Finanzen

Italien setzt Rückzahlung von Anleihen bei Veneto Banca aus

Die italienische Regierung gewährt der Krisenbank Veneto Banca mehr Zeit, ihre Schulden zurückzuzahlen. Italien muss gleichzeitig mehrere Banken retten.
18.06.2017 00:45
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Italien hat zur Entlastung des angeschlagenen Geldhauses Veneto Banca die Frist für eine Rückzahlung von nachrangigen Anleihen verlängert. Die Entscheidung der Regierung vom Freitag betrifft Papiere mit einem Volumen von 86 Millionen Euro, die am kommenden Mittwoch fällig gewesen wären. Der neuen Notverordnung zufolge können sie die Zahlung um sechs Monate verschieben ab dem Zeitpunkt, an dem sie Staatshilfe beantragt hatten. Das tat Veneto am 17. März. Damit wäre das Geld nun erst im September fällig.

Die Regierung in Rom versucht eine Lösung für die beiden venezianischen Banken Veneto und Popolare di Vicenza zu finden, die insgesamt 6,4 Milliarden Euro frisches Kapital benötigen. Um grünes Licht der EU-Kommission für Staatshilfen zu erhalten, müssen sie dabei 1,2 Milliarden Euro an Mitteln von privaten Geldgebern einsammeln.

Dies gestaltet sich aber offenbar schwieriger als gedacht, weil viele potentielle Geldgeber zunehmend misstrauisch auf die Stabilität des italienischen Bankensystems blicken. So wurde am Freitag bekannt, dass die Sanierung der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena einem Insider zufolge ohne die Hilfe privater Investoren geschehen muss, weil diese offenbar abgesprungen sind. Drei mit dem Vorgang vertraute Personen sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Investmentfonds Fortress und Elliott hätten die Gespräche über einen Kauf von faulen Krediten abgebrochen. Nun überlege der von Banken und Versicherern getragene Rettungsfonds Atlante, ob er der viertgrößten Bank des Landes allein zu Hilfe eilt. Insgesamt sieht sich Monte mit faulen Krediten in Höhe von 26 Milliarden Euro konfrontiert.

Misstrauisch macht potentielle Investoren zudem, dass nach den seit Anfang 2016 geltenden europaweiten Regeln zur Abwicklung von Banken bestimmte Anleihe-Gläubiger und Aktionäre der Banken Verluste hinnehmen müssen, bevor der Staat mit Steuergeldern einspringen kann. Vor wenigen Tagen erst kam es in Spanien mit der Abwicklung und dem anschließenden Verkauf der Banco Popular zum ersten Fall eines sogenannten Bail-in in Europa.

Eine Hilfestellung durch den Atlante-Rettungsfonds bei der Veneto Banca und der Popolare di Vicenza wird durch den Umstand erschwert, dass beide Banken bereits im vergangenen Jahr insgesamt 3,4 Milliarden Euro von dem Fonds erhalten hatten. Frisches Geld wollten die im Fonds vereinigten italienischen Geldhäuser deshalb bislang nicht beisteuern. Entsprechende Forderungen wiesen sie wiederholt zurück.

Eine Abwicklung der beiden Kriseninstitute wäre jedoch wahrscheinlich deutlich teurer: Bei einem Zusammenbruch müssten die anderen italienischen Banken elf Milliarden Euro zuschießen, um die Einlagen der Sparer abzusichern, wie zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Nach italienischem Recht sind Guthaben bis zu 100.000 Euro durch den Einlagensicherungsfonds der italienischen Banken geschützt. Ende 2016 lagen auf Spar- und Festgeldkonten der beiden venezianischen Institute 24 Milliarden Euro.

Die italienische Regierung versucht deshalb die Großbanken Intesa Sanpaolo und UniCredit zu überzeugen, sich an der Rettung zu beteiligen. Andere Geldhäuser würden dann dem Beispiel der Großbanken folgen, so die Hoffnung in Rom. Der Beitrag jedes einzelnen Instituts würde sich dem Plan zufolge nach der Höhe der jeweiligen Einlagen richten. UniCredit-Chef Jean Pierre Mustier spiele eine aktive Rolle und habe sowohl mit der Regierung in Rom als auch mit EU-Behörden Gespräche geführt, sagte ein Insider.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...