaspreisen, zusammen mit Energiebeständen, war die globale Auswirkung der Katar-Krise gering.

Vor der saudisch geführten Aktion gegen Katar, befand sich der Ölpreis in einem Bereich von 45 bis 55 Dollar pro Barrel, so Matthew Peterson von LPL Financial. Daran werde sich wahrscheinlich auch künftig nichts ändern, meint er. Von einer Erhöhung des Ölpreises geht er nicht aus. Aufgrund der hohen weltweiten Lagerbestände gebe es auf dem Öl- und Gasmarkt ein Überangebot, was eine drastische Erhöhung der Preise aufgrund des Katar-Konflikts unmöglich macht.

Die Ölpreise lagen im Jahr 2014 bei über 100 Dollar. Doch als die OPEC-Staaten und weitere Öl-Produzenten ihre Förderungen erhöhten, fielen die Preise bis Ende 2015 auf weniger als 30 Dollar. Derzeit wollen insbesondere die Saudis ein Ölpreis von mindestens 70 Dollar sehen, da sie die Diversifizierung ihrer Wirtschaft anstreben und dafür Petro-Dollars brauchen.

Die saudische Aktion gegen Katar hatte Investoren zunächst irritiert. Am Montag sank der Ölpreis zunächst um 1,5 Prozent an der New York Mercantile Exchange. Anschließend erhöhte sich der Ölpreis relativ zügig.

Katar ist kein „Global Player“ auf dem weltweiten Ölmarkt. Seine Rohölproduktion macht nur 15 Prozent der saudischen Rohölproduktion aus. Katar ist der 17. größte Ölproduzent der Welt. „Katar ist ein relativ kleiner Produzent“, sagt James Brilliant, Co-Chief Investment Officer bei Century Management. Eine Isolation des Landes werde keine Störung darstellen. Bloomberg berichtet, dass Katar 618.000 Barrel an Öl pro Tag produziert und damit innerhalb der OPEC der kleinste Produzent sei.

Allerdings kommen aufgrund der Ausbeutung des South Pars Gasfelds 1,3 Millionen Barrel an LNG-Gas hinzu. Katars LNG-Exporte werden trotz der Sanktionen und der Seeblockade der Saudis und anderer Golf-Staaten weiterlaufen. Die katarischen Schiffe können über iranische Gewässer fahren und dann die Straße von Hormuz über die übliche Schifffahrtsspur im omanischen Gebiet passieren oder im iranischen Sektor bleiben, wenn Oman sich der Seeblockade der Golf-Staaten anschließt. Jeder Versuch, die LNG-Exporte mit Ressourcen aus dem South Pars Gasfeld zu stoppen, würde eine ernste Antwort von den großen LNG-Kunden Japan, Südkorea, China und Indien nach sich ziehen. Katarische LNG-Schiffe dürfen nach wie vor durch den Suez-Kanal fahren, obwohl sich Ägypten den Sanktionen gegen Katar angeschlossen hat. Der Suez-Kanal ist wichtig, um die europäischen LNG-Kunden Katars zu versorgen. Nach Angaben von Bloomberg muss Katar gute Beziehungen zum Iran aufrechterhalten, um weiterhin das South Pars Gasfeld ausbeuten zu können. Denn das Gasfeld wird gemeinsam mit dem Iran ausgeschlachtet, da die Gas-Installationen beider Länder beieinander liegen.

Falls der Streit zwischen den Golf-Staaten und Katar eskalieren sollte, könnte Katar seine Gaslieferungen an die VAE über die Dolphin-Pipeline stoppen. Dieses Pipelineprojekt gehört zu 24,5 Prozent Total, 24,5 Prozent Occidental und zu 51 Prozent dem VAE-Konzern Mubadala. Über die Pipeline deckt die VAE ein Viertel seiner gesamten Energienachfrage. Die VAE erhält täglich 160.000 Barrel an Kondensaten und Flüssiggas über diese Pipeline. Es gibt aktuell keine Alternative zur Dolphin-Pipeline.

In diesem Zusammenhang geht auch die US-Investmentbank Goldman Sachs nicht davon aus, dass der Ölpreis kurzfristig steigen wird. Allerdings geht Goldman Sachs von einem langfristig steigenden Ölpreis aus und empfiehlt den Kauf von Long-Kontrakten. Entscheidend für die Prognose der US-Investmentbank sind nicht die geopolitischen Konflikte im Nahen Osten, sondern der Plan der US-Regierung, seine strategischen Ölreserven, also seiner Lagerbestände, zu verringern.

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